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Dinslaken Keiner rettet die Karpfen

Dinslaken · In einem kleinen Rinnsal in der Rheinaue kämpfen rund zwanzig groß gewachsene Karpfen ums Überleben. Das flache Gewässer und Gitterstäbe töteten bereits eine Vielzahl. Für eine Rettung fühlt sich niemand zuständig.

Dinslaken/walsum Als Andreas Bäder vor zehn Tagen wie üblich mit seinem Hund durch die Rheinaue Walsum spazierte, machte er einen überraschenden Fund. Mehr als zwanzig Karpfen unternahmen den Versuch in einem kleinen Graben gegenüber des dortigen Grundwassersees zu schwimmen. Teich und Rinnsal sind durch einen kleineren Deich mit Fußpfad voneinander getrennt. Nach dem heftigen Unwetter am vorletzten Sonntag müssen die Karpfen über den Überlauf geschwemmt worden sein.

Das nicht mehr als zwei Meter breite Rinnsal verläuft parallel zur Straße Rheinaue und fließt langsam in die Richtung einer Pumpstation. Dort schützen Gitter die Pumpe vor Ästen und anderen Pflanzen. Im Fall der Karpfen allerdings erweisen sich die Gitterstäbe als lebensgefährlich.

Bäder, der nur wenige Gehminuten entfernt wohnt, beobachtete wie die mehr als 30 Zentimeter langen Tiere gegen die Stäbe schwammen, wohl in der Hoffnung ihrem Schicksal zu entkommen. Inzwischen tragen die Fische, die eigentlich in dem Grundwassersee zu Hause sind, gut sichtbare Verletzungen. Über dem Maul ist eine weiße Stelle von der Größe einer Kaffeetasse von dem Kampf mit den Gitterstäben zu sehen. Gut möglich, dass es sich dabei um eine für die Karpfen oft tödlich endende Infektion handelt. Bäder bemühte sich, jemanden zu finden, der sich für die Tiere zuständig fühlt. Nachbarn sprachen mit der Feuerwehr und dem NABU — vergeblich. Gestern, als Bäder mit Vertretern der Presse noch mal zu der Stelle lief, waren dort auch zwei Mitarbeiter der Feuerwehr Dinslaken zugegen. Sie nahmen sich nach eigener Aussage vor, die Zuständigkeit für das Gewässer zu klären. Auf Nachfrage am Nachmittag verwies Robert Fiedler, der sich ebenfalls ein Bild von der Lage gemacht hatte, auf die Leitung der Feuerwehr. Gestern waren keine Informationen bezüglich des künftigen möglichen Vorgehens der Feuerwehr mehr zu bekommen. Es ist nicht klar, ob irgendetwas passiert ist.

Überhaupt bestritt Fiedler mit seinem Kollegen noch vor Ort, dass die Karpfen in Not seien. Sie hätten genügend Wasser und könnten schließlich schwimmen, sagten die Feuerwehrmänner. Andreas Bäder, der seit Jahren entlang des Rinnsals spazieren geht, warnte davor, dass der ohnehin niedrige Wasserpegel weiter sinken könnte, was bereits in der Vergangenheit regelmäßig geschah. Fällt der Wasserstand weiter, dürften die ausgewachsenen Karpfen keine Chance auf ein Überleben haben.

Ohnehin waren von den anfangs gezählten mehr als 20 Karpfen gestern nur noch drei zu sehen. Sie trieben recht kraftlos dahin und stemmten sich gegen die Strömung. Zwei ihrer Artgenossen hatte Andreas Bäder bereits tot auf dem Gehweg gefunden. Wie sie dorthin gekommen sind, weiß er nicht.

(her)
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