Dinslaken Deutliche Absage an Nationalstaatlichkeit und Abschottung

Dinslaken · Pastor Gregor Kauling freute sich, die Gemeindemitglieder gestern Vormittag zum Neujahrsempfang der katholischen Kirchengemeinde Sankt Vincentius Dinslaken im evangelischen Gemeindehaus an der Duisburger Straße begrüßen zu können. Das sei nicht selbstverständlich, zeige aber, wie die Ökumene gemeinsam im Alltag gelebt werde. "Respekt gegenüber dem Anderssein darf in der einen Gemeinschaft des Christlichen existieren und schenkt etwas Befreiendes und Bereicherndes zugleich." Mit klaren Worten sprach Kauling in seiner Rede über Themen, die ihm "auf dem Herzen liegen" und machte darauf aufmerksam, welche Bedeutung Ökumene, Respekt und Gemeinschaft in der heutigen Zeit haben.

Dinslaken: Deutliche Absage an Nationalstaatlichkeit und Abschottung
Foto: Heiko Kempken

"Christus ist Angelpunkt für unser Leben", sagte Kauling, das sei das Entscheidende und dies brächten die Menschen mit ihren verschiedenen Konfessionen zum Ausdruck - das müsse nicht trennen, wenn man Respekt vor dem Anderssein zeige und sich bewusst mache, "dass uns mehr verbindet als trennt". Der Pastor dankte der evangelischen Kirchengemeinde nicht nur als Gastgeber beim Neujahrsempfang, sondern auch für die Gastfreundschaft in der Friedenskirche während der Renovierung der Sankt-Johannes-Kirche. Kauling machte auch darauf aufmerksam, dass evangelische Kinder bei den Sternsingern dabei gewesen seien und fand: "Das ist Ökumene im Kleinen, die uns berühren kann." Daher dankte Gregor Kauling allen, die sich seit Jahrzehnten für ein christliches Miteinander in der Stadt engagieren, denn trotz unterschiedlicher Praxis "sind wir eine Gemeinde von Schwestern und Brüdern".

 Gut besucht war der Neujahrsempfang der katholischen Sankt-Vincentius-Gemeinde im evangelischen Gemeindehaus.

Gut besucht war der Neujahrsempfang der katholischen Sankt-Vincentius-Gemeinde im evangelischen Gemeindehaus.

Foto: Kempken

Dass diese Gemeinschaft nicht nur auf lokaler Ebene wichtig ist, zeigte Kauling mit einem Blick auf die Lage in der Welt: Jeden Tag verhungern Menschen, Terror und Gewalt können zu jeder Zeit und an jedem Ort passieren und Menschen mit in den Tod reißen. "Wir stehen als Menschheit und als Christen des 21. Jahrhunderts vor enormen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können und nicht durch eine Nationalstaatlichkeit und Abschottung", mahnte der Pfarrer, hier sei eine gemeinsame Sprache der Christen gefordert, denn "eine Spaltung können wir uns nicht leisten".

Ebenso wenig könne die Haltung "Ich und mein Land zuerst" die Botschaft unserer Zeit sein, der Blick auf die Bedürftigen, die Empathie für die Schwachen sei notwendig. Vielmehr forderte Kauling zur Gemeinschaft auf und lud die Zuhörer auch zu gegenseitigem Austausch und zur Begegnung untereinander ein: "Bilden Sie Gemeinde im Kleinen!" Dabei könnte auch das Thema für dieses Pastoraljahr, "Glauben lernen, Glauben leben, Glauben feiern", helfen. Es solle ein neues Bewusstsein für die Gesamtpfarrei aufgebaut werden, das "Wir-Gefühl" gelte aber auch für den ökumenischen Dialog und den interreligiösen Austausch. Zeit für Begegnungen gab es anschließend beim geselligen Beisammensein.

(cor)
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