Musik-Experte schmettert Politiker-Forderung ab Deutsche wollen keine Helene-Fischer-Quote im Radio

Düsseldorf · Künftig soll jeder dritte Song im Radio auf Deutsch gesungen werden. Das fordert ein Politiker der Jungen Union und verweist auf die erfolgreichen Helene-Fischer-Konzerte. Ein Musikexperte sagt jetzt: Die Deutschen wollen Helene Fischer im Radio überhaupt nicht hören.

Helene Fischer: Atemlos, Schlagerstar, Bambi-Preisträgerin
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Das ist Helene Fischer

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Foto: dpa/Britta Pedersen

Franz-Robert Liskow (27) wird zu viel internationale Musik im Radio gespielt. Der Vorsitzende der Jungen Union in Mecklenburg-Vorpommern fordert eine verpflichtende Deutsch-Quote im Radio, so wie es sie bereits in Frankreich für französische Liedtexte gibt. Gegenüber "Bild" äußerte er: "Durch Helene Fischer hat der Schlager ein frisches Image bekommen. Der NDR glaubt noch immer, junge Leute wollen nur internationale Popmusik hören. Die sollen mal in Helenes Konzerte gehen." Laut dem Bericht will die Junge Union sich sogar an einer Demonstration für eine Deutsch-Quote beteiligen.

Auch wenn Helene Fischer extrem beliebt ist, im Radio wollen die Deutschen "Atemlos" überhaupt nicht täglich hören. Das zeigt zum Beispiel die Musikforschung der NRW-Lokalradios, für deren Programm (u.a. Antenne Düsseldorf, NE-WS 89.4, Radio 90,1) sich die meisten Hörer in NRW entscheiden.

Radio-Musikchef: Schlager hat nur wenig Zustimmung

Alle Musiktitel werden intensiv getestet. "Daher wissen wir genau, welche Musikstile bei unseren Hörern gut ankommen und welche eher nicht gewünscht sind. Deutscher Schlager verfügt in unserer Zielgruppe über wenig Zustimmung und Akzeptanz", erklärt Jens Kopel, Leiter der Musikredaktion von Radio NRW, gegenüber unserer Redaktion. "Das ist auch der Grund, warum er in unserem Programm keinen Platz findet." Bei anderen Radiosendern ist das Bild ähnlich. Würde die Musikforschung ergeben, dass Schlager von den Hörern deutlich gefordert würde, wäre der Anteil im Radioprogramm höher.

In den letzten Jahren ist der Anteil an deutscher Musik aber auch ohne gesetzlicher Quote gewachsen. Musik-Chef Kopel: "Deutschsprachige Popmusik von Künstlern wie Mark Forster, Adel Tawil, Revolverheld oder Andreas Bourani hingegen erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit bei unseren Hörern." Jeder fünfte Song ist derzeit bei den NRW-Lokalradios auf deutsch.

Die Songs von Helene Fischer kommen bei Hörerumfragen nicht gut genug an

Immer wieder fordern Politiker eine Deutsch-Quote im Radio. Am Ende ist es auch immer bei den Forderungen geblieben."Grundsätzlich sind wir der Meinung, man solle der Hörermeinung oberste Beachtung schenken und ihr in der strategischen Musikplanung folgen", erklärt Roman Loeber, derzeit Programmdirektor von Radio NRW. "Denn was nutzt einem Radiosender eine Quote, wenn der Hörer das durch sie gesetzte Musikgenre nicht in seinem bevorzugten Radioprogramm hören will."

Heißt: Würden die Deutschen Helene Fischer im Radio täglich hören wollen, würden die Sender ihre Schlager auch spielen.

(dafi)
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