ANZEIGE Hotline Offenes Ohr für türkische Spielsüchtige

Vor etwa einem Jahr hat die Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht damit begonnen, Telefonberatungen auf Türkisch anzubieten. WestLotto sprach darüber mit Cemil Şahinöz, Soziologe und Familienberater, der mit Anrufern spricht, die diese Nummer wählen.

Hotline: Offenes Ohr für türkische Spielsüchtige
Foto: istockphoto.com

WestLotto: Welche Aufgaben hat die türkischsprachige Hotline?

Şahinöz: In der türkischen Gemeinschaft in Deutschland ist die Glücksspielsucht überdurchschnittlich hoch vertreten. In vielen Studien zeigt sich, dass türkische Spielsüchtige die größte nicht-deutsche Suchtgruppe sind. Gleichzeitig ist dies die Gruppe, die man am schwierigsten mit dem bestehenden Hilfesystem erreicht. Laut einer Untersuchung sind die türkischen Migranten die Bevölkerungsgruppe mit der unzureichendsten psychosozialen Versorgung. Die Inanspruchnahme von Hilfen durch türkische Glücksspieler ist in allen Vergleichsgruppen am niedrigsten. Daher ist die wichtigste Aufgabe der türkischsprachigen Hotline, eine erste, niedrigschwellige Anlaufstelle zu ermöglichen.

Nehmen Sie diese Aufgaben ausschließlich telefonisch oder auch ambulant wahr? Wir sind nur per Telefon erreichbar.

Melden sich eher Betroffene, Freunde oder Angehörige von Betroffenen bei Ihnen? Etwa 50 Prozent der Anrufer sind Betroffene selbst. Die Angehörigen machen rund 35 Prozent aus. Der Rest sind andere Anrufer, wie Ärzte, Kliniken, Anwälte, Berater oder Hilfeeinrichtungen.

Was erwartet den Hilfesuchenden?

Den Hilfesuchenden erwartet zunächst einmal ein offenes Ohr. Der Anrufer hat die Gelegenheit, kostenlos und anonym über das Problem zu sprechen. Wir geben dann zum Beispiel Informationen zur Sucht, intervenieren bei Krisen, motivieren die Anrufer oder vermitteln Adressen. Wie viele Menschen haben mit Ihnen Kontakt aufgenommen, seit es die türkischsprachige Hotline gibt? Bisher gab es mehrere Hundert Anrufe.

Gibt es Unterschiede im Vergleich zur deutschsprachigen Klientel?

In der Tat gibt es einige Unterschiede. Zunächst einmal ist die Erwartungshaltung der türkischen Klienten anders. Vom Therapeuten wird erwartet, dass er fertige Lösungen vorgibt. Des Weiteren sind viele türkische Klienten externalisierend ausgerichtet: das heißt, die Ursachen von Problemen suchen sie in externen Faktoren. Ein anderer Unterschied ist das Krankheitsverständnis selbst. In der türkischen Kultur gibt es ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis. Zu beachten ist auch immer das Bezugssystem des Klienten, da Familie und Umfeld große Priorität haben. Hinzu kommt, dass Glücksspielsucht in den türkischen Familien oft unterschätzt wird. Meist wird sie nicht als Problem oder Krankheit, sondern als Charakterschwäche wahrgenommen und geleugnet. Vergrößert sich das Problem, wird es tabuisiert, und man spricht nicht darüber. Für viele ist dies ein peinlicher Zustand, sodass sie professionelle Hilfe verweigern.

Welches Spielverhalten ist besonders problematisch?

Besonders gefährlich sind Glücksspielautomaten, da diese in der Türkei verboten sind. Für viele türkische Spieler sind Automaten also völlig unbekannt, damit auch die Gefahren. Außerdem spielen viele türkische Jugendliche Sportwetten. Die große Gefahr liegt darin, dass sie dies nicht als Glücksspiel wahrnehmen. Unterschätzen sollte man auch nicht den Einfluss der türkischen Cafés, die nichts anderes sind als illegale Glücksspielorte.

Kostenfreie Hotline (türkisch): 0800/3264762
Kostenfreie Hotline (deutsch): 0800/0776611
www.gluecksspielsucht-nrw.de

RP Digital ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.