Was ist "Aktenzeichen XY"?
"Aktenzeichen XY... ungelöst" ist eine von Rudi Cerne moderierte Fernsehsendung, die regelmäßig, allerdings zu unterschiedlichen Sendezeiten, im ZDF gezeigt wird und auch in der ZDF Mediathek verfügbar ist. Pro Jahr werden etwa zwölf Folgen gezeigt. In jeder Sendung geht es um drei bis sechs echte Kriminalfälle. Von ihnen werden Einspieler gezeigt, die darstellen, wie sich der Fall nach Stand der Ermittlungen abgespielt hat. Danach wird erklärt, welche Zeugen und Hinweise die Polizei sucht, um mit ihren Ermittlungen weiterzukommen.
Seit wann gibt es Aktenzeichen XY?
Die Sendung gibt es bereits seit 1967. Ihr Urheber war Eduard Zimmermann, der die Sendung auch bis 1997 moderieren sollte. Damals war die Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" etwas komplett neues. Zwar war auch schon vorher mithilfe von Phantombildern im Fernsehen nach Tätern gefahndet worden, aus ungelösten Kriminalfällen aber ein eigenes Format, eine eigene Sendung zu machen – das hatte es zuvor noch nicht gegeben.
Die Idee zu "Aktenzeichen XY... ungelöst" kam Zimmermann durch seine Sendung "Vorsicht Falle!", die 1964 ins Leben gerufen wurde und über aktuelle Betrugsmaschen von Verbrechern aufklärte. Im Laufe der Sendung kam ihm die Idee zur Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei. Und so wurden auch schon vor dem Start von "Aktenzeichen XY... ungelöst" erste Fälle in "Vorsicht Falle!" besprochen.
Erstmals ausgestrahlt wurde "Aktenzeichen XY... ungelöst" am 20. Oktober 1967. Bald darauf sollte sich erweisen, dass die Sendung tatsächlich großes Potential barg, die Ermittler bei Kriminalfällen zu unterstützen: Am 7. Juni 1968 wurde der Mord an Dr. Bernhard Boll in der sechsten Folge "Aktenzeichen XY... ungelöst" thematisiert. Der Verleger des Solinger Tageblatts war einem Raubmord mit anschließender Brandstiftung in seinem Wochenendhaus in Solingen zum Opfer gefallen. Einen Tag später wurde der Täter verhaftet. Es war der erste Mord, der durch Hinweise nach der Sendung aufgeklärt werden konnte.
Wo wird Aktenzeichen XY gedreht?
Bis 1969 wurde die Sendung in einem Studio in Wiesbaden aufgezeichnet, seitdem wird in Unterföhring im Landkreis München gedreht. Das Studio wird auch "Studio München" genannt. Seitdem ist das Zuschauertelefon unter einer Münchener Vorwahl zu erreichen.
Wer moderiert Aktenzeichen XY?
Seit 2002 wird "Aktenzeichen XY... ungelöst" von Rudi Cerne moderiert. Cerne, geboren am 26. September 1958 in Wanne-Eickel, wird vielen auch als Sportjournalist bekannt sein. Von 1999 bis 2006 moderierte er das aktuelle Sportstudio im ZDF. Bevor Rudi Cerne Moderator wurde, war er Eiskunstläufer. Er gewann 1978 und 1980 die Deutsche Meisterschaft im Eiskunstlauf und 1984 Silber bei der Europameisterschaft. Bei den Olympischen Spielen 1984 schaffte er es auf den vierten Platz. Danach ging er zu Holiday on Ice und machte eine Ausbildung zum Eiskunstlauf-Trainer.
Durch Praktika kam er schließlich zum Fernsehjournalismus. Für die ARD moderierte er Eiskunstlaufveranstaltungen und Tanzturniere und war in ARD-Sportsendungen zu sehen. Der Wechsel zum ZDF kam 1996. Rudi Cerne war übrigens auch schon in einer Folge der Rosenheim-Cops zu sehen und moderiert regelmäßig den Sport-Teil von ZDF heute.
Als Aktenzeichen-Moderator löste Cerne 2002 Butz Peters ab. Peters hatte die Show ab 1997 mit Sabine Zimmermann, Tochter des Aktenzeichen-Erfinders Eduard Zimmermann, moderiert. Eduard Zimmermann wiederum war der erste Moderator der Sendung ab ihrem Beginn 1967. Seine Tochter holte er bereits 1987 mit ins Boot.
Der heutige Moderator Rudi Cerne kann sich auch nach fast 20 Jahren für das Format begeistern. "Die Sendung ist ihrer Linie treu geblieben, ungeklärte Verbrechen mit Hilfe der Zuschauer aufzuklären. Und dabei erreichen wir eine ziemlich respektable Quote von 40 Prozent. Was sich weiterentwickelt hat, ist die Qualität der Filme. Wir haben exzellente Schauspieler und Regisseure. Zusätzlich sind die Beiträge länger geworden. Beides trägt dazu bei, dass die Geschichten von Opfer und Angehörigen eindringlicher erzählt werden und die Zuschauer sich mehr in ihre Lage hineinversetzen können. Die Sendung vermittelt mehr Emotionen, obwohl kein Drehbuchautor am Werk ist. Das Drehbuch – das liefert die Realität", erklärt er. Albträume machen ihm die Verbrechen nicht. "Die Sendung bestätigt mich darin, vorsichtig zu sein. Ich bin von Natur aus ein vorsichtiger Mensch. Angst hingegen ist meiner Meinung nach ein schlechter Begleiter", sagt er.
Wie heißt der Sprecher der das Intro von Aktenzeichen XY spricht?
Bis heute ist beim Intro von "Aktenzeichen XY... ungelöst" die Stimme des bereits verstorbenen Joachim Höppner zu hören. Das Intro mit dem bekannten Satz "Und jetzt bittet die Kriminalpolizei wieder um Ihre Aufmerksamkeit..." wurde bereits 2001 aufgenommen. Höppner war bis zu seinem Tod im Jahr 2006 als Sprecher für "Aktenzeichen XY... ungelöst" im Einsatz. Manchen mag die Stimme bekannt vorkommen, denn Höppner lieh sie auch Ian McKellens "Gandalf " für die deutsche Version der Triologie "Herr der Ringe": Außerdem synchronisierte er Clint Eastwood in "Blood Work" und "Million Dollar Baby". Als Sprecher war er für viele deutschsprachige Dokumentationen tätig und regelmäßig bei der ProSieben-Sendung "Galileo" zu hören. Er hat auch Hörspiele aufgenommen, so zum Beispiel die Donna-Leon-Reihe für den Hörverlag. Er starb im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt.
Welche Rubriken gibt es bei Aktenzeichen XY?
Mittlerweile umfasst die ZDF-Sendung sechs Teilrubriken:
- Aktenzeichen XY... gelöst: Hier wird den Zuschauern ein Überblick gegeben, welche vorgestellten Kriminalfälle mittlerweile aufgeklärt werden konnten. Zunächst wird ein kleiner Rückblick auf den Fall gegeben und dann erklärt, wie er gelöst werden konnte.
- Aktenzeichen XY... update: Nicht jeder Fall wird direkt nach Ausstrahlung gelöst – aber bei einigen gibt es neue Entwicklungen. Die werden in "Aktenzeichen XY... update" gezeigt. Es wird erklärt, ob es mittlerweile neue Spuren oder Erkenntnisse gibt und ob andere Ermittlungsansätze verworfen wurden.
- Aktenzeichen XY... Top-Fahndung: In dieser Rubrik geht es um Personen, nach denen gefahndet wird, beispielsweise Betrüger oder Sexualstraftäter. Der Film zum Verbrechen fehlt in dieser Rubrik.
- Aktenzeichen XY... international: Wie der Name schon sagt, geht es hier um internationale Fälle. Dafür wird mit der Polizei im Ausland kooperiert. Auch, wenn die Fälle meist im Ausland geschahen, gibt es in der Regel einen Bezug zu Deutschland oder zum deutschsprachigen Ausland. Bis November 2020 waren 16 andere Länder in "Aktenzeichen XY... ungeklärt" vertreten. 477 Mal ging es um Österreich, 464 Mal um die Schweiz, 16 Fälle spielten in den Niederlanden, sieben in Großbritannien, sechs in Luxemburg, fünf in Belgien, je drei in Frankreich und Dänemark und je zwei in Italien, Tschechien und den USA.
- Aktenzeichen XY... Prävention: Enkeltrick und Taschendiebe: In dieser Rubrik geht es darum, über die Maschen der Verbrecher aufzuklären, um so die Verbrechen verhindern zu können, bevor sie geschehen.
- Aktenzeichen XY... Abfrage: Hier wird schon live in der Sendung Bilanz gezogen, was der Aufruf an die Bevölkerung gebracht hat. Gibt es schon neue Hinweise? Die Abfrage wird meist zum Ende der Sendung gemacht, manchmal auch zusätzlich in der Mitte.
Was waren die spektakulärsten Fälle, die durch Aktenzeichen XY gelöst wurden?
Bei all den Fällen, die in der Sendung im ZDF bereits behandelt und im Anschluss gelöst wurden, kann eine Auswahl der spektakulären Fälle eigentlich immer nur ungenügend sein. Schließlich ist wohl jedem Zuschauer ein anderer Fall im Gedächtnis geblieben. Bei Moderator Rudi Cerne ist es Lolita Brieger. "Ein Fall, der nach 29 Jahren tatsächlich aufgeklärt werden konnte. Sie wurde mit 18 getötet und die Leiche vom Täter und einem Mitwisser auf einer Mülldeponie vergraben. Die Polizei hatte keine Leiche und keine Beweise. Aber nach unserer Sendung kam der entscheidende Hinweis. Eine Bekannte des Mitwissers meldete sich bei der Polizei. Bei einer erneuten Vernehmung packte der Mitwisser schließlich aus", erinnert er sich.
Wir stellen weitere spektakuläre Fälle vor:
- Soldatenmord von Lebach: Dieter Horn, Ewald Marx, Arno Bales und Erwin Poh werden 1969 am Bundeswehrstandort Lehbach ermordet. Der Fall wird von "Aktenzeichen XY... ungelöst" aufgegriffen, woraufhin sich die Wahrsagerin Madame Buchela meldet, die einen Besucher wiedererkennt und die Ermittler auf die richtige Spur führt. Zwei Wochen später werden die Täter festgenommen.
- Oetker-Entführung: 1976 wird Unternehmersohn Richard Oetker entführt, es wird ein Lösegeld von 21 Millionen DM gefordert. Sein Vater zahlt und bekommt, 47 Stunden nach der Entführung, seinen Sohn zurück - allerdings mit gebrochenen Knochen und geschädigter Lunge. Die Polizei hat allerdings Sprachaufnahmen des Entführers und macht sich die zunutze. In "Aktenzeichen XY... ungelöst" wird berichtet und ein Postansagedienst geschaltet, auf dem man sich die Entführerstimme anhören kann. Trotzdem dauert es: Erst 1980 wird der Täter festgenommen.
- Entführungsfall Ursula Herrmann: Die zehnjährige Schülerin Ursula Herrmann wird 1981 entführt. Als das Lösegeld von zwei Millionen DM verlangt wird, ist sie bereits tot. Bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" wird der Fall mehrmals aufgegriffen, es gibt Tonbandaufnahmen des Täters. Eduard Zimmermann tritt schließlich, fünf Jahre nach seinem Abschied von Aktenzeichen, vor die Kamera und erklärt, das sei der für ihn schlimmste Fall gewesen. 2010 wird er durch die Tonbandaufnahmen aufgeklärt.
- Netto-Raub: 2009 geht es bei Aktenzeichen XY um den Netto-Räuber. 34 Filialen hat er in ganz Deutschland überfallen und rund 750.000 Euro erbeutet. Aktenzeichen XY zeigt den Fall - und die Ermittler kommen dem Täter danach auf die Spur.
- Luljeta T.: Über ein Jahr wird die 14-jährige Luljeta T. aus Mechernich vermisst, nachdem sie nach einem Familienstreit verschwunden ist. Als "Aktenzeichen XY... ungelöst" berichtet, sitzt auch Luljeta vor dem Fernseher - und kommt daraufhin zu ihrer Familie zurück.
- Doppelmord von Höfen: Die Polizei findet 2017 in einem Haus in Königsdorf-Höfen in Bayern drei Opfer eines Raubüberfalls. Zwei der drei Senioren sind tot, die Hauseigentümerin schwebt in Lebensgefahr. Drei Tage später wird bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" gefahndet. Ein Hinweis führt die Ermittler auf die richtige Spur.
- Maddie McCann: Kaum ein Fall hat international für so viel Aufregung gesorgt, wie der Fall Maddie. Die Britin Madeleine McCann verschwand kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienwohnung im portugiesischen Praia da Luz. Die Suche nach ihr wurde öffentlichkeitswirksam betrieben, nicht zuletzt durch die Eltern, die sich mehrfach an die Presse wandten. Der Fall ist immer noch nicht abschließend geklärt. Allerdings gab es immer wieder neue Spuren, eine davon führte nach Deutschland - und so kam es, dass "Aktenzeichen XY... ungelöst" 2013 mit Phantombildern von zwei blonden Männern nach Hinweisen aufrief. Tatsächlich wurde kurz darauf gegen einen 43-jährigen Deutschen wegen Verdachts auf Mord ermittelt. Der Mann sitzt bereits für ein anderes Vergehen in Haft, die Ermittlungen dauern an. 2020 berichtete "Aktenzeichen XY... ungelöst" erneut.
Wofür wird Aktenzeichen XY kritisiert?
Kritik gab es für die Sendung von Anfang an. Es wurde bemängelt, dass mit ihr Angst geschürt und die Diskriminierung von Minderheiten bestärkt werde. Zusätzlich fördere Aktenzeichen, so die Kritiker, das Denunziantentum und rufe dazu auf, nach Menschen zu jagen. Ein weiterer Kritikpunkt: Mittlerweile wurden auch mehrere vorgetäuschte Fälle in der Sendung gezeigt, da zu dem Zeitpunkt nicht klar war, dass das vermeintliche Verbrechen nur eine Inszenierung war.
Hier finden Sie spektakuläre Fälle aus der Region bei "Aktenzeichen XY".