Kamp-Lintfort Spontaner Eltern-Protest am Rathaus

Kamp-Lintfort · Rund 60 vom Kita-Streik betroffene Eltern und Kinder formierten sich gestern mit Trillerpfeifen vor dem Rathaus. Sie fordern ein schnellstmögliches Ende der Streiks. Bürgermeister Christoph Landscheidt zeigt sich verständnisvoll.

 Viele Eltern waren mit ihren Kindern zum Rathaus in Kamp-Lintfort gekommen, um sich Gehör zu verschaffen. Bürgermeister Christoph Landscheidt (links) stellte sich den Fragen und kritischen Kommentaren.

Viele Eltern waren mit ihren Kindern zum Rathaus in Kamp-Lintfort gekommen, um sich Gehör zu verschaffen. Bürgermeister Christoph Landscheidt (links) stellte sich den Fragen und kritischen Kommentaren.

Foto: Klaus Dieker

Erst in der vergangenen Woche hatte die Stadt Kamp-Lintfort angekündigt, den von den Streiks in den Kindertagesstätten betroffenen Eltern die Beiträge zurück zu erstatten. Doch einigen Kamp-Lintfortern ging dieses Zugeständnis anscheinend nicht weit genug. Denn am gestrigen Dienstag formierten sich rund 60 Eltern und Kinder mit Tröten und Trillerpfeifen vor dem Lintforter Rathaus, um lautstark ihre Verärgerung über die aktuelle Situation zu zeigen und eine Stellungnahme von Bürgermeister Christoph Landscheidt zu erhalten.

Auf Initiative der Kamp-Lintforterin Tanja Hoog, die selbst vom Kita-Streik betroffen ist, hatte sich die Idee einer spontanen Demonstration schnell über die sozialen Netzwerke verbreitet. "Wir stehen heute hier, weil letztendlich in den Verhandlungen nichts passiert und wir alle in die Röhre gucken", sagte die 32-Jährige vor dem Rathaus. "Wenn wir alle nicht selber arbeiten müssten, wäre der Streik ja überhaupt kein Problem. Denn inhaltlich stehen wir hinter den Forderungen der Erzieher. Doch langsam muss sich etwas tun in den Verhandlungen."

Auch Katrin Brand nahm am "Rathaussturm" teil. "Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Stadt uns die Beiträge zurückerstattet. Allerdings zahle ich sehr gerne den Beitrag, wenn ich dafür auch die entsprechende Leistung erhalte. Daher möchten und hoffen wir, dass der Bürgermeister nun den Druck auf die entscheidenden Stellen erhöht." Andere Eltern zeigten sich weniger diplomatisch: "Das alles wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Die ganze Quatscherei bringt doch nichts, da muss jetzt eine Lösung her", stellte ein erboster Vater fest.

Die Versammlung vor dem Rathaus blieb derweil auch in der fünften Etage nicht unbemerkt. Wenige Minuten nach Beginn des Elternprotestes bat Bürgermeister Landscheidt alle Teilnehmer ins Rathausfoyer und stand Rede und Antwort. "Sie können sich sicher sein, dass ich auf Ihrer Seite stehe. Dennoch sind wir als Stadt kaum in der Lage, diesen Streik zu beeinflussen. Mehr Notgruppen kann ich Ihnen auch nicht versprechen, wir werden aber versuchen, weitere einzurichten." Sollten die Verhandlungen letztlich dazu führen, dass die Erzieher die geforderten zehn Prozent Lohnsteigerung erhielten, stünden der Stadt rund 200 000 Euro an Mehrausgaben bevor. "Dann können wir freiwillige Leistungen wie die Musikschule oder Bücherei nicht mehr aufrecht erhalten." Daher müsse man eigentlich in Berlin protestieren, um mehr Geld für die Kommunen zu erstreiten.

Tanja Hoog zeigte sich hinterher trotz fehlender Perspektive dennoch zufrieden: "Ich finde es toll, dass er sich unseren Fragen gestellt hat und unsere Sorgen ernst nimmt. Klar ist aber auch, dass er allein nicht für sofortige Ende der Streiks sorgen kann."

(p-m)
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