Rücksende-Quote Amazon sperrt Kunden lebenslang wegen Retouren

Berlin · Wer zu viel zurückschickt, bekommt Ärger - das musste wohl auch Uwe R. erfahren. Der Online-Händler verteidigt sich gegen eine Sperre bei Amazon.

 Ein Berliner Händler hat Ärger mit Amazon.

Ein Berliner Händler hat Ärger mit Amazon.

Foto: dpa

Eigentlich ist der Online-Händler Amazon für guten Kundenservice bekannt. Uwe R. hat andere Erfahrungen gemacht. 15 Jahre sei er treuer Kunde gewesen, habe für Tausende Euro bestellt - Fernseher, Computer, Kleidung. Wie jeder andere Kunde habe er das gesetzlich garantierte Widerrufsrecht genutzt und Waren zurückgeschickt. Jahrelang schien das kein Problem gewesen zu sein, dann sperrte ihm der Online-Händler das Konto - auf Lebenszeit.

Gegenüber der "Berliner Zeitung", die den Fall so schildert, begründete Amazon diesen Schritt mit der außergewöhnlich hohen Zahl der Retouren. Darauf wurde Uwe R., der als Kunde des Premium-Dienstes Prime Anspruch auf kostenlose Rücksendungen hatte, auch per Mail aufmerksam gemacht.

Die Praxis ist nicht neu. Bereits seit einigen Jahren gibt es immer wieder Fälle, in denen der Online-Händler Geschäfte mit Kunden wegen übermäßiger Retouren beendete. Zum Fall Uwe R. will sich Amazon gegenüber unserer Redaktion aus Gründen der Vertraulichkeit nicht äußern. Grundsätzlich gelte, dass man Kunden jederzeit die beste Einkaufserfahrung bieten wolle. "Allerdings sehen wir uns in den sehr seltenen Fällen, bei denen wir einen Missbrauch unserer Services feststellen, gezwungen, die entsprechenden Konten zu schließen", sagte eine Sprecherin. Uwe R. soll laut "Berliner Zeitung" als fleißiger Retournierer aufgefallen sein.

Für die Händler sind die vielen Retouren ein Problem, vor allem wenn Kleidung beispielsweise bestellt, getragen und dann einfach zurückgeschickt wird. Laut Verbraucherzentrale NRW kann eine Rücksendung einen Online-Händler durchaus 15 Euro kosten.

Rechtlich ist die Sache eindeutig: Es gibt für Kunden ein Widerrufsrecht. Sie können die Ware zurückschicken. Umgekehrt steht es Händlern frei zu entscheiden, mit wem sie Geschäfte machen.

Eine Kontensperrung ohne Ankündigung hält die Verbraucherzentrale dennoch für unangemessen. Sie hat Amazon abgemahnt. Die Verbraucherschützer bemängelten vor allem, dass eindeutige Regelungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen fehlen.

Dem Geschäft schadet es bislang nicht. Im Gegenteil. Im vergangenen Quartal konnte Amazon bei einem Umsatz von 29,1 Milliarden Dollar einen Rekordgewinn von 513 Millionen Euro einfahren.

(frin)
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