Kamp-Lintfort Gericht verhandelt Schlägerei im Hafturlaub

Kamp-Lintfort · 20-Jähriger zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Staatsanwalt von "Offenheit" beeindruckt.

Seinen kurzen Urlaub aus der Jugendhaft nutzte ein 20-Jähriger nicht, um sich zu sozialisieren, er prügelte sich. Statt offenem Vollzug erwarteten ihn umgehend eine geschlossene Haftanstalt und härtere Regeln.

Vor dem Moerser Jugendschöffengericht musste er sich außerdem wegen Körperverletzung verantworten und wurde zu weiteren sechs Monaten Jugendhaft verurteilt. Die wurden allerdings zur Bewährung ausgesetzt. Der Grund: Während der jüngsten Haftmonate habe der Mann genügend Zeit gehabt, über sein Fehlverhalten nachzudenken. Jetzt darf er sich allerdings nichts mehr zu Schulden kommen lassen.

"Die Faust muss in der Tasche bleiben und nicht im Gesicht des Gegners", warnte ihn die Richterin. Bei einem Anti-Aggressionstraining soll der Angeklagte nun lernen, Provokationen aus dem Weg zu gehen. Das war ihm bei seinem Hafturlaub im September noch schwer gefallen. In der Nähe eines Schnellrestaurants in Kamp-Lintfort hatten sich zwei Gruppen junger Leute gestritten. Einer der Männer beleidigte daraufhin die Freundin des Angeklagten. Das wollte der nicht hinnehmen und schlug zu.

Das Gericht sah zwar das Fehlverhalten des Angeklagten, allerdings auch die vorangegangenen Provokation. Der Geschädigte habe sogar seine Jacke ausgezogen, um sich auf eine Schlägerei vorzubereiten. Der Staatsanwalt war vor allem von der "schonungslosen Offenheit" des Angeklagten beeindruckt. Er habe nicht nur den Schlag sondern auch vorangegangenen Wodkagenuss eingeräumt. Wie er auf Alkohol und Provokationen reagiere sei derart gefährlich, dass man noch erheblich auf ihn einwirken muss. Das zeige sich sowohl an den Vorstrafen als auch im aufbrausenden Verhalten vor Gericht.

"Wir haben keine Zweifel daran, dass bei Ihnen immer noch schädliche Neigungen vorliegen", folgerte die Richterin. Es gebe aber auch viele Punkte zu seinen Gunsten.

(RP)
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