Unsere Woche Wenn die Narren im Rathaus die Macht übernehmen

Dinslaken · Von Hammerwitzen in der Rathausbütt, Ohrwürmern, närrischen Evergreens und Märchen - die Bürger haben reichlich Grund für jecken Frohsinn. Und nicht nur im Karneval.

Ja, Helau erstmal in diesen närrischen Zeiten. Ich weiß ja nicht, ob es sich schon bis zu Ihnen rumgesprochen hat. In Dinslaken hat es seit langer, langer, langer Zeit mal wieder einen Möhnensturm aufs Rathaus gegeben. Das Ergebnis war vorhersehbar.

Die jecken Weiber haben den Bürgermeister gnadenlos niedergebützt, im Rathaus sind die Narren an der Macht. Ja und, fragen Sie, was hat sich damit jetzt da groß geändert? Mit Verlaub. Da tun Sie den Frau- und Herrschaften jetzt aber wirklich Unrecht. Wie? Nein, nicht den Politikern oder der Verwaltungsspitze - den Narren.

Oder glauben Sie etwa, dass sich echte Narren so viel jeckes Zeug ausdenken würden, wie es so das ganze Jahr über im Rathaus produziert wird?

Erinnert sei da beispielsweise an den viel beachteten Auftritt des Dinslakener Bürgermeisters in der Rathausbütt mit seinem hohen Lied der politischen Aufsichtsräte in einer der vielen Diskussionen zum Thema Sparkasse: "Wir haben auf die Kasse aufgepasst und nicht einen Cent verprasst. Doch auf einmal war die Kohle fott , o Gott, o Gott, o Gott, 13 Mio sind weg, was für ein Schreck, doch wer sagt, das war verkehrt, dem sag ich klipp und klar, ist doch gar nicht wahr, das System hat sich bewährt." Hammerwitz - oder? Geben Sie es zu, einen von diesem Kaliber haben sie im Sitzungskarneval in dieser Session noch nicht gehört. Tusch, Narrhallamarsch, das verzückte Publikum zündet eine Rakete nach der anderen.

Und dabei hatte dieser Bürgermeister zu Beginn des vergangenen Jahres doch schon einmal die Dinslakener Bühnen gerockt, als er ankündigte, dass er in den nächsten Jahren viele, viele Millionen investieren wolle. Unvergessen sein Ohrwurm: "Wir schöpfen aus dem Vollen, versprechen das Blau vom Himmel, das DIN-Service-Haus ist voller Schimmel, jetzt gibt's ein neues, weil wir das gern wollen." Und als er dann ein bisschen später im Jahr die beiden nächsten Strophen folgen ließ, kannte die jecke Freude überhaupt keine Grenzen mehr: "Und, wie Sie sehen, Sie sehen nix, das ist einer unserer besseren Tricks, wo kämen wir hin, wir Staatsgewalten, wollten wir all unsere Versprechen halten. Doch bin ich stets bemüht, seh' aber ganz betrübt, wo böse Mächte walten, kann ich nix mehr gestalten. Die Kasse ist leer, es geht nichts mehr, jetzt wird's für den Bürger teuer, wir erhöhen einfach die Steuer."

Der Anspruch auf die sessionsübergreifende Narretei, der Fairness halber sei's gesagt, erhebt allerdings nicht nur das Dinslakener Rathaus. Den dürfen beispielsweise auch die Polizeioberen für sich mit Fug und Recht reklamieren, die kürzlich mit einer Neufassung eines alten Peter-Alexander-Hits die jecken Charts stürmten und speziell die Voerder zu Begeisterungsstürmen hinrissen: "Die kleine Wache in unserer Straße, die die das Leben sicherer macht, darin ist nachts keiner, der noch über dich wacht".

Und wo wir gerade bei der Spaßkasse waren: Die ist jetzt finster entschlossen, das Dinslakener Wintermärchen auf dem Altmarkt zu schreiben. Das, da dürfen wir sicher sein, wird ganz bestimmt ein Hit. Das Institut hat doch wirklich hinlänglich bewiesen, dass es in der Lage ist, eine märchenhafte Performance hinzulegen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende und glauben Sie bloß nicht, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post .de

(RP)
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