Sprechstunde Der Nabelbruch

Wenn ein Nabelbruch im Erwachsenenalter auftritt, liegen oft andere Erkrankungen zugrunde. In den meisten Fällen muss operiert werden.

Unser Martin O., 65 Jahre, fragt: "Vor einigen Wochen habe ich erstmalig eine Vorwölbung am Nabel bemerkt. Sie wird immer größer. Was ist zu tun?"

Ulrich Kania Hierbei handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen Nabelbruch, in der Fachsprache Nabelhernie genannt. Dies ist eine häufige Form des Bauchwandbruches. Der Nabel stellt die vernarbte Durchtrittsstelle der Nabelschnurgefäße in der Embryonalzeit dar. Normalerweise verschließt sich diese Lücke spontan.

In seltenen Fällen bleibt die Lücke jedoch bei Säuglingen und Kleinkindern für einige Jahre bestehen. Sie kann sich jedoch bei Kindern auch bis zum Alter von sechs Jahren noch ohne Operation verschließen. Deshalb kann man bis zu diesem Alter abwarten, sofern die Kinder nicht erhebliche Beschwerden haben. Wenn der Nabelbruch über das Alter von sechs Jahren hinaus bestehen bleibt, sollte er operativ verschlossen werden.

Tritt ein Nabelbruch allerdings im späteren Lebensalter auf, so kann dies Ausdruck anderer Erkrankungen sein. Zum Beispiel starkes Übergewicht, schweres Heben, eine Leberzirrhose, das Auftreten von Aszites (Bauchwasser) und starkes Pressen beim Stuhlgang können die Entstehung eines Nabelbruches fördern. Der Nabel stellt lebenslang eine "Sollbruchstelle" der Bauchdecke dar. Auch im Rahmen der normalen Dehnung der Bauchhöhle aufgrund einer Schwangerschaft kann ein Nabelbruch auftreten. Diese Form des Nabelbruches verschließt sich nach der Schwangerschaft meist wieder spontan.

Wie bei allen Bauchdeckenbrüchen kann im Einzelfall auch eine Einklemmung auftreten. Es handelt sich dabei um das Austreten von Gewebe aus dem Bauchraum (Fettgewebe oder Darmanteile), die dann nicht wieder spontan in die Bauchhöhle zurückgedrängt werden können. Dann ist eine dringliche Operation erforderlich. Im Extremfall kann es zum Absterben von Darmschlingen oder zum Darmverschluss kommen.

Für die Versorgung eines Nabelbruches gibt es mehrere Operationsmethoden: Meistens wählt der Operateur den Nahtverschluss der Lücke mit einem nicht auflösbaren Faden über einen kleinen Hautschnitt, der halbkreisförmig um den Nabel geführt wird.

Bei größeren Brüchen kann ein Kunststoffnetz erwogen werden. Dies führt statistisch zu einer etwas geringeren Wiederauftretensrate eines Nabelbruchs. So genannte minimal-invasive Methoden mit Einlage eines Kunststoffnetzes in die Bauchhöhle sind ebenfalls möglich, sind jedoch selten erforderlich.

Komplikationen nach diesen Eingriffen sind selten.

(RP)
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