Kamp-Lintfort RAG sichert "gläserne Altlasten" zu

Kamp-Lintfort · Die RAG Montan-Immobilien bleibt bei der Planung eines gigantischen Sicherungsbauwerks auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei des Bergwerks West. Eine Gefährdungsabschätzung soll noch in diesem Jahr beginnen.

 So sieht der schematische Aufriss des möglicherweise in Kamp-Lintfort entstehenden Sicherungsbauwerks aus.

So sieht der schematische Aufriss des möglicherweise in Kamp-Lintfort entstehenden Sicherungsbauwerks aus.

Foto: RAG

Manchmal umweht die Sprache von Ingenieuren ein Hauch von poetischem Bürokratismus. So etwa gestern auf dem Bergwerk West in Kamp-Lintfort als RAG-Montan-Immobilien-Geschäftsführer Hans-Peter Noll den Kamp-Lintfortern "gläserne Altlastenverhältnisse" auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage versprach.

Bürgermeister Christoph Landscheidt hatte den Ruhrkohle-Chef nach Kamp-Lintfort gebeten, damit der die Wogen der Empörung über den Umgang seines Unternehmens mit den Altlasten auf der Zeche glätte, noch ehe sie entstehen. "Das Thema muss aus dem Wahlkampf herausgehalten werden", sagte Noll gestern in erfrischender Offenheit.

Das dürfte wohl kaum gelingen, denn die Kamp-Lintforter sorgen sich um ihre Gesundheit. Schließlich wird auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei mit ihren bis zu 18 Meter tiefen Fundamenten eine gigantische Altlast vermutet. Laut Noll sind die historischen Erkundungen mit der Studie alter Pläne, Berichte und Luftbildaufnahmen inzwischen abgeschlossen, so dass das Areal mit dem größten Risikofaktor auf dem mehr als 60 Hektar großen Gelände inzwischen eingegrenzt ist.

Nun beginnt die konkrete Gefährdungsabschätzung mit der Entnahme von Bodenproben in den kontaminierten Bereichen. Erst danach könne gesagt werden, welche Maßnahmen im Einzelnen nötig sind.

Eine "Sonderlösung" für Kamp-Lintfort werde es jedoch nicht geben", betonte Noll. Die Altlasten würden gemäß den gleichen Maßstäben angepackt, wie das auch an anderen Orten im Ruhrgebiet geschehe. Das heißt: Die RAG wird versuchen, das Problem vor Ort zu lösen. Im Einzelfall sei zwar nicht auszuschließen, dass extrem gefährliche Giftstoffe "beseitigt" werden müssten.

"Es ist jedoch ein Irrtum, zu glauben, dass man alles rausholen kann", sagte Noll. Zum einen sei das Gift dadurch nicht weg, zum anderen sei das Gelände so groß, dass allein dafür mindestens eine neue Deponie gebaut werden müsste. Also bleibt es nach dem derzeitigen Stand bei dem "Sicherungsbauwerk": Die kontaminierten Böden werden mit Folie und Erdaushub abgedeckt, so dass nichts an die Außenwelt gelangen kann. Zum Grundwasser, das bereits jetzt belastet ist, kann keine Folie gelegt werden.

Daher werde das Wasser ringsum an zwölf verschiedenen Punkten abgepumpt und mit Hilfe von Kohlenstofffiltern "vollständig" gesäubert werden. "Wir haben selbst ein Interesse daran, nichts unter den Teppich zu kehren", versicherte Noll. "Wir werden hier eine zweistellig Millionensumme investieren. Wenn da auch nur ein Funken Misstrauen besteht, wird kein Mieter hierher kommen."

Hans-Peter Noll versicherte, dass das Sicherungsbauwerk unter der Verantwortung der RAG bleiben werde. Auf die Frage, wie lange das Gelände gesichert werden müsse, antwortete er: "Im Grunde auf unendlich."

(RP)
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