Voerde Stadt gegen Schwächung des Ortskerns

Voerde · Der Entwurf zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts sah für Friedrichsfeld eine Verkleinerung des zentralen Versorgungsbereichs vor. Der bisherige Widerstand zeigt nun Wirkung.

 Der neugestaltete Friedrichsfelder Marktplatz.

Der neugestaltete Friedrichsfelder Marktplatz.

Foto: fröhlich

In der nächsten Beratungsfolge der politischen Gremien, die heute beginnt, soll das neue Einzelhandelskonzept der Stadt Voerde auf den Weg gebracht werden. So sieht es der Fahrplan der Verwaltung vor. Als erstes wird heute der Planungs- und Umweltausschuss (17 Uhr, Zimmer 137 im Rathaus) über das Papier beraten, mit dem die Stadt die Leitlinie für künftige, den Einzelhandel betreffende Planungen festlegt, die über den entsprechend aufzustellenden Bebauungsplan ihre Umsetzung erfährt. Der vom Planungsbüro Acocella vorgelegte Entwurf zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes war im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung teils auf massive Kritik gestoßen.

Ein Großteil der Stellungnahmen - der Verwaltung zufolge waren es insgesamt 26 - habe sich auf die im Entwurf "geplante Abgrenzung des Stadtteilzentrums Friedrichsfeld" bezogen. Kritisiert werde dabei, dass die nördliche Poststraße - inklusive Grundstück des Discounters Penny und der Bäckerei Ernsting - kein Bestandteil des Zentrums mehr ist. Mit der Zuordnung zum "zentralen Versorgungsbereich" würden "bestimmte Ansiedlungsmöglichkeiten" zugestanden, erklärt Hans-Martin Seydel, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht. Den Widerstand der von der Ausgrenzung betroffenen Grundstückseigentümer hält die Verwaltung daher für verständlich. Bei einer Infoveranstaltung im August 2016 wurde die Sorge laut, dass sich die an der Poststraße ansässigen Unternehmen nicht weiterentwickeln können und sich das Konzept negativ auf ihre Geschäfte auswirken könnte, sollten sie diese in Zukunft vergrößern oder später einmal verkaufen wollen.

Die Einwände blieben nicht ungehört. Dies zeigt der Abwägungsvorschlag, den die Verwaltung als Teil der Drucksache zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes vorlegt. Dabei wird deutlich, dass die Empfehlung des Gutachters auf Verkleinerung des "zentralen Versorgungsbereiches" zwar als "tragfähig" begründet gesehen, andererseits aber die "traditionelle Wahrnehmung" der ansässigen Bevölkerung mit in die Waagschale geworfen wird. Besonders die Nordseite der Poststraße werde seit jeher in Verbindung mit dem Bahnhof zur Ortsmitte zugehörig empfunden. Der Vorschlag lautet nun, den zentralen Versorgungsbereich auf die Nordseite der Poststraße auszuweiten - "jedoch begrenzt auf eine Bautiefe". Heißt: Eingangsbereich und Präsentation sollen sich an der Poststraße befindet. Die Stadt sieht gleichwohl Risiken für den Fried-richsfelder Ortskern: So werde durch eine "stark lebensmittelorientierte" Neuansiedlung an der Nordseite der Poststraße "ein Konkurrenzstandort" zum Marktplatz geschaffen und die dort erst kürzlich erfolgten Investitionen entwertet. Auf lange Sicht bestünde dort sogar die Gefahr von Leerständen. Dem würde die Stadt dadurch entgegenwirken wollen, indem sie die Verkaufsflächengröße an der Poststraße durch die Bauleitplanung so beschränkt, dass zwar Discounter für die Nahversorgung, jedoch kein zweiter Vollsortimenter errichtet werden kann. Auch mit Blick auf eine mögliche Konkurrenz zur Voerder Innenstadt will die Stadt in Friedrichsfeld regulierend eingreifen. Mit einem Lebensmittel-Vollsortimenter (die Rede ist von Edeka am Marktplatz) und zwei Discountern (neben Penny auch Lidl auf der anderen Seite der Bahn) biete der Stadtteil heute ein stärker differenziertes Lebensmittelangebot und "größere Auswahlmöglichkeiten als die Innenstadt Voerde", heißt es.

Dies könne gerade Anbieter "höherwertiger Waren" veranlassen, bei entsprechendem Flächenangebot "nicht in der Innenstadt, sondern vorrangig in Friedrichsfeld einen Standort zu suchen. Deshalb will die Stadt die Ansiedlungspolitik im Friedrichsfelder Ortskern so steuern, dass großflächige oder annähernd großflächige Anbieter des mittel- und langfristigen Bedarfs (wie Bekleidung, Schuhe, Elektronik) bei entsprechend verfügbaren Flächen vorrangig in die Innenstadt gelenkt werden.

(P.K.)
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