Buntgefiederte Gäste In NRW behaupten sich immer mehr exotische Vögel

Köln (RPO). In Nordrhein-Westfalen machen sich immer mehr exotische Vögel breit. Tausende Halsbandsittiche fliegen durch Köln, auch in Volksgarten und Südpark in Düsseldorf gehören die grün gefiederten Vögel längst zum Alltag. Die ersten Exemplare wurden bereits 1965 beobachtet, der Klimawandel dürfte der Verbreitung weiter förderlich sein.

Halsbandsittiche: Eingewanderte Exoten
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Halsbandsittiche: Eingewanderte Exoten

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Foto: Stadt Düsseldorf/BBDO

Neongrün sein Bauch, leuchtendrot sein Schnabel: Im Kölner Botanischen Garten ist der Große Alexandersittich in diesem milden Winter nicht zu übersehen. In den kahlen Bäumen und Sträuchern turnt er herum, pickt die Winterbeeren von den Ästen. Rund 100 dieser exotischen, mit Schwanz gut einen halben Meter großen Vögel, so schätzt Theo Pagel, Chef des benachbarten Zoos, fliegen seit fünf Jahren frei durch die Grünanlagen der Domstadt. Aus den Volieren und Käfigen des Tiergartens seien ihre Eltern aber nicht entflogen, versichert er.

Auch für die Herkunft der etwa 2000 frei fliegende Halsband- oder Kleinen Alexandersittiche in Köln lehnt er jede "Verantwortung" ab. Die ersten frei lebenden Vertreter dieser Art wurden etwa 1965 beobachtet. "Sie waren damals sehr beliebte Stubenvögel", sagt Pagel. Die Sittiche - etwas kleiner als ihr großer Namensvetter, in der Farbe etwas blasser, mit langem Schwanz einem charakteristischen dunklen Streifen um den Hals - seien wohl einigen Züchtern "abgehauen", vielleicht auch aus Überdruss freigelassen worden. Seitdem haben sie sich fleißig vermehrt. In hiesigen Breiten zu überleben, sei für sie kein Problem.

Sie sind in Afrika und Asien zu Hause. Und von ihren großen Namensvettern berichtet Pagel: "Ich habe sie selber schon im Himalaja gesehen, über unsere Winter können diese Vögel nur lachen."

Auch wenn der Ornithologe ihnen eine "gewisse Durchsetzungsfähigkeit" bescheinigt, negative Folgen für die heimische Vogelwelt seien noch nicht beobachtet worden. Zwar machen sie anderen Höhlenbrütern wie Star oder Grünspecht Konkurrenz, doch zu einer Verdrängung hat dies noch nicht geführt. Und Nahrung - Obst, Nüsse, Blüten, Samen - scheint für alle Vögel reichlich vorhanden zu sein. Lediglich Gartenbesitzer beschweren sich bisweilen, wenn ein Sittichschwarm erntet, was er nicht gesät hat.

Auch in Düsseldorf und Bonn, aber auch in Wiesbaden, Heidelberg und Mannheim/ Ludwigshafen leben inzwischen große Populationen, kleinere Schwärme gibt es in Stuttgart, Worms und Berlin. Dabei breiten sie sich nur langsam aus, bevorzugen das mildere Klima der Städte, wie es etwa die Kölner Bucht oder die geschützten Südhänge des Taunus bietet. Bundesweit, so schätzt der Düsseldorfer Sittichexperte Tobias Kraus, leben derzeit rund 6000 Halsbandsittiche in freier Wildbahn.

Das flache Land erobert derzeit ein anderer fliegender "Neubürger" oder Neozoe, wie die Experten solche Tiere nennen. Die Nilgans kommt über die Niederlande aus Afrika nach NRW. Im Nachbarland hatten sich viele Naturfreunde in den malerisch aussehenden Wasservogel verliebt und ihn als Ziervogel für ihre Parkteiche eingeführt. Dort büxte die Gans aus und breitet sich seit etwa 20 Jahren nach Osten aus. Auf mehrere hundert wird die Zahl der Brutpaare in Deutschland geschätzt, über 300 allein in Nordrhein-Westfalen mit Schwerpunkt Niederrhein. Die Baumbrüter haben sogar schon Eingang ins Landesjagdgesetz gefunden: Vom 1. August bis 15. Januar darf auf sie geschossen werden.

Vielleicht gehört bald auch der schillernd bunte Bienenfresser zur heimischen Vogelwelt. Eigentlich kommt er aus dem Mittelmeerraum, doch langsam wandert er den Rheingraben entlang nordwärts. 500 Brutpaare wurden gezählt, die ersten auch schon in Nordrhein- Westfalen. "Vermutlich ist der Klimawandel schuld daran", glaubt der Vogelexperte Markus Nipkow vom Bonner Naturschutzbund.

(afp2)
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