Foto-Ausstellung "Eye on Time" Die Erde im Wandel der Zeit

Berlin/Düsseldorf · Wie kaum ein anderer Fotograf hat Michael Ruetz sich in den letzten Jahrzehnten mit den Bedingungen, den besonderen Qualitäten und Vorzügen serieller Fotografie beschäftigt. Ruetz dokumentierte jahrelang an 600 über Deutschland verteilten immer gleichen Orten die immer gleichen Gegenstände, Plätze, Straßen, Architektur und Landschaften, die sich – natürlich – immer neu präsentierten. Ausgangspunkt war die Vorgabe, dass die Kamera mit immer gleichem Blickwinkel auf den ausgewählten Bildge-genstand ausgerichtet wurde.

"Eye on Time" von Michael Ruetz: Die Erde im Wandel der Zeit
6 Bilder

"Eye on Time": Die Erde im Wandel der Zeit

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Wie kaum ein anderer Fotograf hat Michael Ruetz sich in den letzten Jahrzehnten mit den Bedingungen, den besonderen Qualitäten und Vorzügen serieller Fotografie beschäftigt. Ruetz dokumentierte jahrelang an 600 über Deutschland verteilten immer gleichen Orten die immer gleichen Gegenstände, Plätze, Straßen, Architektur und Landschaften, die sich — natürlich — immer neu präsentierten. Ausgangspunkt war die Vorgabe, dass die Kamera mit immer gleichem Blickwinkel auf den ausgewählten Bildge-genstand ausgerichtet wurde.

Die Orte und die Blickrichtung wurden mit geografischen Koordinaten festgelegt, jede Aufnahme wurde in ihren Entstehungsbedingungen genau dokumentiert. Bekannt sind die unter dem Titel "Eye on Time" publizierten und im Deutschen Historischen Museum ausgestellten Fotografien Berliner und Brandenburger Ansichten. Scheint in einigen wenigen Serien die Zeit scheinbar still zu stehen, verwandeln sich vor allem prominente Schauplätze in den Jahren 1990 bis 2007 dramatisch.

So bietet eine Serie zunächst einen freien Blick über einen weiten Parkplatz hin zum Außenministerium der DDR, das dann verstellt, verhüllt und abgerissen wird; es weitet sich die Sicht auf die Friedrichswerdersche Kirche, ein neues Außenministerium taucht am Bildrand auf, die Attrappe der Bauakademie entsteht, und schließlich wird das ganze Sichtfeld von Jahrmarktsbuden verstellt.

Das ist die Aktion "Art Everywhere" in den USA
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Foto: dpa, jsl mb

So selbstverständlich wie radikal diese Veränderungen im Rückblick erscheinen mögen, so bedarf es doch der Fotografie, um das ganze Ausmaß des Wandels schlagend dokumentieren zu können. Da Architektur gemeinhin als besonders langlebig eingeschätzt wird, ist ihr Werden und Vergehen immer wieder bevorzugtes Arbeitsfeld der Fotografie gewesen. Doch ist sie in den Serien von Ruetz letztlich nur ein Vorwand, um die Zeit zu fassen, in der sich diese Veränderungen vollziehen.

Die im Museum für Fotografie präsentierte Serie "Timescape 817" eröffnet den Blick auf eine voralpine Landschaft, die nahezu das gesamte Repertoire einer von Menschen domestizierten und dennoch frei erscheinenden Natur umfasst.

Zwischen Gehölzen und Obstbäumen, Wiesen und Feldern ziehen sich ein Bach, Feldwege und Straßen, einzelne Gehöfte, kleine Siedlungen, Dörfer sind zu entdecken. Nach links wird die Landschaft durch eine Hügelkette zum Horizont abgeschlossen, nach rechts staffeln sich mehrere Bergketten hintereinander. Darüber spannt sich ein weiter Himmel, dessen vielfältige Erscheinungsformen die Wahrnehmung her-ausfordern. Majestätische Wolkenformationen, stille Mondaufgänge, dramatische Blitzgewitter, fahle Schneestürme und lange Sonnenfinsternisse sind zu sehen.

Die oftmals langen Belichtungszeiten lassen die Wanderung des Mondes als breite Lichtbahn erscheinen, Blitze schlagen in großer Zahl ein, die Raketen eines Neujahrsfeuerwerks schießen hundertfach in den Himmel. Aus 2720 in einem Vierteljahrhundert entstandenen Aufnahmen wurden für die Ausstellung gut 60 Bilder ausgewählt.

Die Strenge des nahezu wissenschaftlich Zugriffs wird dabei gebrochen durch den letztlich notwendig subjektiven Ansatz des Fotografen bei der Bestimmung des Aufnahmemoments, bei der Auswahl der Fotografien für die Ausstellung. Die hier ins große Format gebrachten Bilder ermöglichen nicht nur die genaue Untersuchung von Details, sondern erlauben es auch — bei näherem Herantreten — nahezu physisch in die Panoramen einzutauchen.

Die Ausstellung "Die absolute Landschaft" ist noch bis zum 5. Oktober im Museum für Fotografie in Berlin zu besuchen. <u>Sehen Sie in unserer Fotostrecke ein paar Bilder aus der Serie "Eye on Time". </u>

(cfk)
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