Varianten Das Family Office als Vermögenspolizei

Eine Family Office-Struktur entsteht immer aus der spezifischen Beratungssituation. Der Mandant entscheidet ausgehend von seinen Bedürfnissen, was er braucht. Wichtig dabei: eine transparente Preisgestaltung.

 "Eine Family Office-Struktur entsteht immer aus der spezifischen Beratungssituation" - das ist eine Aussage des zweiten RP-Finanzforums "Family Offices".

"Eine Family Office-Struktur entsteht immer aus der spezifischen Beratungssituation" - das ist eine Aussage des zweiten RP-Finanzforums "Family Offices".

Foto: Alois Müller

Was brauchen wir wirklich? Diese Frage stellen sich viele vermögende Familien, wenn sie über die Einrichtung des Family Office nachdenken. Soll es ein Single Family Office sein, das ausschließlich uns betreut? Oder eher ein Multi Family Office, das auch weitere Mandate führt? Das sind Fragestellungen, die die Teilnehmer des zweiten RP-Finanzforums "Family Offices" aus der Praxis gut kennen. "Eine Family Office-Struktur entsteht immer aus der spezifischen Beratungssituation. Es gilt herauszufinden, um welche Art von Leistungen es geht - daraus ergibt sich die Wahl des Partners.

Ein Single Family Office eignet sich beispielsweise nur für wirklich große Vermögen", sagt Dr. Maximilian A. Werkmüller (Lohr + Company). Dass es darauf ankomme, die richtigen Personen zu finden, betont auch Jörg Eigelshoven von Warth & Klein Grant Thornton: "Das gilt vor allem dann, wenn ein Single Family Office eingerichtet und Family Officer extra dafür eingestellt werden sollen. Die Qualität der Wahl stellt sich aber oft erst später heraus. Deshalb ist ein Single Family Office nicht immer die beste Option."

Für Dr. Thomas Rüschen (Deutsche Oppenheim Family Office) ist die Bandbreite der Leistungen entscheidend für die Struktur. "Ein Single Family Office konzentriert sich natürlich wesentlich stärker auf den einen Mandanten, kann aber natürlich nicht alle Dienstleistungen selbst anbieten, die für eine umfassende Vermögens- und Familienstrategie benötigt werden." Auf den "modularen Zukauf" verschiedener Leistungen weist auch Thomas Naus von PricewaterhouseCoopers hin.

Die Experten beraten grundsätzlich umfassend rechtlich und steuerlich und sehen sich an der Schnittstelle zwischen unternehmerischen und privaten Fragestellungen. "Wir sind in vielen Bereichen für unsere Mandanten ein Family Office, aber wir klammern das Vermögensmanagement vollständig aus. Wir spüren auch: Das ist oft gewünscht", sagt der Rechtsanwalt. Dass Family Officer keine Unternehmensberater seien, stellt Dr. Christian Meeder (Meeder & Seifer) heraus. Die Aufgabe seines Hauses bestehe in der allgemeinen Risikoallokation (wozu auch der Unternehmenswert gehöre) und in der Entwicklung einer Vermögensstrategie. "Wir verstehen uns als Vermögenspolizei, die technische und weiche Themen bearbeitet. Der Mandant kann sich auch in schwierigen Zeiten zurücklehnen."

Aufgrund dieser Leistungen und der engen Begleitung stünden die Kosten auch zumeist ganz am Ende der Diskussion, betont Christian Meeder. Dass diese aber nicht zu vernachlässigen seien, stellt Thomas Holler (Rhein Asset Management) heraus. Da die Leistung nicht anfassbar sei, müssten die Kosten sehr transparent sein, um darzustellen, weshalb das Honorar tatsächlich angemessen sei. "Was bekommt der Mandant fürs Honorar? Diese Frage müssen wir beantworten und zeigen, dass wir durch unseren guten Rat das Honorar rechtfertigen. Die Erfahrung zeigt: Das Family Office kann durch einen richtigen Rat das gezahlte Honorar leicht wieder erwirtschaften", sagt Thomas Rüschen.

Julien Zornig von Astorius Capital hat die Erfahrung gemacht, dass es keine Preisdiskussion gebe, wenn die Berater die Entscheidungsfähigkeit des Kunden herstellten und ihn an die Hand nähmen. Geschehe dies nicht, sei es schwierig, Honorare zu erläutern, denn die abstrakte Dienstleistung sei nur schwer zu übersetzen.

Die Honorarstruktur könne auch zu den schwarzen Schafen im Markt führen, ist sich Maximilian Werkmüller sicher; deshalb stehe die volle Transparenz bei der Preisgestaltung im Fokus. "Auch bei einem Family Office müssen Kosten und Leistung in einem für den Kunden nachvollziehbaren Verhältnis stehen", sagt Armin Eiche (Pictet).

Daran schließt Thomas Holler an, der ausführt, dass kein Family Officer für alles der Experte sein könne, aber dann eben den richtigen Manager für Spezialfragen dazunehmen müsse, was Maximilian Werkmüller unter der Überschrift "belastbares Netzwerk" zusammenfasst. Für Christian Meeder ist wichtig, dass Vermögende sich keine Vasallen einkauften, die alles nur abnickten - "der Family Officer ist Jagd- und Hütehund gleichzeitig. Er sucht die Performance, wacht aber auch über die Gesamtstruktur", gibt Jörg Eigelshoven ein Bild. Und Thomas Rüschen fasst zusammen: "Wir müssen verhindern, dass der Mandant einfach losläuft und dadurch vielleicht die falschen Entscheidungen trifft."

(RP)
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