Dinslaken Nach dem Verbindenden suchen

Dinslaken · Neujahrsempfang der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Vincentius im Lohberger Ledigenheim.

 Viele Gäste waren gestern der Einladung zum Neujahrsempfang der Sankt-Vincentius-Gemeinde ins Lohberger Ledigenheim gefolgt.

Viele Gäste waren gestern der Einladung zum Neujahrsempfang der Sankt-Vincentius-Gemeinde ins Lohberger Ledigenheim gefolgt.

Foto: Martin Büttner

Lohberg und das Ledigenheim im Dinslakener Stadtteil sind als Hort islamistischen Terrors seit Tagen in den Schlagzeilen. Das konnten die Verantwortlichen der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Vincentius nicht ahnen, als sie ihren Neujahrsempfang planten und dazu just ins Ledigenheim einluden. Aber natürlich war das aktuelle Geschehen prägendes Thema des gestrigen Morgens. In einer Zeit, "wo es scheint, dass die Weltengemeinschaft auseinanderbricht und Angst und Sorge eine Präsenz einnehmen, die atemlos macht", suchte Pastor Gregor Kauling in seiner Ansprache nach dem Gemeinsamen und Verbindenden. Es sei gut, in Lohberg zu Gast zu sein, wo viele Religionen und Nationalitäten zusammenlebten, erklärte der Pastor. Er forderte dazu auf, keine neuen Gräben aufzureißen, sondern das Gespräch miteinander zu suchen. Kauling mochte dann auch nicht in den allgemeinen Ruf dieser Tage "Je suis Charlie" einstimmen, sondern wies darauf hin, dass das Taktgefühl auch Grenzen respektieren müsse. Dennoch hatte er sich vom französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo", dessen Redaktion Opfer des tödlichen islamistischen Anschlags geworden ist, inspirieren lassen. "Tout est pardonée - Alles ist vergeben" - die Titelzeile der ersten Ausgabe nach den brutalen Morden nahm Kauling zum Anlass darauf hinzuweisen, dass "Barmherzigkeit und Vergeben" die zentralen Themen aller drei monotheistischen Religionen seien. Dies sei in diesen Zeiten eine tröstliche Erkenntnis. Der Pastor der Sankt-Vincentius-Gemeinde forderte dazu auf, ganz konkrete Versuche zu unternehmen, um herauszufinden, was die Menschen verschiedener Religionen und Kulturen verbindet. Das erste Kapitel des Johannesevangeliums weist für Kauling den Weg. "Was sucht ihr", fragt Jesus die Jünger und als die antworten, "Meister, wo wohnst Du" fordert Jesus sie auf "Kommt und seht". Jesus fordere, so Kauling die Menschen auf, sich darüber klar zu werden, was sie selber in ihrem tiefsten Inneren wollen. Und lässt sie ihren eigenen Weg finden, indem er sie einlädt, zu kommen und zu sehen. Es gehe darum, voneinander wissen zu wollen, zu erfahren, was den anderen bewegt. Aber nicht nur mit Blick auf die unterschiedlichen Religionen stellte Kauling die Frage, ob die Menschen genug voneinander wissen. Der Pastor fragt sich das auch mit Blick auf die eigene aus sieben Pfarren entstandene Gemeinde. Der pastorale Raum werde immer größer, die Gemeinschaft der Gläubigen aber kleiner. Auf diese widersprüchliche Erfahrung müsse der Pastoralplan, der gerade für die Sankt-Vincentius-Gemeinde erarbeitet wird, Antworten geben. Dabei gehe es einerseits darum, "die Kirche im Dorf zu lassen", der eigenen Konfession Heimat zu geben und andererseits die Weite der Kommunikation zu suchen. Die Menschen zu erreichen, wo sie sind, ist Ziel des Pastoralplans für 2015.

Für den 14. März sind alle Interessierten ins Johannahaus eingeladen, um all den Fragen nachzugehen.

(RP)
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