Terroranschlag in Hanau Muslime fordern Schutz und Solidarität

Hanau/Berlin/Köln · Bei einem rassistischen Anschlag in Hanau sind elf Menschen getötet worden, darunter der Schütze selbst sowie seine Mutter. Muslimische Verbände fordern nun Solidarität, aber auch mehr Schutz von Moscheen und Repräsentanten der Religionsgemeinschaft.

 Aiman Mazyek ist  Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. (Archiv)

Aiman Mazyek ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. (Archiv)

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Muslimische Verbände haben Politik und Gesellschaft nach der Gewalttat von Hanau aufgerufen, sich klar an die Seite der Muslime zu stellen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, erklärte am Donnerstag in Berlin, wer antimuslimischen Rassismus nicht klar benenne oder verharmlose, mache sich mitschuldig an der blutigen Gewalt gegen Minderheiten.

Rechtsextreme Terroristen fühlten sich durch die jahrzehntelange Untätigkeit von Politik und Sicherheitsbehörden zum Schutz deutscher Muslime und Minderheiten dazu ermutigt, derartig mörderische Taten zu verüben, erklärte Mazyek, der am Abend an der Mahnwache in Hanau teilnehmen wollte. Allein in den vergangenen Tagen habe es ein halbes Dutzend Bombendrohungen gegen Moscheen gegeben. Muslimische Gotteshäuser und Repräsentanten der Religionsgemeinschaft müssten von den Sicherheitsbehörden besser geschützt werden, forderte Mazyek und rief zugleich die Muslime auf, eigene Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Der türkisch-islamische Verband Ditib kritisierte, „dass man zu lange auf dem rechten Auge blind“ gewesen sei. Rassismus und Islamfeindlichkeit seien alltäglich geworden, erklärten der Ditib-Bundesverband und der hessische Landesverband in einer gemeinsamen Stellungnahme in Köln. Die muslimischen Verbände hätten immer wieder davor gewarnt, dass „Worten auch Taten folgen werden“. Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) äußerte sich betroffen und erschüttert über die Anschläge. „Wir sind aber auch wütend über die bisherige Verharmlosung von Rassismus“, erklärte IGMG-Generalsekretär Bekir Altas in Köln.

Schüsse in Hanau: Am Morgen nach der Tat sucht die Polizei nach Spuren
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Hanau am Morgen nach der Tat

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Der Koordinationsrat der Muslime, die Dachorganisation der muslimischen Verbände, hatte zuvor erklärt, die Orte des Angriffs wie auch das bekanntgewordene Bekennerschreiben zeigten, dass Migranten, insbesondere Muslime, das Ziel gewesen seien. Es sei jetzt Zeit, zusammenzurücken und zusammenzustehen, betonte Koordinationsratssprecher Zekeriya Altug. Der Terror bedrohe alle, Muslime und Nichtmuslime.

In Hanau hatte ein Mann am Mittwochabend nach Polizeiangaben neun Menschen erschossen. Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und dessen Mutter danach tot in deren Wohnung. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen.

(c-st/epd)
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