Millionen Koffer allein auf Reisen Was tun, wenn das Gepäck weg ist?

Düsseldorf (RPO). Passagier angekommen, Gepäck weg: Der Schreck ist groß, wenn Reisende, meist nachdem sie umgestiegen sind, auf leere Transportbänder schauen. Tröstlich: Die Chancen zum Wiederauffinden stehen gut.

Tipps: So kommen Ihre Koffer mit Ihnen an
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Foto: Flughafen Düsseldorf

Er kam nach vier Tagen zwischen Bangen und Hoffen. Mit drei Sakkos, drei Hosen, natürlich auch Hemden, Krawatten, zwei paar Schuhen, leichten Pullovern und allem, was der Mensch sonst so braucht, wenn er für eine Woche auf Tour in Südfrankreich weilt. Aufgegeben am Lufthansa-Schalter in Lyon, nach einer Zwischenstation in München erwartet am Gepäckband in Düsseldorf. Doch das drehte sich - zähflüssig bedient - Minute um Minute bis zur Gewissheit: Der Koffer ist diesmal nicht dabei. Schöner Mist!

In der Schlange vor dem Büro "Lost and Found" am Düsseldorfer Flughafen wird klar: Dies ist kein Einzelschicksal. Und mürrische Blicke, bissige Bemerkungen und herausfordernde Fragen an das Personal belegen, was Lufthansa-Sprecher Jan Bärwalde zum Verlust-Thema äußert: "Das ist für unsere Kunden und für uns extrem ärgerlich." Obwohl, statistisch gesehen, scheint die Bilanz gar nicht so niederschmetternd zu sein. Im Einzelfall jedoch ist sie grausam.

Die Zahlen

Etwa 54 Millionen Passagiere befördert die Lufthansa jährlich. Die geben 80 Millionen Gepäckstücke auf. 1,3 Prozent davon, also rund eine Million, erreichen nicht zeitgleich mit ihrem Besitzer das Ziel. Jedoch: 90 Prozent kommen innerhalb von 24 Stunden am Bestimmungsort an, weitere fünf Prozent werden in den nächsten zwei bis fünf Tagen per Kurier ins Haus geliefert. Bleibt der Rest: Rund 50.000 Gepäckstücke verschwinden bei der Lufthansa jährlich auf Nimmerwiedersehen.

Andere international operierende Luftverkehrsgesellschaften mit Umsteigestationen verzeichnen ähnlich große Verluste. Insgesamt warten auf Europas Flughäfen jährlich sechs Millionen Passagiere vergebens auf ihr Gepäck. Die Hauptursache: Die Umsteigezeit war zu knapp, mitunter bremsen veraltete Gepäckförderanlagen das notwendige Tempo.

Verlust-VarianteI

Am Urlaubs-/Geschäftsziel gelandet, aber kein Koffer, keine Kleidung, keine Kosmetika, weder Socken noch Wäsche angekommen. Für den persönlichen Bedarf wie Zahnpasta, Duschgel und andere Toilettenartikel, die der Kunde als Ersatz für seine verschwundenen Sachen kauft, werden die Kosten voll erstattet. Für ein neues Sakko oder Schuhe, die der Gast behalten möchte, gibt‘s nur 50 Prozent des Kaufpreises. Falls sie zurückgegeben werden, zahlt die Fluggesellschaft voll. Aber, die Höchsthaftung ist auf 1200 Euro begrenzt.

Verlust-VarianteII

Am Heimatflughafen angekommen, kein Koffer auf dem Band. Die wichtigste Regel: Verlust unverzüglich bei der Gepäckermittlung melden. Die gibt eine schriftliche Bestätigung und eine Vorgangsnummer aus. Sobald das Gepäck eingetroffen ist, wird es kostenlos ins Haus gebracht. Bei nachträglichen Reklamationen muss der Beweis erbracht werden, dass die Fluggesellschaft den Schaden verantwortet hatte.

Vorbeugen

Über die jährlichen materiellen Aufwendungen für Schadensersatz mag man bei Lufthansa nicht sprechen. Wohl aber darüber, wie sich der Kofferverlust vermeiden lässt, beispielsweise mit individueller Kennzeichnung. Denn 60 Prozent aller Gepäckstücke bestehen aus leicht verwechselbaren grauen Trolleys. Folglich: Zur erfolgreicheren Nachforschung die Koffer und Taschen mit Namensschildern ausstatten. Das nicht nur außen (kann abreißen), sondern auch innen, beispielsweise mit einer Visitenkarte. Keine Wertsachen in die aufgegebenen Koffer packen. Geld, Schmuck oder Dokumente im (sorgsam behüteten) Handgepäck mitnehmen.

(RP)
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