Dinslaken Entspannung pur mit Pfeil und Bogen

Dinslaken · In einem Raum mit dem Sportgerät hantieren ohne den Anspruch, die Mitte der Zielscheibe zu treffen? Intuitives Bogenschießen macht das möglich - und bietet neue Möglichkeiten, innerlich zur Ruhe zu kommen. Eine Reportage.

 So funktioniert Do Kan Yo-Bogensport: Volkhart Kuhn (rechts), Leiter des Kurses mit Hildegard Opdenhövel und Detlef Kalthoff.

So funktioniert Do Kan Yo-Bogensport: Volkhart Kuhn (rechts), Leiter des Kurses mit Hildegard Opdenhövel und Detlef Kalthoff.

Foto: Martin Büttner

Der Umgang mit Pfeil und Bogen ist traditionell eine Beschäftigung für draußen, wenn man nicht gerade über eine große Trainingshalle verfügt. Volkhart Kuhn, Kursleiter der Volkshochschule für "Intuitives Bogenschießen" hat dieser Idee zum Trotz in einem Raum der Volkshochschule eine Zielscheibe aufgebaut. "Wenn man mit dem Bogenschießen anfängt, steht man normalerweise auch nur einige Meter von der Scheibe weg. Die ist erstmal nur dazu da, die Pfeile aufzufangen", erklärt Volkhart Kuhn. Genau das macht er sich für seinen Kurs zunutze.

Mit Hildegard Opdenhövel und Detlef Kalthoff hat er zwei Kursteilnehmer, die kaum unterschiedlicher sein könnten - zumindest, was die Erfahrung angeht. Hildegard Opdenhövel hat den gleichen Kursus schon einige Male belegt, hat mittlerweile eine eigene Bogenausrüstung und ihre persönlichen Pfeile mitgebracht. Für Detlef Kalthoff ist der Umgang mit Pfeil und Bogen Neuland. Dementsprechend startet Volkhart Kuhn erstmal mit der Erklärung zur Ausrüstung. Unterarmschutz, um blaue Flecken am Bogenarm zu vermeiden und ein Ankertab, das die Finger, die an der Bogensehne sind, schützt. "Ansonsten würde nach ein paar Schüssen die Sehne rot und es würde unschön auf den Boden tropfen", scherzt der Kursleiter.

Es folgt eine schnelle Einführung in die richtige Haltung beim Schießen: Füße schulterbreit aufstellen, so, dass sich über die Fußspitzen eine gedachte Linie zum Ziel ergibt. Dann muss man mit dem Bogen in der Hand seinen Ankerpunkt finden. "Das ist ein Punkt im Gesicht, den man immer wieder sucht", erklärt Volkhart Kuhn. Bogensehne bis zum Gesicht ziehen, den lockeren Daumen am Unterkieferknochen entlangführen, bis der Pfeil am Mundwinkel anliegt. Die Schulter des Bogenarmes nach unten drücken, den Ellbogen des Arms, der den Pfeil hält, über das Schulterniveau nach oben führen. "So kommt die Kraft für das Schießen aus der Rückenmuskulatur", erklärt der Kursleiter. Feuer frei.

Dann geht es auch schon an die ersten Schüsse: Die leicht zu spannenden Bögen liegen in den Händen der Kursteilnehmer. Jetzt geht es ans Annocken der Pfeile: Die werden mit ihrem hinteren Ende zwischen zwei Markierungen an der Bogensehne angelegt und zusätzlich an eine Führungsschiene am Bogen. Anlegen auf die Zielscheibe aus Stroh, die mit einem Fangnetz versehen vor der Fensterfront des Raumes steht. Nach den ersten fünf Pfeilen sieht man bei beiden Teilnehmern schon ein relativ einheitliches Schussbild. "Ich glaube, wir haben hier ein Naturtalent", lobt der Kursleiter den Anfänger Detlef Kalthoff. "Wenn sich Felder ergeben, also alle Pfeile in einer Ecke der Scheibe stecken, dann ist das ein Indiz für gutes Schießen", erklärt Volkhart Kuhn. Wenn das intuitive Bogenschießen richtig ausgeführt wird, ergeben sich diese Felder von alleine. "Wir haben beim Schießen beide Augen offen. Wir zielen also nicht so, wie andere Bogenschützen", sagt der Kursleiter.

Nun geht es an die ersten Korrekturen der Haltung. Stimmt der Ankerpunkt? Wird die Hand an der Sehne richtig geführt? Ist die Körperspannung da? Schließlich gibt es eine Einführung in die spezielle Atemtechnik der "Do Kan Yo"-Methode. Und die ist wichtig, kommt Volkhart Kuhn doch aus dem Yoga zu Pfeil und Bogen. "Ruhe, Konzentration, Gelassenheit und richtige Atmung stehen im Vordergrund", sagt er. Und schon nach kurzer Zeit lässt sich in dem Prozess des Abschießens eines Pfeiles eine Art meditative Handlung erkennen. Die Kursteilnehmer schießen langsamer, als noch einige Stunden zuvor. Ihre Bewegungen sind ruhiger und flüssiger und die Pfeile landen teils so dicht nebeneinander, dass man meinen könnte, die Schützen wären bereit, Robin Hood Konkurrenz zu machen.

"Durch die spezielle Atemtechnik nimmt man die eigene Atmung und auch die eigenen Bewegungen viel bewusster wahr", sagt Detlef Kalthoff fest. "Und durch die Konzentration kommen auch die eigenen Gedanken zur Ruhe." Er will sich nun selbst eine Ausrüstung zulegen und das Hobby im eigenen Garten weiterbetreiben. "Ich denke, das wird mir sowohl für mein Privatleben als auch für meinen Beruf etwas bringen. Denn wer die Ruhe bewahren kann, trifft bessere Entscheidungen." Auch Hildegard Opdenhövel ist zufrieden. "Ich entdecke immer wieder neue Dinge, denen ich vorher noch nicht so viel Beachtung geschenkt habe. Jede Kursteilnahme bringt wieder etwas Neues." Volkhart Kuhn freut sich über die sichtbaren Fortschritte der Schützen. Im Herbst gibt es einen neuen Kurs fürs Intuitive Bogenschießen.

(fla)
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