Fotos "Kleider machen Leute" - Deutsches Hygiene-Museum zeigt Koelbl-Bilder
Gerhard Ludwig Müller
Bischof, Deutschland
Als ich zum ersten Mal das Priestergewand trug, war ich am Ziel meiner Wünsche angekommen. Am Anfang war ich noch ein bisschen ungelenk in der Soutane, weil man es nicht gewohnt ist, in so langen Kleidern zu gehen, das müssen wir als "Hosenträger" erst lernen. Auch musste ich mich erst daran gewöhnen, dass mich die Menschen im Bischofskleid nicht als Privatperson sehen, sondern als Priester. Die Priesterkleidung mit entsprechendem Kragen ist wichtig, weil sich darin eine Lebensentscheidung zeigt. In ihr habe ich bewusst mehr Haltung und einen aufrechten Gang.
Zu Hause am Abend trage ich gerne bequeme Kleidung, am liebsten einen Trainingsanzug. Er ist leger und muss nicht gebügelt werden. So ist alles ein bisschen lockerer. Und am Hals ist es offener und angenehmer als der steife Priesterkragen. Der ist zwar schön, aber nicht bequem.
Kanae Asakusa
Geisha, Japan
Wenn ich meinen Kimono anziehe, werde ich innerlich ruhig. Meine Haltung verändert sich, ich gehe und sitze aufrechter, bewege mich langsamer. Die Stimme wird leiser, sanfter. Das geschieht von ganz alleine. Die Wörter werden freundlicher, ich spreche in der ehrerbietigsten Höflichkeitsform. Demütig zu sein fällt mir leicht. Dem Kunden Freude zu bereiten, das Lächeln, das Künstlerische sind wichtige Fähigkeiten einer Geisha. Wenn die Geschäftsmänner zusammen trinken gehen, ist es meine Aufgabe, sie bei guter Laune zu halten. Verträge werden dann leichter geschlossen. Als Geisha bin ich selbstbewusster, privat bin ich eher schüchtern. In meiner Alltagskleidung laufen die Leute an mir vorbei, ich bin eine von vielen. Aber in meinem Kostüm werde ich beachtet. Der Kimono ist die beste Uniform für eine japanische Frau.
Batnesan Bal
First Lieutenant, Mongolei
Ich bin der einzige weibliche Officer in der Antiterroreinheit, zuständig für Logistic and Supply. Deshalb bin ich auf das, was ich erreicht habe, und auf meine Uniform sehr stolz.
Ich bin überall dabei, wo meine Einheit eingesetzt wird, auch im Ausland. Es gibt keinen Unterschied, ich agiere wie ein Mann. Jeder kann an den Schulterklappen sofort den Rang und die Einheit erkennen. Auch mein Vater und meine Mutter sind bei Militär, deshalb habe ich mich ebenfalls dafür entschieden. In der Uniform bekomme ich mehr Aufmerksamkeit und Respekt. Die Männer finden mich aber in meiner Freizeitkleidung attraktiver, sie haben mehr Distanz und sind eingeschüchtert, wenn ich die Uniform trage.
Pia Behnisch
Kaminkehrerin, Deutschland
Es ist eine Ehre für mich, die Uniform zu tragen. Sobald ich sie anziehe, schlüpfe ich in die Verantwortung hinein. Die Leute schauen zu mir auf und für viele Menschen bin ich ein Glücksbringer. Die Frauen finden es toll, wenn ich komme. Die Männer sind erst mal skeptisch und dann positiv überrascht und sagen: "Mädel, wenn du vom Dach fällst, fange ich dich auf."
In der Uniform bin ich selbstbewusster, habe ein lockeres und entspanntes Auftreten, der Schmutz macht mir nichts aus. Privat bin ich ein schüchterner Mensch und zurückhaltend.
Sebastian Völz
Koch, Deutschland
In meiner Kochuniform bin ich stolzer, selbstbewusster. Wenn ich mit den Gästen spreche, bekomme ich Anerkennung und Bewunderung für meine Kunst. Kochen ist die absolute Erfüllung und Liebe in meinem Leben. Mein Traum ist es, bald Küchenchef zu werden. Bereits kurz nach der Lehrzeit habe ich meinen Namen auf der Jacke einsticken lassen. Ich will, dass er im Gedächtnis bleibt. An der Uniform – doppelt geknöpft, Stoffknöpfe oder Druckknöpfe – erkennen wir den Rang untereinander.
Wenn ich meine Jeans und T-Shirt anziehe, ist es so, als ob ich einen Schalter umlege. Ich trage gerne Hellblau, die Farbe hat eine positive Ausstrahlung auf das Gesicht. Man braucht Liebe für das Kochen und auch für die Frauen, da gibt es keinen Unterschied. Es ist ein Zusammenspiel. Gutes Essen hat auch mit Sex zu tun, es ist beides gleich.
Klaus-Peter Stieglitz
Generalinspekteur der Luftwaffe, Deutschland
Morgens vor dem Kleiderschrank muss ich nicht überlegen. In der Uniform sehe ich immer gleich gut, attraktiv, funktional und gestylt aus. Ich bin auch stolz, die Flugzeugführerschwingen zu tragen, die ich vor 35 Jahren erworben habe. Als General der Luftwaffe gehöre ich sicherlich zur Elite, wir verkörpern eine andere Kultur als das Heer oder die Marine. Etwas Besonderes zu sein ist nicht unangenehm. Die Uniform symbolisiert Staatsmacht, Verantwortung, Mut, Tapferkeit, Disziplin, Charakterfestigkeit und den Einsatz des Lebens, das fordert unser Eid. In der Uniform falle ich auf, jeder weiß wer ich bin, aber im Gespräch mit anderen Menschen habe ich einen taktischen Nachteil, ich weiß nicht, wer die anderen sind. Wenn ich die Uniform ausziehe, hänge ich die Disziplin nicht an den Nagel. Ich lege auf mein Äußeres sehr viel Wert und scheue mich nicht, mich zwei bis drei Mal am Tag umzuziehen
Herlinde Koelbl präsentiert ihre Bilder im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. Die Fotografin und Dokumentarfilmerin lebt und arbeitet in Neuried bei München.