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Mönchengladbach Rock am Ring im JHQ: Der Weg ist frei

Mönchengladbach · Die Stadt kann das gesamte JHQ für fünf Jahre vom Bund mieten und dann einen Teil der Fläche an Marek Lieberberg verpachten. Diese Lösung in letzter Sekunde handelten CDU und SPD in Berlin aus. Noch ist aber nicht alles klar.

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Foto: dpa, Thomas Frey

Auf den letzten Drücker zeichnet sich ein Weg ab, der Konzertveranstalter Marek Lieberberg die Möglichkeit eröffnet, sein Festival "Rock am Ring" ab 2015 im JHQ steigen zu lassen. Die Stadt hat ein Angebot der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) vorliegen, das gesamte JHQ für fünf Jahre zu mieten. Der Vorteil: Die Stadt kann dann einen Teil des Geländes an Lieberbergs Konzertagentur verpachten, einen anderen Teil an das Land, das dort eine Erstunterbringung für Asylbewerber einrichten will. Der Nachteil: Die Stadt trägt während der fünf Jahre die Verantwortung für die Sicherung des Geländes. Schlegelmilch und Heinrichs beziffern die Kosten, die auf die Stadt für Miete an den Bund und die Sicherung zukommen, auf einen mittleren sechsstelligen Betrag pro Jahr. "Wir können das wirtschaftliche Risiko inzwischen sehr gut einschätzen. Es ist sehr überschaubar", sagte Hans Peter Schlegelmilch gestern der RP. Felix Heinrichs versichert: "Wir machen bei aller berechtigten Begeisterung nur, was wirtschaftlich sinnvoll und verantwortlich ist." Seit gestern Abend hat die Verwaltung den Auftrag, das Angebot der Bima zu prüfen und eine Entscheidung für die nächste Ratssitzung am 1. Oktober vorzubereiten. Das beschloss der Rat in nichtöffentlicher Sitzung mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP.

Die Neuigkeiten aus Gladbach kennt auch Konzertveranstalter Marek Lieberberg. Er hat schon zum wiederholten Male den Mönchengladbachern die Frist verlängert, um alle Vertragsangelegenheiten zu regeln. Dass Lieberberg ins JHQ möchte, hat er mehrfach öffentlich bekundet. Sein Plan B Mendig hat eine entscheidende Schwäche: Die Eifel-Gemeinde liegt so nah am Nürburgring, dass am ersten Juni-Wochenende in nicht einmal 40 Kilometer Entfernung zwei Riesenfestivals über die Bühnen gehen und sich gegenseitig die Zuschauer wegnehmen würden. Gladbach eröffnet wegen seiner günstigen Lage zwischen mehreren Ballungsräumen neue Zuschauerpotenziale.

Dennoch sah es zeitweilig nicht gut aus für Mönchengladbach. Denn die Bima stellte sich quer, wollte plötzlich nicht mehr selbst an Lieberberg verpachten - obwohl sie zuvor einen Letter of intent, also einen schriftlichen Vorvertrag, geschlossen hatte. Schlegelmilch und Heinrichs reisten innerhalb weniger Tage durch die halbe Republik, um das Projekt zu retten. Sie diskutierten mit Lieberberg in Frankfurt. Und bekamen auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Günter Krings einen Termin mit drei Bima-Vorständen in Berlin. Was sich seit Monaten als nahezu unmöglich erwies, gelang in diesem Gespräch: gemeinsam mit der Bima einen konstruktiven und pragmatischen Weg zu finden. Binnen weniger Tage traf das Angebot der Bima bei Oberbürgermeister Reiners im Rathaus ein. Und damit hat die Stadt ab sofort zum ersten Mal das Heft des Handelns selbst in der Hand.

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Foto: dpa, htf Ken rho

Der Auftrag, den die Verwaltung nun hat, ist ein dreiteiliger: Sie soll den Mietvertrag mit der Bima unterschriftsreif machen und gleichzeitig selbst mit den möglichen Mietern Lieberberg und Land die Vertragsverhandlungen vorantreiben, die bisher die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben geführt hat. Alle Unterlagen dazu hat die Stadt bereits. Die Zeit drängt. Marek Lieberberg muss so schnell wie möglich wissen, ob er auf die Zusage aus Mönchengladbach bauen kann. Er hält die Verwaltung für einen höchst kompetenten und verlässlichen Verhandlungspartner, lobte das Engagement der Beteiligten mehrfach öffentlich.

Wie sehr sich Mönchengladbach für Rock am Ring ins Zeug legt, hat für Lieberberg durchaus Bedeutung: Als eine Facebook-Seite von Fans binnen Tagen über 30 000 Unterstützer fand, kam er eigens zu einer Pressekonferenz in den Hockeypark, um sich zu bedanken. Dass die verantwortlichen Politiker nun sogar den schweren Tanker Bima auf Kurs brachten, dürfte ihm ebenfalls zeigen, wie sehr die Stadt Rock am Ring will.

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Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners versicherte nach Informationen der RP gestern in der Ratssitzung, dass die Verwaltung alles daran setzen werde, so schnell wie möglich zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen. Kommt Rock am Ring, wäre das der erste Erfolg der Großen Koalition - und zwar einer mit Symbolkraft. Das weiß auch Hans Peter Schlegelmilch: "Eine Stadt braucht auch Leuchttürme. Rock am Ring ist so ein Leuchtturm. Klappt das, zeigt es, was in dieser Stadt alles möglich ist."

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