Googles Android-Smartphone im Alltagstest Das Nexus 5 - Topgerät für wenig Geld

Düsseldorf · Google greift die Konkurrenz auf dem Smartphone-Markt derzeit von zwei Seiten an: Im Einsteigersektor mit dem sehr gut gelungenen Moto G von der zugekauften Tochter Motorola und im High-End-Bereich mit der fünften Auflage der hauseigenen Nexus-Serie. Dass das Moto G eine Kaufempfehlung ist, hat unser Alltagstest bereits ergeben. Aber wie sieht es mit dem Nexus 5 aus?

Das Google Nexus 5 im Alltagstest
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Das Google Nexus 5 im Alltagstest

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Als das Testgerät hier in der Redaktion eintrudelte und aus seinem Karton befreit wurde, machte sich erst ein wenig Skepsis breit. Ganz schön schwarz lag das Gerät vor uns. Sehr schwarz. Vorne, hinten, an den Seiten, sogar der Nexus-Schriftzug und das LG-Logo, alles schwarz.

Doch, so viel sei schon verraten: Inzwischen gefällt uns das Gerät richtig gut. Tolles schwarz. Schade, dass wir uns bald wieder von dem Nexus 5 trennen müssen. Aber der Reihe nach.

Das Gerät gibt es in vier verschiedenen Varianten: Schwarzes oder weißes Gehäuse, 16 oder 32 Gigabyte fest verbauter Speicher. In der kleineren Version kostet das Nexus 5 349 Euro, in der großen mit 32 GB 399 Euro.

Aussehen und Verarbeitung

Smartphone: Das Moto G im Alltagstest
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Smartphone: Das Moto G im Alltagstest

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Wie geschrieben, als wir uns an das tiefschwarz eingehüllte Gerät erst einmal gewöhnt hatten, gefiel es uns sehr gut. Die Vorderseite ist komplett von Glas bedeckt, darunter liegt das fünf Zoll große Display. Seiten und Rückseite des Gerätes sind in einem matt-schwarz Kunststoff gehalten. Die Beschichtung verhindert sehr effektiv das Wegrutschen des Smartphones.

Knöpfe findet man exakt zwei an dem Gerät. An der rechten Seite der Ein-/Aus-Schalter, an der linken Seite eine Wippe zur Lautstärkeeinstellung. Sie sind nicht ganz bündig eingefasst und lassen sich so leicht ertasten. Alllerdings sind beide an den Enden etwas scharfkantig. Streicht man darüber, bleibt der Finger hängen. Das ist nicht ganz ideal gelöst. Ansonsten haben die Knöpfe saubere Druckpunkte.

Etwas Angst muss einem wohl die Kamera auf der Rückseite machen. Die ist durch eine verhältnismäßig große Kunststoffscheibe geschützt, welche aber deutlich aus dem Gerät heraussteht. Obwohl bei dem Testgerät in mehreren Wochen nichts passiert ist, besteht doch immer die Sorge, die Scheibe könnte verkratzen, wenn man das Gerät etwas unachtsam beiseite legt.

Das Gerät macht insgesamt einen sauber verarbeiteten Eindruck. Legt man es jedoch auf das Display und drückt auf der Rückseite auf den Nexus-Schriftzug, dann gibt die Abdeckung etwas nach. Darunter befindet sich offenbar ein kleiner Hohlraum.

Genau an der Stelle fängt das Gerät auch leicht an zu vibrieren, wenn man über die eingebauten Lautsprecher (an der Unterseite verbaut) etwas lauter Musik hört. Auch hier gilt, was man eigentlich bei fast allen Smartphones sagen muss (eine Ausnahme bildet hier etwa das HTC One): Musikhören über die Lautsprecher, das sollte man besser nicht tun.

Das Nexus 5 liegt mit seiner etwas kantigen Form und einer Dicke von nur 8,59 Millimetern bei einem Gewicht von 130 Gramm angenhem in der Hand. Trotz des um 0,3 Zoll größeren Displays entsprechen die Abmessungen des Geräts ziemlich genau denen des HTC One.

Display

Das Display ist mit das beste, das uns bislang untergekommen ist: Fünf Zoll groß, Full-HD-Auflösung, gute Farbdarstellung und auch draußen bei Helligkeit noch gut abzulesen. Mit einer Pixeldichte von 445 ppi spielt das Nexus 5 ganz oben mit, muss sich eigentlich nur dem HTC One (469 ppi) geschlagen geben. Die etwas höhere Zahl erreicht das HTC-Gerät aber nur wegen des etwas kleineren Bildschirms.

Vor Kratzern schützen soll das Corning Gorilla 3 Glass. Und das macht seinen Job gut, auch nach zwei Monaten ohne extra Hülle sind keine Kratzer auf dem Bildschirm zu entdecken.

Ein Problem gab es während des Testzeitraums mit dem stark spiegelnden Display an der Kasse eines Saturn-Marktes: Der Kassen-Scanner konnte den Strickcode eines mobilen Gutscheins trotz eifriger Versuche der Kassiererin nicht erkennen. Doch muss hier wohl eher dem schlechten Scanner einen Vorwurf machen als dem Smartphone.

Software

Klar, dass auf dem Gerät das neueste Android KitKat 4.4 läuft, inzwischen nach zwei kleineren Updates in der Version 4.4.2. Der bislang dem Nexus 5 vorbehaltenen Launcher integriert Google Now tiefer ins System. Ein Wisch vom Homescreen nach rechts und schon ist der Siri-Konkurrent auf dem Schirm.

Ansonsten finden sich auf dem Nexus 5 die üblichen Programme aus dem Hause Google, sprich Search, Chrome, Maps, YouTube, Gmail, Drive und Hangouts. Letzteres hat die native SMS-App vom Gerät verdrängt und übernimmt standardmäßig den Empfang der Kurznachrichten. Wem das nicht gefällt, kann natürlich einen SMS-App - etwa Handcent SMS - aus dem Play Store herunterladen.

Kamera

Die beiden Kameras des Smartphones lösen mit acht Megapixel (Rückseite) und 1,3 Megapixel (Front) auf. Die Hauptkamera wird durch einen kleinen Blitz sowie durch einen optischen Bildstabilisator unterstützt.

Wenn die Lichtverhältnisse stimmen, liefert die Kamera auf der Rückseite des Smartphones durchaus tolle Bilder. Wie üblich kann sie keine richtige Kamera ersetzen, für gelungene Schnappschüsse reicht es aber allemal.

Können die Ergebnisse auch überzeugen, die Kamera-App selbst kann es nicht. Die Bedienung haben andere Hersteller einfach besser gelöst. Um in das magere Einstellungs-Menü zu kommen, muss entweder auf ein Display-Button über bzw. neben dem Auslöser gedrückt werden oder man hält den Finger auf das Display und wischt leicht nach oben. Dann ist man aber auch meist schon auf einem der auftauchenden Menüpunkte gelandet und hat diesen ausgewählt. Das erscheint alles noch ein wenig unausgereift.

Zwei Features der Kamera sollen aber doch lobend erwähnt werden. Der HDR+-Modus schießt automatisch mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung und setzt diese dann zu einem Foto zusammen. Zwar dauert die eigentlich Aufnahme dadurch etwas länger, das Ergebnis kann aber überzeugen.

Sehr schön ist auch der Sphere-Modus. Damit können quasi Rund-um-Fotos geschossen werden. Die Kamera dirigiert einen von Aufnahmepunkt zu Aufnahmepunkt. Hat man genug vom Motiv eingefangen, berechnet die Kamera daraus ein Foto.

Ob es nun Sinn macht, ein Kugel-Foto von seiner Umgebung zu schießen, sei mal dahingestellt. Nutzt man den Sphere-Modus aber als einen nach oben und unten erweiterten Panorama-Modus, lassen sich damit sehr schöne Bilder einfangen, etwa im Stadion.

Empfang

Über die Empfangseigenschaften des Nexus 5 lässt sich nicht meckern. Höchstens wenn der WLAN-Router zu weit entfernt steht, verabschiedet es sich schon mal schneller ins mobile Datennetz als andere Top-Geräte das tun.

Was gut funktioniert ist die Unterdrückung von störenden Nebengeräuschen. So kann auch an einer lauten Straße ohne Probleme telefoniert werden, der Gesprächspartner hört einen klar und deutlich und auch man selbst kann dem Gespräch ungestört folgen. Gut, das leisten auch andere Geräte, es sollte nur nicht unerwähnt bleiben.

Prozessor und Leistung

Das Nexus wird von einem Qualcomm Snapdragon 800-Prozessor angetrieben, der seine Leistungsreserven aus vier Kernen schöpft, die mit satten 2.26 Gigahertz getaktet sind. Damit spielt das Nexus 5 derzeit ganz oben in der Geschwindigkeitsliga.

Dementsprechend war auch kein Spiel bei Google Play zu finden, welches das Gerät auch nur ansatzweise in die Knie hätte zwingen können. Folglich läuft auch die normale Bedienung flüssig und ohne Hänger.

Akku

Der Akku hat mit 2300 mAh genügend Leistungsreserven, um locker auch einen Tag mit viel Gebrauch durchzuhalten. Laut Google soll der Stromspender 17 Stunden Gesprächszeit durchhalten. Weil weder der Tester noch jemand in seinem Umfeld im vergangenen halben Jahr so lange überhaupt telefoniert hat, war das nicht zu überprüfen.

Reichlichen Internet-Gebrauch, sei es per WiFi oder im mobilen Netz, viele Fotoaufnahmen und dergleichen steckt der Akku aber problemlos weg.

Fazit

Wie bei allen Geräten, die unter Googles Nexus-Label verkauft werden, wird man auch beim Nexus 5 irgendwann den fehlenden SD-Karten-Slot vermissen. Entscheidet man sich jedoch für die 32-Gigabyte-Variante, hat man erst einmal genug Luft, was den Speicherplatz anbelangt.

Ungewöhnlich knausrig gibt sich Google bei seinem Cloud-Speicher Drive. Bekommt man beim Motorola Moto G beispielsweise satte 50 Gigabyte in der Wolke spendiert und beim HTC One 25 GB, gibt's beim Nexus 5 nichts dazu.

Abgesehen davon - und den zuvor erwähnten Kritikpunkten - erwirbt man mit der fünften Auflage der unter Google-Branding laufenden Geräte aber ein klasse Smartphone. Tolles Aussehen, satte Leistung, die Gewissheit, bei Android immer auf dem neuesten Stand zu sein (zumindest für die 18 Monate nach Erscheinen), das alles für 349 Euro (16 Gigabyte) bzw. 399 Euro (32 Gigabyte) - ein ähnliches Angebot dürfte nur schwer zu finden sein.

Technische Daten

Qualcomm Snapdragon 800, 2,26 GHz Quad-Core; Grafik: Adreno 330, 450 MHz

Front: 2,1 MP

Rückseite: 8 MP

(csr)
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