Tennis Serena Williams ist die Überfliegerin

Düsseldorf · Die 32-Jährige dominiert die Branche nach Belieben. Der Sieg bei den US Open in New York war bereits ihr 18. Titel bei einem Grand Slam. Echte Konkurrenz für sie ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht.

US Open: Serena Williams schlägt Caroline Wozniacki
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Williams schlägt Wozniacki im Finale

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Foto: afp, mh

Serena Williams kann nur Serena Williams bezwingen. Zu dieser ernüchternden Erkenntnis kommt man sehr schnell unter Berücksichtigung des aktuellen Zustands der Tennis-Szene - und der schier erdrückenden Dominanz der 32-Jährigen. Ins Wanken gerät sie nur, wenn sie es zulässt, und nicht, weil es irgendeine ihrer Konkurrentinnen erzwingen würde. Bei den US Open in New York demonstrierte sie ihre aktuelle Vormachtstellung wieder einmal eindrucksvoll. Sie triumphierte gegen die Dänin Caroline Wozniacki nach 75 Minuten 6:3, 6:3.

Mit dem Erfolg ist sie endgültig zu einer der ganz Großen in der Branche aufgestiegen. Sie ist erst die zweite Spielerin nach Chris Evert (1975-1978) in der Geschichte des Profitennis, die dreimal in Serie in New York siegte - und mit ihrem 18. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zog Williams mit ihren Landsfrauen Martina Navratilova und Evert gleich. Im Kreise der Legenden angekommen, scheint nun alles möglich. Es sind auch nur noch vier Erfolge, bis sie die Rekordmarke von Steffi Graf (22) eingestellt hätte. "Danach strebt sie", sagt Navratilova. "Für Serena gibt es keine Grenze."

Damit ist auch ziemlich präzise beschrieben, wie es um das Feld hinter Williams bestellt ist. Dort wirken viele vielversprechende, sympathische Kräfte, ohne aber nur ansatzweise Ansprüche für höhere Weihen anmelden zu können. "Das ist wie Schwergewicht gegen Mittelgewicht", befindet Navratilova. "Das ist schon ein wenig unfair, denn Serena hat derzeit nun wirklich keine gleichwertige Kontrahentin." Das sehen selbst die Unterlegenen so. "Ich bin mir sicher, wenn Serena das spielt, was sie kann, können wir nichts gegen sie ausrichten", sagt Wozniacki. Die 24-Jährige führte für 67 Wochen die Weltrangliste an, obwohl sie bis heute keines der vier bedeutenden Grand-Slam-Turniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York gewinnen konnte.

Die deutschen Hoffnungsträgerinnen sind noch immer nicht konstant in der Weltspitze angekommen. Angelique Kerber aus Kiel ist zwar im Ranking an Position acht notiert, doch es fehlt noch am letzten Biss, um nach ganz oben zu kommen. Gleiches gilt für die ebenfalls hochtalentierten Andrea Petkovic (17.) und Sabine Lisicki (31.). Die Darmstädterin Petkovic wird indes von Verletzungen immer wieder zurückgeworfen, die gebürtige Troisdorferin Lisicki ist vor allem mit sich selbst beschäftigt und weit davon entfernt, wie im Sommer 2013 bis ins Finale von Wimbledon vorzupreschen. Alles gerät derzeit ins Stocken.

Im Hause Williams wurde die Karriere von Serena und ihrer ein Jahr älteren Schwester Venus minuziös geplant. Vater Richard hat darüber ein Buch geschrieben. Er beschreibt darin, wie er auf die Idee gekommen war, seine Kinder zu Tennisspielerinnen auszubilden. 1980 sieht er im TV, wie die 25-jährige Rumänin Virginia Ruzici ein Turnier gewinnt und dafür 40 000 Dollar Preisgeld bekommt. "Wenn eine Frau so viel Geld gewinnen konnte, wollte ich zwei Töchter, um in dieser Disziplin mitzumischen. Danach setzte ich mich in mein Büro und begann, alles zu durchdenken und zu planen", beschreibt er. Um sein Ziel grundsätzlich realisieren zu können, klaute er seiner Frau die Anti-Baby-Pille. Zweimal. Gleich nach der Geburt sei er rumgefahren, um Trainingsplätze zu finden.

Vater Richard ist später mit der Familie in ein Problemviertel von Los Angeles gezogen, um dem Nachwuchs vor Augen zu führen, dass man hart um seinen Platz in der Gesellschaft kämpfen muss. Insgesamt fünf Kinder teilten sich ein Zimmer. "Wir haben gelernt, uns durchzusetzen", hat Serena Williams einmal gesagt. "Ich bin dankbar für alles. Nun lebe ich mein eigenes Leben."

Und das extrem erfolgreich.

(RP)
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