Start-up aus Essen Vom Kreisligaplatz auf den heimischen Fernseher

Düsseldorf · Eine neue Kamera will durch Künstliche Intelligenz Live-Übertragungen im Sport einfacher möglich machen. Vor allem kleinere Vereine sollen davon profitieren – nicht nur finanziell.

 Auch Spiele auf Asche können dank der neuen Kamera live gestreamt werden.

Auch Spiele auf Asche können dank der neuen Kamera live gestreamt werden.

Foto: August Kohlen

Das Essener Start-up „AISportsWatch GmbH“ nennt sich ab sofort „Staige“. Sein Ziel klingt ehrgeizig, fast ein bisschen vermessen: Mithilfe einer neuen Kamera möcht es „den Sport demokratisieren“. Das sagte Jan Taube, einer der beiden Firmengründer, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Mobilfunkriesen Vodafone, bei der die Kamera vorgestellt wurde.

Taube gründete Staige zusammen mit Marvin Baudewig im Jahr 2017. Sie wollten die Übertragung von Fußballspielen auch für kleinere Vereine vereinfachen und installierten Kameras – ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz (KI) – in Stadien und auf Sportplätzen. Die Vereine konnten somit ihre eigenen Partien im Internet übertragen – ohne WLAN, nur mithilfe des Mobilfunknetzes.

Das neue Modell von „Staige“ heißt „K2M“. Die ohne Bediener agierende Kamera ist mobil, lässt sich also auch ins Trainingslager oder zum Auswärtsspiel mitnehmen. Anfangs habe man sich auf den Fußball konzentriert, weil es hier die höchste Nachfrage gegeben habe, sagte Jan Taube. Inzwischen sei die Kamera auch bei anderen Sportarten in der Lage, dem Spiel zu folgen. Es müsse sich lediglich um Mannschaftssportarten mit einem begrenzten Spielfeld handele.

Die KI werde dauerhaft mit neuen Daten und Sportarten gefüttert, sagte Marvin Baudewig. Damit sie immer mehr in der Lage sei, auch wichtige Spielszenen als solche zu erkennen. Beim Vertrieb wird ein Abomodell angeboten: Vereine müssen für die „K2M“ monatlich knapp 150 Euro zahlen. Sie können aber durch eine Paywall für Zuschauer, deren Preis sie selbst festlegen können, oder die Implementierung von Werbung auch wieder Einnahmen generieren.

Ein Verein, der die Software von Stage schon länger nutzt, ist der Regionalligist Wuppertaler SV. Im Stadion ist eine feste Kamera installiert, mit der der WSV vergangene Saison Spiele direkt ins Internet übertragen hat. Die Software habe dem WSV geholfen „durch eine schwere Zeit zu kommen“, sagte Peter Neururer, Vorstandsmitglied des WSV. Für die Vereine in den unteren Ligen seien die Ticketeinnahmen enorm wichtig, so Neururer. Seit der Corona-Pandemie sind diese fast komplett weggefallen. Dank der Einnahmen der Live-Übertragung der WSV-Spiele – durch die Zuschauer und Werbepartner – im Internet konnte man so einiges abfangen, erklärte der ehemalige Bundesliga-Trainer.

Auch Trainer können die Technik einsetzen und zum Beispiel Spielszenen direkt in der Halbzeit analysieren. Damit werde der Amateursport immer professioneller, ist Staige-Gründe Jan Taube überzeugt. Das hat sich unlängst auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) zu Nutze gemacht; „Es bringt uns sehr viel“, sagte Karl Schwarzenbrunner, Bundestrainer für Wissenschaft und Ausbildung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Der DEB nutze das System für professionelle Zwecke, könne so zum Beispiel Spielszenen im Training einfacher aufnehmen. Auch fürs Scouting sei die Kamera hilfreich: Werden mehr Spiele übertragen werden, könne man auch einfacher potenzielle Kaderspieler beobachten, so Schwarzenbrunner.

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