Politik und Bier am Aschermittwoch Endlich wieder eine Stoiber-Rede

Düsseldorf · Die Parteien blasen heute zum politischen Aschermittwoch. Es verspricht deftig zu werden. Wulffs Rücktritt, der Koalitionskrach um Gauck, die bayerische SPD in Siegerlaune und dann darf sich die CSU auch noch auf ein Comeback von Edmund Stoiber am Rednerpult freuen. Nur Horst Seehofer muss sich diesmal bremsen.

Zeitlos schön: Stoibers Satzungetüme
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Foto: ddp

Beim politischen Aschermittwoch liefern sich die Spitzen aller Parteien am heutigen Mittwoch wieder heftige Redeschlachten. Schwerpunkt des traditionellen Politspektakels, zu dem tausende Parteianhänger erwartet werden, ist wie jedes Jahr Bayern.

Folgende Höhepunkte sind zu erwarten:

CSU in Passau Bei der CSU in Passau spricht Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer. Weil er aber nach dem Rücktritt von Christian Wulff kommissarisch die Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten übernommen hat, will er sich zurückhalten.

Statt seiner darf Seehofers Vorgänger Edmund Stoiber zum Rundumschlag ausholen. Wegen seiner Vorliebe für rhetorische Stilblüten ist Stoiber ein ganz besonderer Gast in Passau. Vor seinem Sturz galt Ehrenvorsitzender Stoiber als durch und durch leidenschaftlicher Aschermittwochs-Redner. Doch auch Stoiber will laut Ankündigung keine offensive Rede halten. Zur Abteilung Krawall dürfte dann aber spätestens Generalsekretär Alexander Dobrindt etwas beitragen.

Nach Angaben der CSU ist die Dreiländerhalle in Passau schon seit vergangener Woche überbucht. Zur 60. Ausgabe der traditionell bierseligen Veranstaltung, von der CSU gern als "größter Stammtisch der Welt" gefeiert, werden rund 7000 Parteianhänger erwartet.

SPD in Vilshofen Die SPD fühlt sich in Bayern derzeit so stark wie schon lange nicht. Wegen guter Umfragewerte ihres Spitzenkandidaten Christian Ude liebäugelt sie mit einem Erfolg bei den kommenden Landtagswahlen.

Für den Aschermittwoch haben die "Roten" in Vilshofen eigens ein Bierzelt aufgebaut und stänkern schon im Vorfeld gegen die CSU, damit hätten sie die viel bayerischere Veranstaltung auf die Beine gestellt. Wegen der übergroßen Nachfrage wurde das Zelt eigensauf ein Fassungsvermögen von 3500 Gästen erweitert. Zuletzt gelang es den Sozialdemokraten nicht einmal mehr, die 600 Plätze in ihrem Stammlokal in der Vilshofener Altstadt zu füllen.

Neben Ude geht Parteichef Sigmar Gabriel in die Bütt. Der Mann ist zu Recht bekannt für seine rhetorische Schärfe. Im Vorfeld sandte aber vor allem Ude Spitzen aus und nahm bereits das Comeback Stoibers aufs Korn: "In Wildbad Kreuth war noch Karl-Theodor zu Guttenberg die Zukunftshoffnung, jetzt ist es wieder Edmund Stoiber."

FDP in Dingolfing Die Liberalen erwarten Parteichef Philipp Rösler am Rednerpult. Der Mann könnte in Veruchung geraten sich feiern zu lassen, weil er bei der Gauck-Machtprobe Kanzlerin Merkel eins ausgewischt hat. Man darf gespannt sein, wie weit Rösler das auch am Aschermittwoch thematisieren wird. In der mehr als angespannten Lage zwischen Union und FDP dürfte schon ein Funken für eine Explosion sorgen.

Die Grünen in Landshut haben mit Claudia Roth ebenfalls ihre Bundesvorsitzende nach vorne geschickt. Sie dürfte sich über den Krach in der Koalition und Bundeskanzlerin Merkel im Besonderen lustig machen. Umso mehr wird Roth vermutlich in den Vordergrund stellen, dass nun doch Joachim Gauck, ursprünglich eine Idee von Jürgen Trittin, Bundespräsident werden soll.

Linke in Tiefenbach Die Linke bietet Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi im bayerischen Tiefenbach auf. Auch Sahra Wagenknecht wird erwartet. Vermutlich werden sie auf die anderen Parteien und deren Konsenskandidaten für das Bundespräsidentenamt, Joachim Gauck, losgehen, dem sie soziale Kälte vorwerfen.

Piraten in Ingolstadt Erstmals suchen in Bayern auch die Piraten eine etwas größere Bühne. Bisher pflegten die Piraten nach Angaben von sueddeutsche.de nur in einer Ingolstädter Vereinsgaststätte die politische Aschermittwochstradition.

Freilich wird auch andernorts politischer Aschermittwoch gefeiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tritt am Nachmittag in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern auf und auch im Saarland, wo die Parteien rund einen Monat vor der Landtagswahl die heiße Phase des Wahlkampfs einläuten, wird Bundesprominenz erwartet. Am Abend wird im saarländischen Wallerfangen Oskar Lafontaine erwartet.

Themen zum Draufhauen auf den politischen Gegner gibt es reichlich. Die Euro-Krise dürfte bei den bierseligen Politveranstaltungen ebenso eine Rolle spielen wie die Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff und der Koalitionskrach bei der Kür seines Nachfolgekandidaten Joachim Gauck.

(dpa)
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