Steigender Rhein-Pegel Düsseldorf und Köln wappnen sich gegen die Fluten

Düsseldorf · Die Großstädte am Rhein machen die Schotten dicht. In Düsseldorf und Köln wurden Schutzwände aufgestellt, Sandsäcke werden gepackt. Wie lange steigt das Wasser noch? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Der Januarregen lässt schon seit Tagen den Pegel des Rheins steigen - und zwar schneller als erwartet. Um 10 Uhr am Samstag lag der Pegelstand in Köln bei 7,95 Metern, so dass für den Abend die für den Schiffsverkehr kritische Marke von 8,30 Meter erwartet wird. Dann dürften keine Schiffe mehr fahren, weil sie nicht mehr unter den Brücken hindurchpassen. Ursprünglich war das frühestens für Sonntag erwartet worden.

In Düsseldorf war der Rhein um 12 Uhr bei 7,42 Meter. Ab 7,50 Meter wird der Parkplatz am Unteren Werft geschlossen und geräumt. Die aktuellen Pegelstände können Sie hier nachlesen.

In Neuss wurde wegen des Hochwassers das Neujahrsschwimmen am Sonntag abgesagt.

Hochwasser-Schutzmaßnahmen in Düsseldorf - Fotos
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Hochwasserschutz in Düsseldorf

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Foto: Bretz, Andreas
  • Welche Hochwasserschutz-Maßnahmen gibt es für Düsseldorf?

Eine wichtige Maßnahme hat der Stadtentwässerungsbetrieb schon durchgeführt: Die Düssel fließt in mehreren Armen in den Rhein. Sie wurde abgeschiebert - also: dichtgemacht, um zu verhindern, dass über die Düssel das Rheinwasser in die Stadt fließt. Das gilt aber nur für die innerstädtischen Arme der Düssel.

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Foto: Martin Gerten/dpa

Außerdem wurde der Pegel verschiedener stehender Gewässer gesenkt, zum Beispiel des Kaiserteichs oder des Schwanenspiegels. "Sie dienen als Puffer", sagt Kristian Lütz, Abteilungsleiter des Stadtentwässerungsbetriebs Düsseldorf. Dort kann Wasser zwischengespeichert werden, damit es nicht in den Rhein fließt.

Entlang des Rheins schützen Deiche und Mauern vor dem Hochwasser, wie zum Beispiel am Altstadt-Rheinufer oder im Hafen. Wo es nötig ist, werden Durchlässe in diesen Mauern (für Verkehr oder Fußgänger) derzeit mit Hochwasserschutz-Toren geschlossen. Weitere Tore befinden sich in Kaiserswerth am Markt und in Heerdt.

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Foto: Christoph Reichwein

An der Theodor-Heuss-Brücke stellte der Stadtentwässerungsbetrieb eine Stromleitwand auf. Sie hat nichts mit Elektrizität zu tun, sondern leitet den Strom - gemeint ist der Rhein - so, dass kein Treibgut im Yachthafen landet. Problematisch sind zum Beispiel große Äste.

Auch die Feuerwehr bereitete sich auf mögliche Einsätze vor. "Sandsäcke werden gepackt, der Bestand wird aufgefüllt", sagte ein Sprecher. Er sprach von einer "noch gemäßigten Lage", die aber Schutzmaßnahmen erforderlich mache.

  1. Und was tut Köln gegen das Hochwasser?

Im Kölner Süden haben Einsatzkräfte weitere mobile Schutzwände aufgebaut. Im Stadtteil Porz-Zündorf wurden am Freitagvormittag Aluminiumwände auf einer Länge von etwa 250 Metern installiert, um das Wasser von der historischen Uferpromenade fernzuhalten. Die aktuellen Maßnahmen seien für einen Wasserstand von bis zu 8,70 Metern ausgelegt, sagte Otto Schaaf, Vorstand der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe. Es gebe zudem die Möglichkeit, die Wände zu erhöhen. Tags zuvor waren bereits im linksrheinischen Rodenkirchen mobile Wände aufgebaut worden.

  1. Wo kommt das Wasser eigentlich her?

Das Wasser kommt vom Himmel - und zwar im Rheineinzugsgebiet, in den Mittelgebirgen und am Oberrhein im Schwarzwald, erläutert Lütz. Entscheidend ist daher nicht, ob es in Düsseldorf regnet - sondern was in Süddeutschland oder im Sauerland vom Himmel kommt.

  1. Wie schnell steigt das Wasser?

Schon vor Weihnachten gab es laut Lütz die ersten erhöhten Wasserstände. Im neuen Jahr hätte der Pegel dann noch einmal kräftig zugelegt. "Die Dynamik war nicht besorgniserregend", sagt Lütz, aber es seien schon um die drei Zentimeter pro Stunde gewesen. Inzwischen seien es nur noch ein bis zwei Zentimeter pro Stunde.

  1. Wie ist die Prognose?

Bis Sonntag erwartet der Stadtentwässerungsbetrieb einen Pegelstand von knapp 8 Metern auf Höhe der Düsseldorfer Altstadt. Deswegen werden jetzt die Hochwasserschutz-Maßnahmen eingeleitet. "Dann haben wir erst mal Ruhe", sagt Lütz. Das Hochwassermeldezentrum Rhein in Mainz prognostiziert für Düsseldorf weiter steigende Pegelstände. Für Montag sagt es einen Wasserstand von 8 bis 8,50 Meter voraus.

  1. Wie sicher sind diese Prognosen?

Es hängt vom Wetter ab, wie hoch der Rhein steigt. Hunderprozentig verlässlich sind die Prognosen nur für die nächsten 24 Stunden, danach nimmt die Zuverlässigkeit der Angaben mit jeder Stunde ab.

  1. Was wäre das Worst-Case-Szenario für Düsseldorf?

Viel passieren kann eigentlich nicht in Düsseldorf - die Stadtväter haben die Gebäude am Rhein relativ hoch gebaut, anders als beispielsweise in Köln, und die Deiche und Mauern sind in guter Verfassung. Nasse Füße kriegen könnten allerdings die Himmelgeister. In diesem Stadtteil im Süden ist der Hochwasserschutz auf einen Pegelstand von maximal zehn Metern ausgelegt.

Mit Material von der Nachrichtenagentur dpa.

Anmerkung der Redaktion: In einer ursprünglichen Version des Textes hieß es, die Düssel werde abgeschiebert, damit der Rhein nicht mehr Zufluss bekommt. Richtig ist: Sie wird abgeschiebert, um zu verhindern, dass über die Düssel das Rheinwasser in die Stadt fließt.

(hpaw)
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