Dinslaken Geschichten von letzten Lebenstagen

Dinslaken · Der Altenpfleger Ingo Fischer widmet sich in seinem Buch "Lebenswege" dem Thema Sterbebegleitung. Er erzählt besondere und teilweise sehr persönliche Geschichten von Menschen, die er an ihr Lebensende begleitet hat.

 Der Altenpfleger Ingo Fischer hat sich in seinem Buch mit dem Thema Sterbebegleitung beschäftigt.

Der Altenpfleger Ingo Fischer hat sich in seinem Buch mit dem Thema Sterbebegleitung beschäftigt.

Foto: Florian Langhoff

Für gewöhnlich ist der 46-jährige Ingo Fischer ein lebenslustiger Mensch, der gerne lacht und sich auch nicht täglich mit dem Tod und dem Sterben auseinandersetzt. "Es ist aber ein Thema, dass früher oder später uns alle betrifft", sagt der examinierte Altenpfleger. Seit 22 Jahren arbeitet er in seinem Beruf und hat dabei einige Erfahrungen gesammelt. Prägend war für ihn sein erstes Mal bei einer Sterbebegleitung, damals noch als Auszubildender. "Da ging wirklich einiges schief und ich habe mir vorgenommen, dass ich so etwas nicht noch mal erleben möchte. Ich wollte, dass meine Patienten eine vernünftige Begleitung haben", sagt der 46-Jährige.

Eine Routine gibt es für ihn bei solchen Fällen auch nach zwei Jahrzehnten noch nicht. "Das ist jedes Mal etwas anderes", sagt er. Das Wichtigste für ihn ist es, den Menschen zuzuhören, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. "Bei der Sterbebegleitung hat der Patient die Regie und nicht der Pfleger", sagt er. Und er erzählt von den besonderen Fällen, die er erlebt hat, von markanten Vorkommnissen. Auch Geschichten, die ihn persönlich betroffen haben. Der Tod seines Bruders spielt ebenso eine Rolle, wie die letzten Wochen im Leben seines Vaters. Letzteres war für ihn eine besonders schwierige Situation. "Man schaut da natürlich immer mit der professionellen Sicht des Altenpflegers, aber gleichzeitig auch mit der Sicht des Sohnes", erzählt Ingo Fischer.

 Das Cover des 116 Seiten starken Taschenbuchs von Ingo Fischer.

Das Cover des 116 Seiten starken Taschenbuchs von Ingo Fischer.

Foto: verlag

Aber auch schöne Geschichten finden sich in seinem Buch wieder. Geschichten von Menschen, die Angehörige nach Jahren wiedersehen, Streitigkeiten beilegen und sich versöhnen. Und es gibt auch ganz positive Geschichten. "Als ich noch im Heim gearbeitet habe, hatte ich eine Patientin, die zum Sterben ins Heim gekommen war. Man hatte ihr gesagt, sie hätte nur noch drei Monate zu leben. Als ich vier Jahre später aufhörte, in dem Heim zu arbeiten, war sie immer noch da", erzählt der Altenpfleger.

Erstmal sammelte er die Geschichte nur für sich selbst. "Teilweise war das Schreiben auch eine Form, das Erlebte zu verarbeiten", sagt er. Mit der Zeit wurde die Sammlung mit den Erzählungen immer umfangreicher und schließlich wurde er auch dazu ermutigt, diese in Buchform zu publizieren. "Es gibt nicht viele Bücher zu diesem Thema. Und es gibt viele Kollegen, die sich damit identifizieren können aber auch Angehörige, für die das interessant ist", erzählt Ingo Fischer. Zudem weiß er auch, dass es viele erfahrene Pflegekräfte gibt, die mit dem Thema Sterbebegleitung überfordert sind. Mit den Geschichten aus dem Alltag, möchte er aber auch erreichen, dass die Pflege an sich ein etwas positiveres Bild bekommt. "Man sieht häufig nur die Skandalgeschichten, in denen Menschen im Heim geschlagen werden. Das sind Verbrechen. Aber das ist auch längst nicht der Alltag in der Pflege", erklärt der Autor. Er wirbt auch dafür, dass alle Beteiligten in der entsprechenden Situation zusammenarbeiten, von den Angehörigen über Pfleger bis hin zu Ärzten oder Hospizen. "Da hat sich in den vergangenen Jahren zum Glück sehr viel Positives getan", sagt er.

Mit seinem Buch hat er auch schon einige Lesungen absolviert, bisher in Pflegeschulen vor Berufsanfängern. "Die haben es positiv aufgenommen, dass mal jemand etwas aus der Praxis erzählt", berichtet Ingo Fischer. Natürlich gibt er auch einige Tipps, wie man in gewissen Situationen reagieren kann. Denn gerade in Trauer befindliche Angehörige, sind nicht immer leicht im Umgang. Für sich selbst hat er aus seinen Geschichten ebenfalls eine Erkenntnis mitgenommen. "Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt, bewusster zu leben", sagt der 46-Jährige.

(fla)
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