Kamp-Lintfort Vogelbauer renoviert alte Armbrust

Kamp-Lintfort · Beruflich hatte Adolf Dormann mit Eisen und Stahl zu tun. "Ich war Betriebsschlosser auf dem Bergwerk Friedrich Heinrich", berichtet der 73-jährige Kamp-Lintforter. Doch seitdem er 1993 in Anpassung ging, arbeitet er vor allem mit Holz.

 Adolf Dormann (links) und Hermann Köster mit der nun wieder tadellos funktionierenden Armbrust.

Adolf Dormann (links) und Hermann Köster mit der nun wieder tadellos funktionierenden Armbrust.

Foto: Christoph Reichwein

"Kolpingwirt Willi Lessmann hat uns die Armbrust im Mai 1997 gestiftet", erzählt Köster. "Da war sie schon nicht mehr neu, sondern vielleicht zehn Jahre alt." Der Beisitzer im Vorstand der Freischützen kontaktierte die Carl Walther Sportwaffen GmbH, die die Armbrust mit Schaft Mitte der 1980er Jahre hergestellt hatte. Er fand den Namen des Schießgerätes heraus. "Sie heißt Match-Armbrust. Match wie Englisch für Spiel." Außerdem erfuhr er: "Ein Schaft für diese Armbrust ist nicht mehr lieferbar."

Als jemand, der auch Vogelbauer ist, sprach Köster den befreundeten Vogelbauer Adolf Dormann an, der direkt zusagte, den Schaft zu ersetzten, da die Mechanik des Schießgerätes noch sehr gut in Takt ist. "Computergesteuerte CNC-Fräsen können den Schaft automatisch ausfräsen, wie 1000 weitere gleiche Schäfte", berichtet Dormann. "Aber dazu ist ein Programm zu schreiben. Das dauert wochenlang und ist für einen einzigen Schaft viel zu aufwendig." Deshalb stellte er dieses Stück wie ein klassischer Handwerker als Einzelstück her. Mit einer Bandsäge sägte er aus einer Schichtholzplatte, in der mehrere dünne Holzschichten miteinander verleimt sind, die Form grob aus. Mit einer Fräse arbeitete er die Führung für den Lauf und den Abzug heraus. Mit einem Bohrer stellte er Löcher her, um die Schussmechanik zu befestigen. Mit einem Winkelschleifer schliff er den Schaft und mit einer Feile feilte er ihn. Mit groben Schmirgelpapier, Stahlwolle und feinem Schmirgelpapier schliff er die Oberfläche immer feiner. Mit Kieferlasur strich er das Holz einmal, dreimal dünn mit Bootslack, um die Härte zu gewährleisten.

Zum Abschluss setzte Dormann die Mechanik ein. Vier Wochen arbeitete er am Teilneubau. "Sportwaffen sind Präzisionsgeräte", erzählt der scheidende Kaiser der St.-Bernhardus-Schützenbruderschaft Rossenray, der 1995 Bundeskönig der historischen deutschen Schützenbruderschaften war.

"Es ist ein Meisterwerk geworden", zeigte sich Hermann Köster begeistert, als er die Armbrust mit neuem Schaft in Empfang nahm. "Du hast eine fantastische Arbeit abgeliefert. So eine tolle Leistung verdient besonderes Lob und Anerkennung." Das nächste Mal ist die Armbrust im Einsatz, wenn die Freischützen im Frühling 2019 um die Königswürde schießen.

(RP)
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