Konzert in Düsseldorf Sting bringt seine Fans zum Heulen

Düsseldorf · Der 65-Jährige Rockstar Sting spielte bei seinem Konzert in Düsseldorf in der Mitsubishi Electric Halle ein Best-of-Programm und rührte damit seine Fans oft zu Tränen.

Fans feiern Sting 2017 in Düsseldorf in der Mitsubishi Electric Hall
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Fans feiern Sting in Düsseldorf

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Der Abend ist schon zur Hälfte vorbei, da wird Sting ganz ruhig. Er schließt die Augen, er spielt die Ballade "Shape Of My Heart", man hört nur eine akustische Gitarre und ein bisschen Percussion. Sting singt vom Verlust, der Himmel schickt honiggelbes und weiches Licht, und obwohl die Halle so groß und mit 7000 Fans ausverkauft ist, fühlt man sich jedem Besucher irgendwie verbunden. "Kannst ruhig heulen", sagt eine Frau zu ihrer Freundin. Und dann nehmen sie einander in den Arm.

Sting tritt in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf auf. Der 65-Jährige spielt wenige neue Nummern und viele seiner Solo-Hits, dazu nahezu den kompletten Best-of-Katalog seiner Band The Police. Man guckt diesem charmanten Kerl gerne zu, und man ist neuerlich davon beeindruckt, wie es ihm gelingt, für jeden Song die passende Atmosphäre zu schaffen, Stimmungen zu variieren. Es geht einem außerdem noch einmal auf, wie komplex viele seiner Lieder arrangiert sind. "Hung My Head" zum Beispiel ist ein raffiniertes Stück Pop im 9/8-Takt — so etwas bekommt ja überhaupt nur er hin. Und "Walking On The Moon" ist eine Reggae-Dekonstruktion, die zu spielen so fordernd ist, dass die Wenigsten dazu auch noch singen könnten. Sting aber eben doch.

Sting tritt mit großer Besetzung auf

Der größte Teil des Sets ist auffallend druckvoll. Sting spielt in großer Rock-Besetzung, zum Teil sind zehn Leute auf der Bühne, die meisten ziemlich jung. Einer von ihnen ist Stings 40 Jahre alter Sohn Joe Sumner, den der Papa einmal ans Mikro lässt, damit er "Ashes To Ashes" von David Bowie singen kann. Er erinnere sich noch, wie Joe in seiner Wiege lag, während er "Message in A Bottle" schrieb, sagt Sting. Und dann spielen sie gemeinsam "Message in A Bottle".

Sting fühlt sich in dieser Gesellschaft offensichtlich wohl. Er verwandelt "Englishman in New York" in einen Funk-Song, er zelebriert "Pretty Young Soldier" als reine Walzer-Seligkeit, und "Roxanne" ist der Wahnsinn, weil Sting das Lied schön lässig in "Ain't No Sunshine" von Bill Withers übergehen lässt, dann wieder abbiegt und zurückkehrt in den Originalsong und schließlich, ganz am Ende, den Songtitel so wunderbar durchdringend herausschreit, dass man denkt, es ist noch immer 1978.

Sting bewegt sich wenig, er streckt die Brust raus und zeigt Oberarm-Muckis, einmal trinkt er Tee aus einer weißen Tasse. Er ist das Energiezentrum auf der Bühne, sein schartiger Bass liegt auf seinem flachen Bauch, und manchmal merkt man, dass Sting selbst zufrieden ist mit sich und der Welt. Dann reißt er den Hals seines Instruments hoch und wirbelt einmal um die eigene Achse.

Am Anfang beklagte sich ein Mann, der im Anzug gekommen war, bei seiner Frau, dass es keine Stühle gab: "Jetzt steht man hier wie ein Ochse!" Am Ende dürfte er versöhnt gewesen sein. Es hätte ihn eh nichts auf dem Sitz gehalten.

(hols)
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