Autor T. C. Boyle begeistert mit "San Miguel" seine Leser

Nur wenige Autoren werden von einem großen Publikum und zugleich von Kritikern geschätzt. T.C. Boyle ist das gelungen. Das spürt man besonders, wenn er, wie jetzt in Köln, vor sein Publikum tritt und gefeiert wird wie ein Popstar. Als junger Mann hätte er sich das wohl nicht vorstellen können. Thomas Coraghessan Boyle galt als Herumtreiber und Schulversager. Er studierte, entdeckte die Literatur und begann zu schreiben, John Irving wurde sein Mentor. 1982 machte Boyle dann mit dem wilden, komischen Roman "Wassermusik" Furore, 1986 wurde er Professor an der University of Southern California. Mehr als 60 Kurzgeschichten hat er geschrieben und 14 sehr unterschiedliche Romane. "Ich brauche Herausforderungen", sagte er jetzt im Tanzbrunnen. Für nächstes Jahr kündigte er ein Buch über das Thema Gewalt an. Sein aktuelles Buch heißt "San Miguel" und ist ein historischer Roman, der von einer kargen, einsamen Insel vor der kalifornischen Küste erzählt und von drei Frauen, die dort Ende des 19. Jahrhunderts lebten. Es ist eine für Boyle ungewöhnlich ernste, unironisch geschriebene Geschichte, die doch den großen Traum Amerikas ironisiert: immer weiter nach Westen zu ziehen. Auf Boyles Insel bleibt von dem großen Traum von Freiheit und Abenteuer wenig übrig.

T.C. Boyle: "San Miguel", Hanser, 448 Seiten, 22,90 Euro

(RP)
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