Dinslaken Hoch und heiß – der Arbeitsplatz des Kranführers

Dinslaken · Volker Enke ist Kranführer auf der Baustelle der Neutor-Galerie und arbeitete zuletzt in 70 Metern Höhe bei Temperaturen über 40 Grad.

 Volker Enke ist einer von vier Kranführern auf der Baustelle der Neutor-Galerie. Sein Kran ist mit einer Hakenhöhe von 68 Metern der höchste.

Volker Enke ist einer von vier Kranführern auf der Baustelle der Neutor-Galerie. Sein Kran ist mit einer Hakenhöhe von 68 Metern der höchste.

Foto: büttner

Der Förderturm der stillgelegten Zeche in Lohberg befindet sich auf Augenhöhe, die Kraftwerke in Voerde und Walsum scheinen in greifbarer Nähe zu sein und auch einen kurzen Blick auf den Rhein kann Volker Enke während seiner Arbeitszeit mitten aus Dinslakens Stadtmitte genießen. In schwindelerregender Höhe von rund 70 Metern hat er den derzeit höchsten Arbeitsplatz Dinslakens, doch in den vergangenen heißen Wochen war es freilich nicht der angenehmste. Enke sitzt in keinem klimatisierten Büro, sondern ist Kranführer auf der Baustelle der Neutor-Galerie. Zuletzt musste er in seiner kleinen Kabine Temperaturen jenseits der 40 Grad aushalten.

Seit 1990 übt Volker Enke seinen Beruf in luftiger Höhe aus, doch an eine solch heiße Baustelle wie die der Neutor-Galerie kann er sich in den vergangenen Jahren nicht erinnern. "Am schlimmsten ist es, wenn man gerade hoch geklettert ist. Dann muss man sich erst einmal zehn bis 15 Minuten akklimatisieren", berichtet der Kranführer, der mit einer kleinen Pause gute sechs Minuten bis zu seinem Arbeitsplatz in luftiger Höhe benötigt. Dreimal am Tag geht es für ihn nach oben, für den Weg nach unten zu den Pausen braucht er zwei Zeigerumdrehungen weniger: "Manche Kollegen bleiben auch den ganzen Tag oben, aber das kann ich nicht."

Das geht allein schon deswegen nicht, weil er bei den hohen Temperaturen literweise Wasser trinkt und deshalb wie die Kollegen am Boden auch zur Toilette muss. "Der Körper stellt sich aber darauf ein, dass er dann nur in den Pausen muss", sagt Volker Enke, der sich in kurzer Hose und mit Trägershirt zwischen acht und zehn Stunden mit der Sonne auseinandersetzt — ein Handtuch zum Wegwischen der Schweißperlen liegt immer bereit, aber ansonsten kann er sich nicht besonders gegen die Hitze wehren.

"Strom für einen Ventilator hätte ich, aber der bringt nichts, wenn man der Sonne schutzlos ausgeliefert ist. Ich kann nur die Tür, das Fenster vorn und die kleine Luke oben öffnen, damit man wenigstens das Gefühl bekommt, dass es ein bisschen zieht." Bei sommerlicher Gluthitze sehnt Enke den Feierabend genauso herbei wie die Kollegen am Boden: "Ich bewege mich zwar nicht so viel, aber einige verkennen, wie anstrengend es oben bei den Temperaturen sein kann, vor allem wenn man die acht Baukolonnen am Boden gleichzeitig versorgen soll. Mal kurz in den Schatten gehen — das kann ich nicht."

Was Volker Enke aber am besten von allen Bauarbeitern von seiner Position aus sieht, ist der Fortschritt, den die Neutor-Galerie von Tag zu Tag macht. In dieser Woche wurde wieder eine weitere fast 2000 Quadratmeter große Decke aus 650 Kubikmetern Beton gegossen und dank seiner Fotos aus der Kabine bekommt auch das "Bodenpersonal" eine Übersicht der Baustelle. "Von unten sieht es gar nicht so hoch aus, aber oben ist die Perspektive schon gewaltig. Das ist schon Können, was er aus 70 Metern mit dem Kran macht — einen Anfänger könnte ich nicht gleich hoch schicken", erzählt Polier Detlef Kisters von der Hellmich Unternehmensgruppe. Der gestrige Temperatursturz freut ihn ebenso wie Kranführer Enke: "Das tut wirklich mal wieder richtig gut."

(gaa)
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