Sparkurs nach Fusion E-Plus und Telefonica wollen 600 Vertriebsläden schließen

Düsseldorf/München · Dem Düsseldorfer Mobilfunker E-Plus steht eine Rosskur bevor. Dies ergibt sich aus einem Gutachten der Wirtschaftsprüferfirma PricewaterhouseCoopers (PwC), das anlässlich der gestrigen Hauptversammlung von Telefónica Deutschland (O2) erhältlich war.

 E-Plus und Telefonica müssen einen harten Sparkurs gehen.

E-Plus und Telefonica müssen einen harten Sparkurs gehen.

Foto: dpa, dpa

Denn um die Zustimmung der Aktionäre von Telefónica Deutschland zur mehr als vier Milliarden Euro teuren Übernahme von E-Plus zu erhalten, musste der Vorstand erläutern, warum sich das Geschäft lohnt.

Danach ist ein harter Rationalisierungskurs im neuen Gemeinschaftskonzern geplant. In der Verwaltung von E-Plus in Düsseldorf und Telefónica in München sollen bis 2018 knapp 404,7 Millionen Euro an Kosten eingespart werden.

Dabei sollen die Ausgaben dieses Jahr nur um 10,5 Millionen Euro gesenkt werden, doch nächstes Jahr sind schon 79,1 Millionen Euro eingeplant, dann zweimal mehr als 106,7 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt wolle man eine "schlankere und beweglichere Organisation", schreibt PwC. Man wolle Synergien in den Bereichen "IT, Administration und Büromieten" heben. Anders formuliert: Viele der insgesamt zehntausend Arbeitsplätze — rund 4000 bei E-Plus, rund 6000 bei Telefonica — und auch einige Standorte werden wegfallen.

Noch höhere Einsparungen sind beim Vertrieb und Kundenservice sowie beim Netzbetrieb vorgesehen. Telefónica Deutschland gehe davon aus, dass "nach der Integration die Anzahl der Verkaufsshops beider Unternehmen um ein Drittel reduziert werden kann", schreibt PwC in dem Gutachten. Damit werden also 600 der bundesweit 1800 Verkaufsläden von E-Plus (rund 800 Shops) und Telefónica (rund 1000 Shops im Moment) dicht gemacht. Ingesamt plant Telefónica jedenfalls laut Gutachten knapp 660 Millionen Euro an Kosten bei Vertrieb und Kundenservice bis 2018 zu sparen.

Beim Netzausbau will das neue Unternehmen insgesamt sogar fast 800 Millionen Euro an Kosten sparen. Der Betrag ist nachvollziehbar: Immerhin will man aus den zwei Netzen von E-Plus und O2 nur noch ein kombiniertes Netz machen - dieses wird auch aller Wahrscheinlichkeit nach gut mit der Qualität der Infrastruktur von Telekom und Vodafone mithalten.

Ganz billig wird der Umbau nicht. Für "Integrationskosten und weitere Effekte" sieht Telefónica insgesamt 550 Millionen Euro vor. Wohin ein nicht ganz unwichtiger Teil der Kosten fließt, ist abzusehen: Abfindungen beim Personalabbau. So rechnen Experten für das Streichen einer Stelle mit einer Abfindung von mindestens 100 000 Euro im Schnitt, bei Vodafone wird momentan noch viel großzügiger geplant.

(kowa)
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