Hintergrund Voerde braucht preiswerten Wohnraum

Dinslaken · Eine öffentliche Förderung ist auch weiterhin notwendig, um den Bedarf nach bezahlbaren Wohnungen zu berücksichtigen.

 Die Wohnbau errichtet an der Spellener Straße einen Gebäudekomplex. Von den 24 Wohnungen sind 20 öffentlich gefördert.

Die Wohnbau errichtet an der Spellener Straße einen Gebäudekomplex. Von den 24 Wohnungen sind 20 öffentlich gefördert.

Foto: Wohnbau

VOERDE Die Schaffung und Bereitstellung von öffentlich gefördertem Wohnraum ist eine wichtig Aufgabe, um auch denjenigen Menschen Wohnungen anbieten zu können, sie sich am freien Markt nicht angemessen mit Wohnraum versorgen können und deshalb auf Unterstützung angewiesen sind. Die Bedeutung dieser Thematik mit ihrem sozialen Aspekt betonte Bürgermeister Dirk Haarmann in der gemeinsamen Sitzung, zu der die Mitglieder des Sozialausschusses und die des Planungs- und Umweltausschusses im Rathaus zusammen kamen.

Öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen, sei gesetzlicher Auftrag, so der Bürgermeister weiter. Dabei gelte es auch, vorhandenen Wohnraum zu erhalten, an den demografischen Wandel anzupassen und energetisch nachzurüsten. Öffentlich geförderter Wohnungsbau sei zudem von städtebaulicher Relevanz, bestehende Wohnquartiere müssten gestärkt werden. Profitieren sollen von der öffentlichen Förderung insbesondere Familien, Haushalte mit Kindern, Alleinerziehende, Schwangere, Ältere sowie Menschen mit Behinderung. Soziale Wohnraumförderung hat nach Aussage des Bürgermeisters den Zweck, für bezahlbare Mieten unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmieten zu sorgen.

Ein Blick in die Voerder Statistik zeigt, dass es im Stadtgebiet mit Stand 31. Dezember 2015 insgesamt 16.878 Wohnungen gibt. Davon sind 1103 sozial geförderte Mietwohnungen und 34 Mieteinfamilienhäuser. Somit liegt der Anteil öffentlich geförderten Wohnraums bei 6,53 Prozent. Von den 1103 geförderten Wohnungen besitzt die Stadt gegenwärtig noch bei 84 das Belegungsrecht, das über 15, 20 oder 25 Jahre laufen kann. Nach Ablauf der städtischen Belegungsrechtes gilt weiterhin die Zweckbindung. Dies bedeutet, dass der Vermieter sich zwar die Mieter aussuchen kann, diese aber über einen Wohnberechtigungsschein verfügen müssen. In den zurückliegenden zehn Jahren entfiel bei 323 öffentlich geförderten Wohnwohnungen das Belegungsrechts der Stadt. Bis Ende des 2018 wird die Kommune ihr Belegungsrechts über 47 von bislang 84 öffentlich geförderten Wohnungen verlieren, wie der Bürgermeister in der Sitzung weiter berichtete.

Nach Haarmanns Worten besteht in Voerde weiterhin Bedarf an gefördertem Wohnraum, zunehmend benötigt würden kleinere Wohneinheiten, aber auch Wohnraum für kinderreiche Familien ab drei Kindern. Zudem besteht Bedarf an Wohnungen für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen (wie beispielsweise Stellplatz, Ladestation für E-Scooter). Aber auch für Senioren müsse angesichts des sinkenden Rentenniveaus günstiger Wohnraum geschaffen und erhalten werden, allgemein würden barrierefreie seniorengerechte Wohnungen benötigt ebenso wie heimverbundene Altenwohnungen und barrierefreie Wohnungen für die zunehmende Zahl behinderter Menschen.

Der Wohnungsmarktbericht NRW 2016 weist landesweit einen Baubaubedarf von rund 400.000 Wohnungen bis 2020 aus, wie Voerdes Baudezernent Wilfried Limke berichtete. Im Kreis müssen 10.000 bis 15.000 Wohnungen neu gebaut werden. Ein bedeutender Anteil am Zuwachs werde durch Flüchtlingshaushalte verursacht. Auch in Voerde müsse man sich in absehbarer Zukunft auf Wohnraumbedarf einstellen, langfristig sei die Perspektive unsicher. Nun gelte es, den kurzfristigen Bedarf zu decken, ohne dabei den Leerstand von morgen zu schaffen. Limke betonte die städtebauliche Relevanz öffentlich geförderten Wohnraumes, der auch in Quartieren von hoher Qualität entstehe. Angesichts der Herausforderungen müsse die Kommune ihre eigenen, für Voerde typischen Antworten geben. Geförderte Wohnungen müssen gebaut und preiswerter Wohnraum erhalten werden.

(RP)
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