G9-Volksbegehren Koop-Schule spaltete die Regierung vor 40 Jahren

Düsseldorf · In den 70er Jahren sorgte schon einmal ein Volksbegehren für Aufregung in der Schullandschaft NRWs. Damals stimmten 3,6 Millionen Bürger gegen die Koop-Schule. An dem Vorstoß zerbrach die sozialliberale Regieurng.

G8 – Das sagt die Basis
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Foto: dpa, awe mov lof sja

Kommt es im Streit um G8 und G9 tatsächlich zu einem Volksentscheid, so wäre dies das erste Mal, dass dieses Instrument der direkten Demokratie in Nordrhein-Westfalen eingesetzt würde. Vor ziemlich genau 40 Jahren stand NRW allerdings schon einmal kurz vor einem Volksentscheid, doch der wegen des spektakulären Rückziehers der damaligen sozialliberalen Regierung unter Heinz Kühn (SPD) im letzten Moment abgesagt.

Im November 1976 hatten die Landtagsfraktionen von SPD und der FDP den Gesetzentwurf zur Einführung der Kooperativen Schule (Koop-Schule) vorgelegt. Pikant: Kühn und die allermeisten Kabinettsmitglieder lehnten den Vorstoß der Linken in der SPD ab. Die Parteilinke war verärgert darüber, dass die integrierte Gesamtschule in NRW nicht zur Regelschule werden, sondern Versuchsschule bleiben sollte.

Mit dem Koop-Vorstoß wollte die Linke das Heft an sich reißen. Demnach sollte es den Kommunen als Schulträgern unter bestimmten räumlichen und personellen Voraussetzungen gestattet werden, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien für die Sekundarstufe I (Klassen fünf bis zehn) in einem Schulzentrum mit gemeinsamer Leitung zur Kooperativen Schule zusammenzulegen, wobei die Klassen fünf und sechs eine schulformunabhängige Orientierungsstufe bilden sollten. Von Klasse sieben bis zehn sollte es je eine Abteilung Haupt- und Realschule sowie Gymnasium geben.

Das Koop-Modell rief landesweit einen Sturm der Entrüstung hervor. Deshalb nahmen SPD und FDP eine wesentliche Änderung vor: Die Koop-Schule sollte nur noch Angebotsschule sein. Dem stimmte auch Kühn zu. Doch es war zu spät: Die Aktion "Stop-Koop" sammelt bis zum 1. März 1978 3,6 Millionen Unterschriften ein — weitaus mehr als rechtlich für ein Volksbegehren nötig gewesen wären. Das bedeutete: Selbst für einen Volksentscheid war eine ausreichende Mehrheit ind er Bevölkerung vorhanden. Doch so weit kam es nicht nicht mehr. Mit dem Rücktritt von Heinz Kühn verschwand das Koop-Modell für viele Jahre in der Versenkung.

(hüw)
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