Unsere Woche Die Braut ist vielleicht nicht mehr so schön, aber ehrlich

Dinslaken · Warum alles auf eine Fusion zwischen der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe und der Weseler Verbands-Sparkasse hinausläuft, und welche guten Gründe für eine solche Ehe sprechen, auch wenn die Braut nicht mehr so schön ist wie einst.

Da mögen sich die Vorstände der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe und der Verbands-Sparkasse Wesel noch so bedeckt halten und vage Pressemitteilungen herausgeben - spätestens seit dieser Woche ist klar, dass die beiden Häuser auf dem Weg sind zu fusionieren. Darüber können sich allenfalls diejenigen wundern, die sich noch an die atmosphärischen zwischen beiden Anfang der 2000er Jahre erinnern. Damals konnten die Dinslakener vor Kraft kaum laufen - jedenfalls taten sie so und ließen das die Weseler auch deutlich spüren.

Die Zeiten sind vor bei. Die Dinslakener haben sich über die Jahre - insbesondere mit offensichtlich viel zu riskanten Kreditgeschäften - in die finanzielle Misere gewirtschaftet, die darin gipfelt, dass sie für das Geschäftsjahr einen Millionenverlust ausweisen müssen und nun dringend frisches Geld - so etwa 35 Millionen Euro - brauchen, um überhaupt noch Geschäfte machen zu können. Und weil die Gewährträgerkommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe nicht so viel Geld aufbringen können, braucht Dinslakens Sparkasse einen Partner. Das da der erste Blick in die Kreisstadt geht, kann kaum überraschen. Vergangenes hin oder her - es gibt gute Gründe für diese Partnerschaft.

Politische zum Beispiel: Die Politik in Dinslaken, Voerde und Hünxe kann kein Interesse daran haben,das sich die Dinslakener Sparkasse mit der um vieles größeren in Duisburg zusammentut. Denn das bedeutete, dass angesichts der Größenverhältnisse ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme marginalisiert würden. Da passt eine Verbindung mit Wesel aus politischer Sicht deutlich besser. Aber auch die Weseler haben gute Gründe, sich mit Dinslaken zusammenzutun. Auch wenn sie jetzt solide dastehen, stellt sich angesichts der Entwicklung auf den Geldmärkten natürlich die Frage, wie lange relativ kleine Einheiten sich angesichts des enormen Drucks überhaupt noch alleine durchwurschteln können und ob Zusammenschlüsse schon allein deswegen unvermeidlich sind. Dieses Argument gilt natürlich für die Dinslakener Sparkasse - einmal ganz abgesehen von deren aktuellen Finanzproblemen - gleichermaßen.

Und - so paradox es vielleicht klingen mag - aus Weseler Sicht dürfte gerade die aktuelle Finanzmisere des Dinslakener Hauses für die Fusion sprechen. Denn die Braut ist zwar ohne Frage längst nicht mehr so schön wie einst, sie hat aber immer noch eine Menge attraktiver Seiten und vor allem ist sie vollkommen ehrlich. Es dürfte zurzeit wohl kaum eine Sparkasse im Lande geben, die die Aufsicht so in den Blick genommen hat wie die Dinslakener. Mit anderen Worten: Die Dinslakener Sparkasse ist auf Herz und Nieren, sprich Euro und Cent geprüft. Wer sich mit ihr zusammentut, kann sicher sein, dass ihn keine bösen Überraschungen erwarten. Die Fusion, so sie zustande kommt, ist zwar keine Liebesheirat aber eine solide Zweckehe, die gut und harmonisch funktionieren kann. Wieweit sie trägt und ob eines Tages nicht doch über noch größere Zusammenschlüsse nachgedacht werden muss, können alle Beteiligten nach einer Fusion dann gelassen abwarten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

JÖRG WERNER

(RP)
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