Voerde Eine musikalische Reformation

Voerde · Vor 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine Thesen. Anlässlich dieses besonderen Jubiläums gab es im evangelischen Gemeindezentrum Friedrichsfeld Musik, Gesang und Wortbeiträge zu hören.

Wenn man sich mit der Reformation beschäftigt, dann führt an Martin Luther natürlich kein Weg vorbei. Dessen Geschichte setzten zum Reformationsjubiläum im evangelischen Gemeindezentrum Friedrichsfeld gleich mehrere Akteure um. "Die meisten Stücke im Programm haben direkt mit Luther zu tun", erklärte Moderator Stefan Wille. Denn Luther habe nicht nur Texte publiziert, sondern auch Liedstrophen und -melodien hinterlassen.

Eins seiner am häufigsten rezipierten Werke dürfte dabei die Liedstrophe "Verleih uns Frieden gnädiglich sein". In verschiedenen Versionen (namentlich von Samuel Scheidt, Elias Oechsler und Karl Böbel) brachte Organist Dieter Rosenblatt sie dem Publikum im gut besuchten Gemeindezentrum zu Gehör. Das Gesangsensemble Incantantes präsentierte die Interpretation von Felix Mendelssohn Bartholdy, während der Posaunenchor Spellen-Friedrichsfeld unter Leitung von Hendrik Lemm die für die Blechbläser arrangierte Melodie vorspielte, die Luther selbst sich für sein Textwerk überlegt hatte.

Musikalisch erstreckte sich das Programm von Zeitgenossen Luthers, wie dem Komponisten Heinrich Isaak, bis in die Neuzeit, für die stellvertretend die Bläserarrangements von Anne Weßecker (zum Beispiel beim Stück "Die beste Zeit im Jahr ist mein") und Christian Sprenger (beim Lied "Soll ich meinem Gott nicht singen") standen. Letztere sorgten mit ihren Bläserarrangements für Klänge, die beinahe schon an die musikalische Begleitung moderner Filme erinnerte. Als Kontrast dazu die Originalklänge von Werken, die in den Jahrhunderten seit der Reformation mit Bezug zu Luther komponiert wurden, wie die leisen, aber komplexen Orgelklänge von Heinrich Isaaks "Süßer Vater, Herre Gott" oder die ausladenden Melodien des "Marche Pontificale" von Charles Gounod, beide von Dieter Rosenblatt auf der Orgel vorgetragen. Dazu die Beiträge des Gesangensembles Incantatus, in denen die Sänger mit mehrstimmigen Gesang, etwa beim Stück "Ein feste Burg ist unser Gott", dazu einluden, Texte von Luther in musikalischer Umsetzung neu zu entdecken.

Doch gab es auch Wortbeiträge im Programm. Auf humorvolle Art führte Moderator Stefan Wille in die Geschichte der Reformation ein. Angefangen bei der Erzählung des Gewitters, bei dem ein Blitz "Martin Luther beinahe den Hintern versengte", das Ereignis, was den jungen Luther bewog, sein Jurastudium abzubrechen und als Mönch ins Kloster zu gehen. Über die Auseinandersetzung des Reformators mit Kaiser Karl V., von Stefan Wille als "korrupter Bengel" bezeichnet, der mit seinem Gefolge aus "Schleimspurleckern" versuchte, Luther zum Widerruf seiner Thesen zu bewegen. Ausführungen, die beim Publikum in dieser Art für einige Erheiterung sorgten. Viel Applaus für eine gelungene musikalische "Reformation".

(RP)
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