Heimat entdecken in Kamp-Lintfort Kamp-Lintforter entdecken ihre Stadt

Kamp-Lintfort · Mit der Bewerbung für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2020 haben viele Kamp-Lintfort auch ihre Heimatstadt neu entdeckt. Sie engagieren sich in den Arbeitsgruppen des Förderkreises, um ihre Stadt bunter zu machen.

 Bernhard Krebs ist in Kamp-Lintfort aufgewachsen.

Bernhard Krebs ist in Kamp-Lintfort aufgewachsen.

Foto: creich

Bernhard Krebs hat seine Kindheit im Schatten des Förderturms verbracht: "Ich bin im Gestfeld aufgewachsen und habe noch heute vor Augen, wie meine Mutter schnell die Wäsche ins Haus holte, wenn wieder eine dicke schwarze Wolke von der Zeche herüberzog." Als erst der Handyhersteller BenQ schloss und 2012 auch das Bergwerk West die Kohleförderung einstellte, sorgte sich Krebs um die Zukunft der Stadt und ihrer Bewohner. "Ich hätte nie gedacht, dass sich Kamp-Lintfort trotz der Einschnitte so positiv entwickeln würde. Das ist toll."

 Andreas Iland ist Projektleiter der Laga-Bewerbung.

Andreas Iland ist Projektleiter der Laga-Bewerbung.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bernhard Krebs ist einer von vielen Kamp-Lintfortern, die seit Anfang des Jahres tatkräftig dafür einsetzen, dass ihre Stadt den Zuschlag für die Ausrichtung der Landesgartenschau erhält. "Wir haben auf einem hohen Niveau begonnen und dann noch eine Schüppe drauf gelegt. Alle sind mit Feuer und Flamme dabei." Und so verwundert es nicht, dass für Bernhard Krebs die größte Entdeckung die Kamp-Lintforter selbst sind, die sich so sehr für ihre Heimatstadt einsetzen.

In Kamp-Lintfort kennt er sich bestens aus. "Meine Familie ist sehr naturverbunden, deshalb haben wir hier schon viel gesehen. Positiv hat mich die Entwicklung des Wandelwegs entlang der Fossa Eugeniana beeindruckt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass es dort nur Trampelpfade gab." Besonders stolz macht es den Behindertenbeauftragten der Stadt, wenn Freunde von außerhalb sagen, dass sie am liebsten in Kamp-Lintfort spazieren gehen.

Seit acht Jahren lebt Stephanie Winkendick in Kamp-Lintfort. Sie kam der Liebe wegen aus Hamburg "in die Provinz". Am meisten hat es sie erschreckt, dass es keinen Bahnanschluss gibt. "Ich hatte das Gefühl, am Ende der Welt zu leben. Mein Hamburger Freundeskreis macht sich heute noch darüber lustig", erzählt die Biologin. Aber die Menschen haben sie mit dem Manko versöhnt: "Der Niederrheiner ist offen und freundlich. Hier ist alles familiärer als in der Großstadt. Und durch meine Mitarbeit im Förderkreis der Landesgartenschau habe ich viele Menschen getroffen, die ich sonst niemals kennengelernt hätte." Das gilt auch für die Stadt selbst, die sich, wie sie findet, in einem spannenden Wandel befindet. Das Engagement brachte sie an Orte, die sie vielleicht nie aufgesucht hätte. "Wir haben immer verschiedene Treffpunkte vereinbart, so dass ich zum Beispiel im Haus des Bergmanns in der Altsiedlung zu Gast war. Die Mitglieder des Vereins für Bergmannstradition haben mich beeindruckt, der Zusammenhalt unter ehemaligen Bergleuten so ist so groß." Überhaupt hat Stephanie Winkendick das vielfältige Vereinsleben überrascht. Heute fiebert sie dem Besuch der Bewertungskommission entgegen, die sich ein Bild von der Stadt machen will. Winkendick gehört zu dem Team, das die Veranstaltungen rund um den Besuch vorbereitet hat.

Andreas Iland hat mit 16 Jahren zum ersten Mal eine Landesgartenschau besucht. Das war 1992 in Mülheim. 23 Jahre später organisiert er als Projektmanager die Bewerbung Kamp-Lintforts um die Landesgartenschau 2020. Als er 2007 bei der Wirtschaftsförderung der Stadt zu arbeiten begann, habe die Innenstadt noch den Charme der 1980er Jahre geatmet, erinnert er sich und betont: "Ich kenne keine Stadt, die sich so grundlegend verändert hat."

Auch ihn begeistert das Engagement der Bürger, die sympathisch und hemdsärmelig zupacken. Neue Einblicke in die Stadt hat ihm der Tag der offenen Gärten gewährt: "Es war spannend, einmal die privaten Rückzugszonen der Bürger zu entdecken." Die Stadt habe viele schöne Orte wie Prinzenplatz und Ek3. Besonders gern hält sich Andreas Iland aber in Kamp auf. "Es ist ein Ort, an dem man entschleunigen kann und zur Ruhe kommt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort