Forscherteams entdecken Zusammenhang Autoimmunerkrankungen durch zu viel Salz

Berlin · Multiple Sklerose oder Schuppenflechte – zwei vollkommen verschiedene Krankheiten, die aber doch eines eint: Beides sind Autoimmunerkrankungen. Das körpereigene Abwehrsystem bekämpft irrtümlicher Weise den eigenen Körper, statt Erreger von außen. Ein zu hoher Salzkonsum könnte Auslöser dafür sein.

Achtung Salzalarm: Hier steckt viel drin
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Multiple Sklerose oder Schuppenflechte — zwei vollkommen verschiedene Krankheiten, die aber doch eines eint: Beides sind Autoimmunerkrankungen. Das körpereigene Abwehrsystem bekämpft irrtümlicher Weise den eigenen Körper, statt Erreger von außen. Ein zu hoher Salzkonsum könnte Auslöser dafür sein.

Autoimmunerkrankungen sind auf dem Vormarsch. In der westlichen Welt breiten sie sich beinahe seuchenartig aus. Das lässt die Forscher annehmen, dass nicht nur erbliche Faktoren dafür verantwortlich sein können. Umweltfaktoren spielen eine entscheidende Rolle. Forscher der Yale University in den USA, der Universität Erlangen-Nürnberg und des Max-Delbrück-Centrums sind auf einen Zusammenhang zwischen einem hohen Salzkonsum und Autoimmunkrankheiten gestoßen. Ein internationales Forscherteam der University of Toronto und des Helmholtz-Zentrums entdeckten, dass bei manchen Autoimmunerkrankungen auch die Arten der Darmbakterien eine Rolle spielen. Sie nämlich wirken sich zumindest in Studien an Mäusen auf den Hormonhaushalt und somit auf die Entstehung eines Typ 1-Diabetes aus.

Fast Food und Fertiggerichte enthalten mehr Salz

Ihren Ursprung haben beide Forschungsergebnisse beim Essen. Das nämlich hat sich in den Industrieländern stark verändert. Vor allem Fast Food und Fertiggerichte enthalten oft mehr Salz als Selbstgekochtes. Sie gehen davon aus, dass die Zahl steigende der Autoimmunerkrankungen an Multipler Sklerose, Rheuma oder Schuppenflechte damit zusammenhängen.

Im Labor haben die Wissenschaftler Botenstoffe des Immunsystems einer großen Menge an Kochsalz ausgesetzt. Diese setzten bestimmte Zellen des Immunsystems in Alarmbereitschaft und dadurch Killerzellen wie Th17-Zellen in Gang setzten. Diese Abwehrzellen greifen normalerweise Krankheitsauslöser an und schalten sie aus. In der Studie zeigte sich, dass die Th17-Immunzellen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielen, denn das aufgenommene Salz erhöhte nicht nur die Zahl der TH17-Zellen um das bis zu Zehnfache, sondern machte sie auch aggressiver.

Das passiert bei Autoimmunerkrankungen

Bei Autoimmunkrankheiten wie der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, Rheuma, Schuppenflechte, Colitis ulcerosa oder Diabetes Typ 1 kämpft die Immunabwehr gegen den eignen Körper. Eigenes Körpergewebe wird als Fremdgewebe eingestuft und darum bekämpft. Dadurch entstehen Entzündungsreaktionen.

In Untersuchungen bei Mäusen kam es unter hoher Salzzufuhr zu Erscheinungen wie bei Multipler Sklerose. Sie ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das eigene Immunsystem die isolierende Schutzhülle (Myelinschicht) von Nervenzellfortsätzen zerstört und damit die Weiterleitung von Signalen verhindert, was zu vielfältigen neurologischen Ausfällen und bleibenden Behinderungen führen kann. Nochmals genauer untersuchen wollen die Wissenschaftler nun die Zusammenhänge von Salzaufnahme und der Entwicklung einer Schuppenflechte. Denn auch hierbei spielen die Th17-Zellen offensichtlich eine große Rolle. Die Haut selbst fungiert als Salzspeicher und beeinflusst so das Immunsystem.

Neben dem Verdacht, dass zu viel Salz Autoimmunerkrankungen auslöst, gilt ein hoher Salzkonsum als Risiko-Faktor zu hohen Blutdruck, der Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle anheizt.

(wat)
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