Fahrbericht Kraftprotz mit grünem Gewissen

Düsseldorf · Dank der Kombination von V6-Motor und Batterie-Betrieb verbraucht der Infinti M35h GT trotz 364 PS wenig Benzin.

2012: Das ist der Infiniti FX Vettel
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Ein Sechzylinder mit mehr als 350 PS ist für weniger als 60.000 Euro eigentlich nicht zu haben. Ein Sechszylinder mit mehr als 350 PS und einem Normverbrauch von weniger als sieben Litern auch nicht. Entsprechend spektakulär ist das Angebot der in Deutschland kaum bekannten Nissan-Nobel-Tochter Infiniti: Der "M35h GT" hat 364 PS, verbraucht trotzdem nur 6,9 Liter auf 100 Kilometern und kostet in der Grundausstattung 55.490 Euro. Das ist ein Wort.

Den bemerkenswert niedrigen Verbrauch dieses Autos, das in 5,5 Sekunden von Null auf 100 beschleunigen kann, erklärt sein Hybridmotor. Die Mischung aus Benzin- und Elektroantrieb hält sich zwar nicht ganz an die offiziell ausgewiesenen Verbrauchswerte. Aber selbst bei sportlicher Fahrweise hält der integrierte 68-PS-Elektromotor den Spritverbrauch im einstelligen Liter-Bereich.

Bis zu Geschwindigkeiten von 60 Stundenkilometern reicht dem Japaner bei behutsamer Fahrweise meistens eine Lithium-Ionen-Batterie als Kraftquelle. Erst beim beherzten Tritt auf das Gas und bei höheren Geschwindigkeiten schiebt der 3,5-Liter-V6-Motor seine Leistung über die Sechsgang-Automatik auf die Räder. Dabei setzt er mit seiner gewaltigen Schubkraft auch viel Fahrfreude frei - und lädt nebenbei auch die Batterie wieder auf.

Günstiger Preis aus Japan

Den erstaunlich günstigen Preis dieses Autos erklärt seine japanische Herkunft. Die ist allerdings mit einigen Einschränkungen verbunden. Bei aller Anerkennung für den Motor und für den Preis: Wie die meisten Japaner hat auch der M35 h zu viele Knöpfe, die vor allem die Speichen des Lenkrades in eine unübersichtliche Kraterlandschaft verwandeln.

Trotz Lederausstattung erinnert der Innenraum an eine Spielhölle, und alles, was man berührt, fühlt sich künstlich an. Etwa ein Fünftel der Cockpit-Signale ist überflüssig und stiftet Verwirrung. Andererseits: Das ist alles auch Geschmacks- und Gewöhnungssache. Sie kratzen das imposante Eckdaten-Trio von Preis, Leistung und Verbrauch vielleicht etwas an, werfen den Infiniti aber nicht aus der Kurve.

Das Äußere ist auf den ersten Blick gelungen. Sanfte Rundungen nehmen der Karosse die Schärfe. Auf seinen serienmäßigen 18-Zoll-Alu-Felgen macht der Infinti etwas her, ohne sich aufzudrängen. Wer allerdings Wert auf exakte Spaltmaße legt - und das ist gerade bei deutschen Kunden aus unerfindlichen Gründen der Fall - wird enttäuscht: Der Abstand der einzelnen Bleche zueinander ist ein fröhliches Ungefähr.

In der knapp 7000 Euro teureren "GT-Premium"-Version sind zusätzliche Schnickschnacks wie ein Kurvenbrems-, ein Tote-Winkel- und ein Spurhalte-Assistent enthalten. Die Spracherkennung für das Navigationssystem funktioniert in der Edel-Variante ganz gut, das Bose-Premium-Soundsystem hingegen - zumindest im Radiobetrieb - weniger. Für den Aufwand von 16 verbauten Lautsprechern dürfte man mehr Klangfülle erwarten - geboten wird aber nur Mittelklasse. Das gilt auch für das Fahrwerk, das auch in der Luxus-Version nur eine Einstellung kennt.

Wie fast alle Japaner leidet auch der Infiniti unter seinem unübersichtlichen Cockpit. Das schmälert den Effekt der noblen Materialen. Aber die Sitze sind erstklassig.

(anch)
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