Von Röntgenstrahlen bis Schwarzes Loch - der Nobelpreis für Physik
Was ist der Nobelpreis für Physik? Hier gibt es Antworten. Wie bekommt man eigentlich den Nobelpreis für Physik, wer hat ihn bekommen, und wie hoch ist er dotiert? Hier geben wir Antworten auf diese und weitere Fragen.
Was ist der Nobelpreis für Physik?
Der Nobelpreis für Physik gehört mit den Kategorien Physiologie / Medizin, Chemie, Literatur und "Friedensbemühungen" zu den fünf ursprünglich von Alfred Nobel gestifteten Preisen, die gemäß seines Testaments an diejenigen Personen gehen sollen, „die der Menschheit im vergangenen Jahr den größten Nutzen gebracht haben“. (Der „Wirtschafts-Nobelpreis“ ist eigentlich „nur“ der „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften“ und wurde erst 1968 von der schwedischen Nationalbank zum 300-jährigen Bestehen der Bank gestiftet.)
Der Nobelpreis für Physik gilt als die höchste Auszeichnung, die ein Forscher auf dem Gebiet der Physik erringen kann. Der Physik-Nobelpreis, wie er oft verkürzt genannt wird, soll laut seinem Stifter ganz konkret an den- (oder diejenige) gehen, die auf dem Gebiet der Physik die bedeutendste Entdeckung oder Erfindung gemacht hat.
Seit der ersten Vergabe des Preises im Jahr 1901 ist die testamentarisch bestimmte Vergabeinstitution die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften, die höchste wissenschaftliche Einrichtung in Schweden, die es als ihre Aufgabe ansieht, Wissenschaften, darunter besonders die Naturwissenschaften und die Mathematik, zu fördern. Er wird – wenn keine besonderen Ereignisse dem entgegenstehen – alljährlich vergeben an eine, zwei oder maximal drei Personen gemeinsam, die sich dann das Preisgeld teilen.
Wie ist der Nobelpreis für Physik entstanden?
Der Physik-Nobelpreis geht gemeinsam mit den vier übrigen Kategorien Physiologie / Medizin, Chemie, Literatur und „Frieden“ auf das Testament des schwedischen Chemikers, Erfinders und Industriellen Alfred Nobel zurück, der im Jahr 1896 starb.
Seine bekannteste Entwicklung war das Dynamit, das dem Industriellen mit zahlreichen Fabriken weltweit ein großes Vermögen bescherte. Bei seinem Tod am 10. Dezember 1896 umfasste dies rund 31,2 Millionen Schwedische Kronen. Das wären im Jahr 2021 umgerechnet etwa drei Milliarden Schwedische Kronen beziehungsweise rund 300 Millionen Euro.
In seinem Testament verfügte Nobel die Einrichtung einer Stiftung, die mit rund 94 Prozent seines Gesamtvermögens ausgestattet wurde (das übrige Vermögen ging an namentlich benannte Verwandte und Freunde – Kinder hatte Alfred Nobel keine). Die Nobel-Stiftung gründete sich im Jahr 1900.
Die Stiftung sollte laut dem Nachlass das Vermögen gewinnbringend anlegen und alljährlich mit den Zinsen den auf fünf Kategorien aufgeteilten Nobelpreis an diejenigen austeilen, die „der Menschheit den größten Nutzen erbracht hatten“.
Dabei legte er auch fest, welche Institutionen die Preisträger bestimmen sollen - im Falle der naturwissenschaftlichen Kategorien Physik und Chemie ist dies die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften. (Den für Medizin beziehungsweise Physiologie vergibt das Karolinska-Institut, den für Literatur die Schwedische Akademie und den für Friedensbemühungen eine vom norwegischen Parlament bestimmte Kommission, das Nobelpreiskomitee.)
Nobel war begeisterter Wissenschaftler und unter anderem gemeinsam mit Bertha von Suttner Friedensaktivist. Die genauen Beweggründe für seine Stiftung sind nicht bekannt. Er soll geäußert haben, er wolle Wissenschaftler unterstützen, weil sie oft wirtschaftlichen Gegenwind bekämen. „Große ererbte Vermögen“ seien außerdem „ein Unglück“, die das „Menschengeschlecht nur in Apathie“ führten, wird Nobel ferner zitiert.
Sein Engagement für den Frieden erklärt die Auslobung des Friedens-Nobelpreises. Es wird ihm nachgesagt, dass er aufgrund seiner Erfindungen, die zum Teil der Entwicklung von Waffen dienten, ein schlechtes Gewissen gehabt habe – das ist aber unbestätigt.
Nicht zuletzt war Nobel auch selbst Autor eines Theaterstücks und Literaturliebhaber, was die Kategorie „Literatur“ erklärt.
Seit wann wird der Nobelpreis für Physik verliehen, und wer bekam den ersten Nobelpreis für Physik?
Die ersten Nobelpreise – also auch der in der Kategorie Physik – wurden im Jahr 1901 verliehen - am fünften Todestag von Alfred Nobel. Ein Jahr zuvor hatte sich die Nobel-Stiftung gegründet und die entsprechenden Komitees hatten über die ersten Preisträger entschieden.
Erster Preisträger in der Kategorie Physik war der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen. Das Komitee begründete die Auszeichnung „als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, den er sich durch die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen erworben hat“.
Die „Röntgen-Strahlen“, die Röntgen selber noch als X-Strahlen bezeichnete (und die im englischen bis heute als X-Ray bezeichnet werden), wurden am 8. November 1895 von Röntgen in Würzburg entdeckt. Bei der Verleihung im Jahr 1901 war der praktische Nutzen besonders in der Medizin bereits bekannt, was das Nobelkomitee ganz im Sinne des Stifters als „der Menschheit nutzend“ auch hervorhob.
Wie bekommt man den Nobelpreis für Physik?
Die erste Bedingung, um einen Nobelpreis in der Kategorie Physik zu erlangen, ist wohl herausragende wissenschaftliche Arbeit in der Forschung. Konkret sollen ja eine oder maximal drei Personen geehrt (und gefördert) werden, die eine für die Menschheit bedeutende Erfindung beziehungsweise Entwicklung gemacht haben oder eine besondere Entdeckung gemacht haben oder zu einer besonderen oder Erkenntnis gelangt sind.
Daher gibt es in der nun rund 120-jährigen Geschichte des Preises Auszeichnungen für die Entwicklung recht konkreter Anwendungen wie der drahtlosen Telegrafie, der Phasenkontrastmikroskopie, der Kernspinresonanztomographie oder des CCD-Sensors - aber auch Preise etwa für die Entdeckung der Radioaktivität, des Atomschalenmodells, Quanten-Physik, Gravitationswellen oder des Higgs-Teilchens, um nur einige Beispiele zu nennen.
Den Nobelpreis bekommt man allerdings nicht automatisch, man muss nominiert werden.
Im September eines jeden Jahres verschickt die Schwedische Akademie der Wissenschaften Einladungen an verschiedene Wissenschaftler weltweit, in denen diese gebeten werden, Vorschläge für geeignete Kandidaten für den Nobelpreis des darauf folgenden Jahres zu machen.
Die, die diese Vorschläge beziehungsweise Nominierungen machen dürfen, sind zum einen die Mitglieder der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften aus Schweden und dem Ausland, die Mitglieder des Nobelkomitees für Physik (das waren zuletzt sechs anerkannte Physik-Experten), außerdem Professoren aus dem Bereich der Physik an den Universitäten und technischen Instituten in Schweden, Dänemark, Finnland, Island und Norwegen sowie dem Karolinska-Institut in Stockholm.
Darüber hinaus werden Physik-Lehrstuhl-Inhaber von mindestens sechs weiteren Universitäten oder Technischen Hochschulen weltweit angefragt, sodass verschiedene Fachbereiche und Weltregionen abgedeckt sind.
Zusätzlich werden die lebenden bisherigen Preisträger angeschrieben sowie andere Wissenschaftler, die von der Akademie als geeignet angesehen werden. Diese haben dann bis jeweils zum 1. Februar Zeit, ihre Vorschläge einzureichen.
Dass einige Forscher trotz herausragender Leistungen nicht zu Nobelpreisträgern wurden, lag manchmal auch daran, dass sie keiner nominiert hat - jedenfalls ist die Nominierung eine Voraussetzung. Andere Wissenschaftler, die seit Jahren an wirklich großen Zusammenhängen forschen, werden erst spät zu Nobelpreisträgern. Zum Beispiel James Peebles, der seit den 60ern an den im Bereich der physikalischen Kosmologie forscht, aber erst 2019 den Nobelpreis dafür erhielt.
Das Nobelkomitee, das aus renommierten Experten besteht, bestimmt fünf seiner Mitglieder als Kommission, die die Vorschläge sichten und prüfen und auch mit Hilfe von externen Experten bewerten. Anfang Oktober erfolgt die Abstimmung, dann wird der Preisträger bereits vor der Verleihung über Presse und andere Kanäle bekannt gegeben.
Warum sich das Komitee für oder gegen jemanden entschieden hat, bleibt dann übrigens für die nächsten 50 Jahre geheim.
Wer sind die bekanntesten Preisträger des Nobelpreises für Physik?
Die Liste der Physik-Nobelpreisträger liest sich wie des Who is Who der Physik des 20. und 21. Jahrhunderts. Viele Physiker der vergangenen 120 Jahre, nach denen eine SI-Einheit benannt worden ist, finden sich darunter. Henri Becquerel, Marie und Pierre Curie (übrigens das einzige Ehepaar, das den Nobelpreis erhielt) etwa.
Albert Einstein erhielt einen Physik-Nobelpreis – aber nicht für seine Relativitätstheorie, sondern 1921 „für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts“. Werner Heisenberg, Niels Bohr, Max Planck, Erwin Schrödinger, Enrico Fermi oder Max Born sind bekannte Preisträger, deren Namen man nicht nur aus Physik-Büchern kennt.
Natürlich sind auch Forscher-Ikonen darunter, die eher nur Eingeweihten ein Begriff sind, etwa Louis de Broglie, C.V. Raman, Johannes Diderik van der Waals, nach denen Effekte und Gesetze benannt sind. Oder in jüngster Zeit Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für ihren Nachweis der Gravitationswellen, die Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz für ihren ersten Nachweis eines Exoplaneten, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist und zuletzt 2020 Roger Penrose, Reinhard Genzel und Andrea Ghez für ihre Arbeit zu Schwarzen Löchern und den Nachweis eines solchen "supermassiven kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie“.
Wer erhielt keinen Nobelpreis für Physik?
Viele Namen, von denen man denkt, diese Menschen müssten doch einen Nobelpreis erhalten haben, fehlen. Etwa Otto Hahn, Robert Oppenheimer oder Lise Meitner erhielten nie einen Nobelpreis – zum Teil trotz Nominierung.
Wie hoch ist der Nobelpreis für Physik dotiert?
Zuletzt im Jahr 2020 betrug das Preisgeld für den Nobelpreis in Physik (und in den anderen vier Kategorien) 10 Millionen Schwedische Kronen mit einem Gegenwert von rund 983.000 Euro. Das Preisgeld wird für jede Kategorie in der Höhe vergeben, gibt es mehrere Preisträger in einer Kategorie, so wird das Preisgeld geteilt.
Weitere Infos zu den anderen Nobelpreisen finden Sie hier:
Friedensnobelpreis
Wirtschaftsnobelpreis
Nobelpreis für Chemie
Ig-Nobelpreise
Nobelpreis für Literatur
Nobelpreis für Medizin
Nobelpreis für Physik