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Langenfeld Kochen wie zu Jesu Zeiten

Düsseldorf · Im Gemeindezentrum der Johanneskirche trifft sich zweimonatlich eine Gruppe, um biblisch zu kochen. Dabei lässt sich manch schmackhafte Entdeckung machen: vom Römer-Salat bis zum Schafskäse mit Apfel-Zwiebel-Mus.

Man nehme anderthalb Tassen 5. Mose 32, 14, sechs Stück Jeremia 17, 11, . . . eine Prise 3. Mose 2, 13, und das Ganze nach Sprüche 23, 14 a und 40 Minuten Matthäus 13, 50 a zubereiten. Fertig ist der "Bibelkuchen". Bis auf das Backpulver enthält dieses hochwürdige Gebäck ausschließlich Zutaten, die in der Heiligen Schrift vorkommen. Sabine Bark (47) von der evangelischen Johanneskirchen-Gemeinde hat es nach eigenem Bekunden schon mal im Konfirmanden-Unterricht ausprobiert. "Schmeckt aber schrecklich", meint Angela Schiller-Meyer (51) gutgelaunt. Zusammen mit Bark und Ute Kuhn-Ortegel setzt die Pfarrerin in ihren zweimonatlichen Gruppen-Abenden auf eine weniger dogmatische Art von "Biblisch kochen": "Christlich geht es zu, aber munden soll es auch".

Zutaten aus dem Mittelmeerraum

So wie der Römische Hühnersalat mit Sellerie, Kapern und Oliven. Oder der Türkische Gemüsetopf. Oder der Schafskäse mit Apfel-Zwiebel-Mus. "Nach Möglichkeit verwenden wir Zutaten, die es schon in ,biblischer' Zeit im Mittelmeerraum gab", erklärt Schiller-Meyer das offene Angebot, das das nächste Mal am 29. April und 24. Juni (jeweils 18.30 Uhr) im Gemeindezentrum an der Stettiner Straße stattfindet (Anmeldung unter Tel. 83168, sa.ba@t-online.de).

Die bis zu zehn Bibel-Köche je Treffen süßen bevorzugt mit Honig statt mit Zucker, weil der im alten Palästina noch unbekannt war. Da dies aber auch für Kartoffeln und Reis gilt, würde sich die Gruppe in der Menü-Auswahl allzu stark einschränken, legte sie ihre kulinarischen Idee alttestamentarisch streng aus. "Schokoladeneis mit Sahne und Streusel zum Nachtisch wäre dann nicht mehr drin", seufzt Schiller-Meyer.

Ist es aber doch, denn der Weg ist das Ziel: das gemeinsame Kochen, finden die Löffelschwinger. "Geschmack am Leben wiederfinden", so haben die drei Frauen das Angebot überschrieben, das sich besonders an Menschen richtet, die einen Verlust zu verarbeiten haben, etwa nach Trennung oder Tod. ",Biblisch kochen' ist aber auch für Menschen in glücklicheren Lebenslagen eine Bereicherung", betont Schiller-Meyer. Schon Kinder könnten durch diese alle Sinne ansprechende Tätigkeit einen eindrücklichen Zugang zu Gott finden – ob nun zu Adam und Eva Paradiesäpfel auf dem Küchenplan stehen oder "Marthas schneller Nudelsalat" angerichtet wird, damit nicht vor lauter Betriebsamkeit die Zeit für Gottes Wort fehlt, wie es Jesus der rastlosen der beiden Bethanien-Schwestern vorhielt.

"Gemeinsam kochen ist unglaublich kommunikativ", weiß die fröhliche Pfarrerin, die sich gern an die "intensiven Gespräche" in den Küchen von Studentenbuden in Münster, Tübingen und Bonn erinnert. "Auch in unserer Gruppe im Gemeindezentrum tauschen wir uns aus, über die Bibel, über uns, aber auch über das Kochen selbst." Dabei gehe es weder um raffinierte Gerichte noch um spaßbetonte Unterhaltung, wie sie Pantoffelköchen im Fernsehen geboten werde, sondern um "einfaches Kochen in ruhiger Atmosphäre". Nicht immer, aber oft ohne Fleisch, denn täglich Tier war dem einfachen Volk vor 2000 Jahren ebenso fremd wie überhaupt der Überfluss an Speisen in heutigen Industrieländern.

Bei der Zubereitung voneinander lernen, sich Zeit nehmen, auskommen mit dem, was man an Lebensmitteln vorfindet, und natürlich das Tischgebet gehören laut Schiller-Meyer ebenso zum Biblischen Kochen wie die Entdeckung fremder Zutaten oder das "Erspüren der eigenen Wertigkeit in der Gruppe".

Wer in der Gemeindeküche dabei sei, solle anschließend von sich sagen können: "Kochen ist nicht einfach pure Arbeit, nein, Kochen tut mir gut!" Wenn es dann auch noch schmecke, spätestens dann sei der Mensch ganzheitlich gestärkt, ist die evangelische Pfarrerin überzeugt und zitiert die "Heilige" Teresa von Avila: "Der Körper ist der Leib des Heiligen Geistes".

(RP)
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