Wie ist die politische Karriere von Cem Özdemir verlaufen?
Im Alter von 15 Jahren trat Cem Özdemir 1981 den Grünen im Kreis Ludwigsburg bei. Bereits während seiner Schulzeit hatte er sich als Klassen- und Schulsprecher für die Belange seiner Mitschüler engagiert und ebenso für den Umweltschutz in seiner Heimatstadt Bad Urach. Dort erarbeitete er mit Freunden ein Müllkonzept und einen Plan für die Bürger, wo sie die entsprechenden Container für Mülltrennung und Recycling fanden. Als wichtige Wegmarke in seiner politischen Anfangszeit bezeichnet er sein Engagement für den Erhalt der Ermstalbahn in Baden-Württemberg Mitte der 1980er-Jahre.
1989 wurde Özdemir erstmals in den Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg gewählt, dem er bis 1994 angehörte. 1994 und 1998 zog er über die Landesliste als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein. Bei seiner Kandidatur zur Bundestagswahl 2021 gewann der Grünen-Politiker erstmals sogar das Direktmandat im Wahlkreis Stuttgart I mit 40 Prozent.
Obwohl Cem Özdemir für die Bundestagswahl 2002 wieder über die Landesliste in den Deutschen Bundestags eingezogen wäre, nahm er sein Mandat nicht an. Noch in der alten Wahlperiode hatte er die Annahme eines Privatkredits in Höhe von 80.000 D-Mark und die private Nutzung dienstlich erworbener Bonus-Meilen eingeräumt und daraufhin das Amt des innenpolitischen Sprechers seiner Fraktion niedergelegt. Im darauffolgenden Jahr arbeitete er für den Think-Tank "German Marshall Fund of the US" in Washington D.C. und Brüssel. Dort befasste sich mit den transatlantischen Beziehungen und mit der politischen Selbstorganisation ethnischer Minderheiten sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten.
Von 2004 bis 2009 gehörte Cem Özdemir dem Europäischen Parlament an und war dort außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz. Zur Europawahl 2009 trat er nicht an, um stattdessen wieder für den Deutschen Bundestags zu kandidieren. Allerdings verlor er zwei Kampfabstimmungen für einen sicheren Platz auf der Landesliste Baden-Württembergs und erreichte auch nicht das Direktmandat in seinem Wahlkreis. Trotz dieser Niederlagen hielt er an seiner Kandidatur für den Bundesvorsitz von Bündnis 90/Die Grünen fest.
Im November 2008 wurde Cem Özdemir zum neuen Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen als Nachfolger von Reinhard Bütikofer gewählt. Das Amt hatte er zehn Jahre inne, zunächst in einer Doppelspitze aus zwei Bundesvorsitzenden mit Claudia Roth bis 2013 und anschließend mit Simone Peter. Im Januar 2018 kündigte Özdemir an, nicht erneut für den Parteivorsitz zu kandidieren.
Bei der Bundestagswahl 2013 zog Cem Özdemir über Listenplatz 2 für die Grünen in Baden-Württemberg nach elf Jahren Unterbrechung wieder in den Deutschen Bundestag ein. Bei der Bundestagswahl 2017 bildete er als Parteivorsitzender zusammen mit der damaligen Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckhard, das Spitzenkandidatenduo der Partei. Erneut zog er mit Landeslistenplatz 2 in den Bundestag ein.
Nachdem die Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition im Bundestag aus CDU, Grüne und FDP gescheitert waren, zog sich Özdemir zunächst aus der ersten Reihe der Bundespolitik zurück. Zur Mitte der Wahlperiode verlor er die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden gegen den Amtsinhaber Anton Hofreiter. Dieser galt nach der Bundestagswahl 2021 in der Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grüne zunächst als sicher gesetzter neuer Landwirtschaftsminister. Im Parteirat setzte der Bundesvorstand allerdings Cem Özdemir für diesen Posten durch.
Am 8. Dezember 2021 wurde Özdemir zum Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt.
Das ist das Kabinett der Ampel-Koalition um Olaf Scholz