Dieter Nuhr Mit Witz und Charme

Kaum jemand kann noch zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Was stimmt, was gelogen ist und was die Statistik sagt - in diesem Wirrwarr räumt Dieter Nuhr gründlich auf. Dabei muss der Kabarettist feststellen: Fakten waren gestern, heute gilt als Wahrheit, was im Internet verlinkt ist.

Doch auch der Posteingang der eigenen Wahrnehmung sei längst überfüllt und das meiste sei Spam. Das Weltbild, das sich in unseren Köpfen entfalte, sei daher allzu oft löchrig wie ein Minigolfplatz, brüchig wie eine Sandburg und negativ wie ein alter Schwarz-Weiß-Film.

Wie schön die Welt wirklich sein könnte, wenn sie nicht ausgebucht, überteuert und laut wäre, verrät Dieter Nuhr in seinem Programm "Nuhr ein Traum". Darin begibt er sich in die Abgründe der menschlichen Traumwelt und deckt auf, dass der Abgrund zwischen Ist- und Sollzustand des Menschen selbst in Lichtgeschwindigkeit kaum zu überwinden ist. Trotzdem sei der Mensch fähig, glücklich zu sein. Dieses Leben sei ausschließlich lachend zu ertragen.

Wer Dieter Nuhrs Vorstellungen besucht, erlebt ein seltsames Phänomen: Das Publikum schüttet sich aus über den Mann auf der Bühne und lacht gleichzeitig über sich selbst und die ganze Welt. Nuhr ist ein herausragender Therapeut und erheitert problemlos selbst staatlich anerkannte Jammerlappen.

Der erfolgreiche Kabarettist ist gleichzeitig Schriftsteller, Weltreisender, Philosoph und Künstler. Am Ende des Abends wartet die Erkenntnis: Die Welt ist verrückt. Lächerlich. Und traumhaft. Aber gerade deshalb so real.

Unverzichtbare Alltagsweisheiten - damit trumpft auch Jürgen B. Hausmann in seinem Programm "Wie jeht et?" - "Et jeht!" auf. Darin unterhält er mit gewitztem Kabarett, wirft seinen liebevoll-komödiantischen Blick in Küchen, Vereinsheime und Musiktruhen und knöpft sich die beliebten Sprüche, Floskeln und Lebensweisheiten vor, die zu jedem gepflegten Gespräch zwischen Tür und Angel, über den Gartenzaun oder an der Käsetheke gehören.

So banal solche Sprüche klingen mögen, enthalten sie doch oft erstaunlich tiefsinnige Erkenntnisse, davon ist der Kabarettist überzeugt. "Heut und morjen noch, dann hammer widder übermorjen!", enthülle dem Rheinländer etwa das schier unergründliche Rätsel der Zeit, sagt Jürgen B. Hausmann überzeugt.

Die Gewissheit, "dat man de Leute nur vor d'r Kopp kuckt", habe schon manche Ehe gerettet. Und im ehemaligen Lehrer Hausmann ließ sie zumindest die Hoffnung keimen, dass sich in den Köpfen der heutigen Schüler mehr befindet, als manches Schulhofgespräch vermuten lässt.

Hausmann schwelgt mit dem Publikum gerne in Erinnerungen an die gute alte Zeit, als man es sich "in de Küch auf d'r Eckbank jemütlich" machte und die TV-Welt noch heil war - außer natürlich in Dallas, Denver und in der Schwarzwaldklinik. rps

(RP)
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