Düsseldorf Was Isaak mit Ostern zu tun hat

Düsseldorf · Im Alten Testament scheint die Auferstehung schon durch - so glauben Christen.

Kreuzigung und Auferstehung sind das Zentrum der biblischen Erzählung. Genauer: des Neuen Testaments. Die Evangelien hingen ohne Ostern in der Luft. Dieses Ostern aber scheint schon im Alten Testament durch - nicht nach jüdischem, aber nach christlichem Verständnis. Das Alte Testament sei der "Wahrheitsraum", in dem das Neue verankert sei, formuliert der evangelische Theologe Frank Crüsemann - für Jesus war es schlicht "die Schrift", die ihre Gültigkeit behält. In der Karwoche widmen wir uns vier Episoden aus dem Alten Bund, die den Blick auf Ostern öffnen.

Die Geschichte Abrahams, dem Gott befiehlt, seinen Sohn Isaak zu opfern, ist eine der dramatischsten der Bibel: In letzter Minute, Abraham hat das Messer schon in der Hand, hält ihn ein Engel von der Tat ab und verspricht ihm für seinen Gehorsam reichen Segen.

Eine delikate Vater-Sohn-Konstellation kennt auch die Passionsgeschichte. Nach dem Abendmahl betet Jesus in Gethsemane, der Kelch des Leidens möge an ihm vorübergehen - dieses Opfer aber wird, anders als bei Abraham, vollzogen.

Seit jeher hat man eine enge Verbindung zwischen beiden Ereignissen gesehen. Statt Isaaks wird ein Widder geopfert - Verweis auf das "Lamm Gottes". An der Sakramentskapelle des Kölner Doms werden Isaaks Opferung und das Osterlamm gezeigt. Und Marc Chagall malte die Isaak-Szene sogar mit einer Kreuztragung im Hintergrund. Ebenfalls seit jeher zerbrechen sich über beide Ereignisse nicht nur Theologen den Kopf - das Rätsel von Ostern führt immer wieder zu heftigen Debatten: Will Gott Opfer? Braucht er sie gar? Ist Karfreitag ein Rückfall hinter Abraham?

Die Sühne-Theorie gilt vor allem vielen evangelischen Theologen als überholt: Gott tötet nicht seinen Sohn, Gott stirbt aus freien Stücken. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat gerade einen Grundlagentext herausgegeben. Karfreitag, heißt es da, sei die "Ablösung, Überbietung und Erübrigung aller kultischen Opfer und zwischenmenschlichen Konfliktlösungen nach dem Muster des ,Sündenbocks'".

Eine Erneuerung der Gemeinschaft, keine archaische Schlachtung. Also auch kein Rückfall hinter Abraham. Schon der Blick zurück leitet in die Irre. Ostern wird eben alles neu.

(RP)
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