Kamp-Lintfort/Moers Nacht der Bibliotheken lockt neue Besucher an

Kamp-Lintfort/Moers · Die Mediathek in Kamp-Lintfort und die Bibliothek in Moers haben bei der landesweiten Aktion mitgemacht, mit der die Büchereien zu einem nächtlichen Treffpunkt - "The place to be" - werden sollen.

 Stefan Raschke mit seinen Kindern Jan (12) und Paula (8) bei der "Nacht der Bibliotheken" in Kamp-Lintfort.

Stefan Raschke mit seinen Kindern Jan (12) und Paula (8) bei der "Nacht der Bibliotheken" in Kamp-Lintfort.

Foto: Klaus Dieker

"Die Bibliothek ist nicht nur eine Ausleihstelle, sondern ein Platz zum Lernen, Treffen und Träumen für alle Altersgruppen." So interpretierte Eva Schmelnik-Tommes das diesjährige Motto der Nacht der Bibliotheken, das "The place to be" lautete. Deshalb organisierte die Leiterin der Moerser Bibliothek mit ihren Mitarbeiterinnen eine Nacht, in der es für jede Altersgruppe unterschiedliche Angebote gab, zum Beispiel Buttonherstellung und Brettspiele für Kinder, Sportspiele und Karaoke für Jugendliche oder Make-up-Tipps und Information zur Atemtherapie für Menschen in den besten Jahren. Ferner konnten die Nachtliebhaber in der Bibliothek im Hanns-Dieter-Hüsch-Haus zu ungewohnter Stunde in Büchern oder Zeitschriften schmökern. Die Angebote am Freitagabend lockten auch neue Besucher an, die sonst nicht ihre Füße über die Schwelle der Bibliothek setzen, die sich zu Treffpunkten entwickeln sollen.

Das gilt für die Bibliothek in Moers wie für die Mediathek in Kamp-Lintfort, wo auch dieses - kaum messbare - Ziel der landesweiten Nacht erreicht wurde. Dabei herrschte in der Hochschulstadt nicht außergewöhnlich viel Betrieb. "Am Samstag vor einer Woche wurde die Mediathek eröffnet", erklärte Herbert Jung. "Beim Tag der offenen Tür war es proppenvoll. Dafür ging es beim Tag der Bibliothek ruhiger zu." Das Vorstandsmitglied der "Vereinigung Europäischer Begegnungsstätten" freute sich in der neuen Heimatstube, dass sich einige Besucher sogar den Nachdruck der Kamper Bibel anschauten. "Sie ist ein solitäres Kunstwerk, das nur Kenner interessiert", sagte er zu dieser Handschrift mit vielen kleinen Bildern, die wohl zwischen 1300 und 1322 entstand.

Dabei hatte Mediathek-Leiterin Katharina Gebauer mit ihren Mitarbeiterinnen ein Programm zusammengestellt, das ebenso umfangreich war wie bei den letzten Bibliotheksnächten. Zum Beispiel konnten Kinder in der Kinderbibliothek ein Bilderbuchkino verfolgen, Jugendliche im Zockerzimmer "daddeln" oder Erwachsene das Design- und Farbkonzept der neuen Mediathek bewundern. "Die ganze Woche war es voll", meinte die Mediathek-Leiterin. "Es gab viele Neumeldungen."

Am späten Freitagabend wurde die Mediathek noch einmal zu einem Treffpunkt. 40 Kamp-Lintforter sahen im Foyer, wie das erste Mal Möbel auf Rollen, in denen Zeitschriften und Bücher lagen, weggeschoben wurden, um dort Stühle aufzustellen. Sie wollten die erste Lesung in den neuen Räumen miterleben, zu der die Mediathek zusammen mit der Volkshochschule Moers-Kamp-Lintfort, der Bücherei am Rathaus und dem Verein Lesart eingeladen hatte.

Selim Özdogan las aus seinem Buch "Wieso Heimat? Ich wohne zur Miete!" vor. Der 46-jährige Kölner spielt in diesem satirischen Roman mit Klischees und Vorurteilen, die von seinem Protagonisten Krishna Mustafa als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters aufgedeckt werden. Als dieser für nach ein Studiensemester nach Istanbul wechselt, um seine Wurzeln und seine Identität zu suchen, findet er sie nicht. Dafür lernt er Heimat, die für den Autor ein Gefühl ist, das kaum zu greifen ist. "Heimat sind soziale Kontakte und Freunde", sagte er am Freitagabend. "Heimat ist ein begrenzter Raum. Aber das ist auch ein Smartphone. Heimat ist mehr."

(got)
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