Serie Das richtige Auto für...Fahranfänger

Berlin · Ein "A" auf dem Auto wird in Deutschland als Kennzeichnung für Fahranfänger kaum verwendet. Neulinge befinden sich trotzdem in großer Zahl unter uns. Neben Aufmerksamkeit, Geschick und Übung ist auch das erste Auto entscheidend für den erfolgreichen Start im Straßenverkehr.

 Lieber auf Nummer sicher: Wer frisch den Führerschein gemacht hat, sollte sein erstes Auto sorgfältig auswählen.

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Foto: dpa, dil

Wer den Führerschein besteht, freut sich über seine neu gewonnene Freiheit. Was den Fahranfängern meist noch fehlt, ist das eigene Auto. Hubraum, Leistung und Geschwindigkeit sollten bei der Auswahl nicht Priorität haben. Praktikabilität und Sicherheit sind entscheidender.

"Von hochmotorisierten Flitzern, von denen so manch einer schon als Kind geträumt hat, würde ich eher abraten", sagt Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF). "Sie verstärken die Gefahr, Anfängerfehler zu machen."

Besonders komplexe Situationen wie Überholvorgänge können während des Fahrunterrichts nur selten geübt werden. "Die jungen Fahrer müssen sich beim Überholen hundertprozentig sicher fühlen", so von Bressensdorf. Das Auto sollte daher leicht zu handhaben sein. "Erst mit zunehmender Fahrpraxis steigert sich auch die richtige Einschätzung des Fahrverhaltens des Autos."

Das sagt auch Kay Schulte, Referatsleiter Junge Fahrer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Die in der Fahrschule erworbene Grundkompetenz müsse allein weiterentwickelt werden. Die notwendigen Rückmeldungen, die Fahranfänger benötigen, "kann die allgemeine, in Deutschland übliche Fahrausbildung leider noch nicht liefern".

Dabei lauern insbesondere für 18- bis 24-Jährige vielfältige Gefahren. Laut Statistik sind Unfälle aufgrund falsch eingeschätzter Geschwindigkeit und sogenannte Alleinunfälle in dieser Altersgruppe überrepräsentiert. "Das Anfängerrisiko auf der einen Seite und die Risikofreude Jugendlicher sind beiderseits eine dramatische Kombination", umschreibt Fahrsicherheitsexperte Schulte den Faktor Selbstüberschätzung.

Bei der Auswahl des Fahrzeugs sollte man laut dem DVR daher eine Grundregel berücksichtigen: Je neuer und je besser ausgestattet, desto sicherer. Und Constantin Hack, Experte für Technik, Verkehr und Umwelt beim Auto Club Europa (ACE), ergänzt: "Auch bei günstigen Einstiegs-Gebrauchtwagen gibt es kaum noch ein Fahrzeug ohne ABS." Gleiches gelte für ESP.

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"Das ermöglicht kontrolliertes Ausweichen und kann Fahrfehler korrigieren, ohne dass der Fahrer neben der Strecke landet", so Hack. Zudem können Fahrerassistenzsysteme auch wertvolle Rückmeldung liefern. Wenn ESP, ABS oder andere Assistenten eingreifen oder warnen, habe man etwas falsch gemacht, erläutert DVR-Mann Schulte.

Bei Neuwagen müssen sich Anfänger über die wesentlichen Sicherheitsassistenten wie ABS und ESP keine Gedanken machen, die seien seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschrieben, so Constantin Hack. Extras wie Totwinkel-Assistent oder Rückfahrkamera wären zwar hilfreich, sprengen jedoch meist die Kasse junger Fahrer.

Umso wichtiger ist es daher, dass das Anfänger-Auto übersichtlich ist. "Es sollte nicht zu groß sein und möglichst gute Rundumsicht bieten", sagt Hack. Gut geeignet sind daher Kompakt- und Kleinwagen, da sich deren Abmessungen einfacher abschätzen lassen. "Auch Minivans bieten oft gute Übersicht, sind aber aufgrund ihrer Größe nicht so einfach zu manövrieren." Viele Coupés oder Crossover-Modelle seien unübersichtlich und daher weniger sinnvoll.

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Foto: Lars Fröhlich

Nicht zuletzt entscheidet laut Hack meist der Preis darüber, welches Auto Fahranfänger kaufen. "Da gilt es, sich im Vorfeld auch über Versicherungs- und Folgekosten sowie den Umgang mit Mängeln und Beanstandungen zu informieren." Dafür bieten sich beispielsweise Online-Foren an.

"Wer wenig oder gar keine Ahnung von Autos hat, dem empfehlen wir einen Gebrauchtwagencheck in einer Werkstatt oder bei einer Prüforganisation", sagt der ACE-Experte. Denn: Selbst eine kürzlich bestandene Kfz-Hauptuntersuchung ist keine Garantie für Schadenfreiheit. "Viele Schäden an Karosserie, Motor und Getriebe deuten sich frühzeitig an, finden bei der Hauptuntersuchung jedoch keine Beachtung."

Dennoch: Mit einem durchgecheckten Gebrauchtwagen, der gute Rundumsicht bietet, einfach zu steuern ist sowie über ABS und ESP verfügt, dürfte die angestrebte routinierte Fahrpraxis leicht zu erwerben sein.

(dpa)
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