Dinslaken/Voerde/Hünxe Wilde Weiber stürmen die Rathäuser

Dinslaken/Voerde/Hünxe · In Dinslaken, Voerde und Hünxe übernahmen zum Auftakt des Straßenkarnevals an Altweiber die Möhnen die Regentschaft in den Rathäusern. Auf viel Gegenwehr trafen sie dabei nicht. Nur das Wetter wollte nicht mitspielen.

Dinslaken/Voerde/Hünxe: Wilde Weiber stürmen die Rathäuser
Foto: Lars Fröhlich

Pünktlich um 11.11 Uhr beginnt es in Dinslaken zu regnen. Vor dem verschlossenen Tor zum Burginnenhof hat sich die Narrenschar versammelt und während die Möhnen unter Führung von Stadtprinzessin Sonja I. (Liedlbauer) zur Ramme greifen, spannen einige Jecken schon Regenschirme auf oder kramen Ponchos aus ihren Taschen. Bürgermeister Dr. Michael Heidinger ergibt sich dem Ansturm der Möhnen und heißt die "Besatzer" des Rathauses willkommen. "Die Verwaltung hätte bis zum letzten Mann gekämpft, aber um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, habe ich beschlossen, die närrische Übermacht mit Bützen zu empfangen", erklärte der Bürgermeister und überreichte der Stadtprinzessin das Dinslakener Narrenzepter als Zeichen der jecken Vorherrschaft in der Stadt.

"Die Möhnen haben beim Rathaussturm für so viel Wind gesorgt, dass wegen einer Sturmwarnung die Feier auf dem Altmarkt abgesagt werden musste", scherzte Dinslakens Bürgermeister über den Ausfall der Feierlichkeiten in der Innenstadt. Stadtprinzessin Sonja I. zeigte Verständnis für die Absage der Altweiberparty auf dem Altmarkt, wie auch die anderen Jecken. "Sicherheit geht natürlich vor", sagte sie. Ihre Feierlaune wollten sich die Jecken von der widrigen Wetterlage und dem Ausfall der Feier nicht verderben lassen. "Wir werden sicher noch eine nette Gaststätte finden, wo wir ordentlich feiern können", erklärte die Stadtprinzessin. Denn neben der Feier auf dem Altmarkt wurde auch die traditionelle Altweiberparty in Walsum, die sonst eine Alternative gewesen wäre, abgesagt.

Nach der geradezu ungehinderten Machtübernahme der weiblichen Narrenschar im vergangenen Jahr wollte sich Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann dieses Mal nicht so wehrlos das Zepter, pardon, den Rathausschlüssel, aus der Hand nehmen lassen. Da wurde vor der Ankunft der regierungswilligen Weiber der Weg hinauf ins erste Obergeschoss mit rot-weißen Absperrbändern "verbarrikadiert" und der Aufzug "für Möhnen gesperrt". Ans passende Wurfmaterial hatten Haarmann und sein Mitstreiter, der Technische Dezernent Wilfried Limke, selbstredend auch gedacht. Doch ihr Konfettiregen konnte die Möhnen nicht lange stoppen.

Weitestgehend von Regen und Wind verschont blieben beim Rathaussturm in Hünxe die Möhnen. Um Punkt 16.11 Uhr stürmten sie mit einem Rammbock das Rathaus. Der sah etwas gruselig aus. Ein Skelett zierte die Rammenspitze, auf der "Der letzte Wirt von Hünxe" stand. Denn die Narren des ersten Karnevalsvereins Jeck in Hünx widmen sich thematisch dem Kneipensterben. So erhielt auch nicht - wie sonst üblich - eine Person den Ritterschlag von Dr. Michael Wefelnberg, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, sonder eben jener letzte Wirt. Bürgermeister Dirk Buschmann verlor neben seiner Krawatte auch die Macht im Rathaus. "Ich weiche weise der Gewalt, so sind wir Bürgermeister halt", lautete sein gereimter Kommentar.

(RP)
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