Kreis Mettmann Tierfreundin findet Fleisch mit Nägeln

Kreis Mettmann · Erneut sind Köder aufgetaucht, die bei Tieren schwere Verletzungen verursachen können. In kreisangehörigen Städten wurden in den vergangenen zwei Jahren präparierte "Leckerchen" gefunden, einige Hunde sind verendet.

 Auf diesem kurzen Grünstreifen am Ziegeleiweg in Hochdahl fand Susanne Liebig mehr als 50 Hundeköder, als sie mit Ludwig und Lisa Gassi ging.

Auf diesem kurzen Grünstreifen am Ziegeleiweg in Hochdahl fand Susanne Liebig mehr als 50 Hundeköder, als sie mit Ludwig und Lisa Gassi ging.

Foto: D. Janicki

Es ist kurz nach Mitternacht, als Susanne Liebig (36) mit ihren beiden Hunden Ludwig und Lisa noch einmal kurz vor die Haustür geht. Die Erkratherin wohnt nur wenige Meter vom Ziegeleiweg, einem beliebten Spazierweg entlang der S-Bahn-Strecke in Hochdahl, entfernt. Plötzlich wittern ihre Hunde etwas und beginnen am Wegesrand im Laub zu schnuppern. Das rege Interesse ihrer Hunde macht die Frau stutzig — zum Glück. Geschickt unter Blättern versteckt, liegen an die 50 mit Nägeln gespickte Hundeköder. Sie sammelt die tödlichen Fleischstücke ein und informiert umgehend die Polizei.

Für sie ist der Fund präparierter Köder fast schon bittere Gewohnheit geworden: In allen Kreisstädten sowie im benachbarten Benrath ist es in den vergangenen zwei Jahren vorgekommen, dass Tierhasser sie auslegen, die Beamten müssen von offener Feindschaft zwischen Hundefreunden und -hassern ausgehen und sprechen bei den Ködern von "Heimtücke". Ein Benrather sah seinen Hund nach einem Spaziergang in Hilden innerhalb von zwei Stunden zugrunde gehen, die Köder waren mit Blaukorn präpariert gewesen. Ungefähr zur gleichen Zeit fanden sich vergiftete Köder in Ratingen-West und in Hösel, wo Blutwurstwürfel ausgelegt worden waren; Hundehalter warnten sich dort gegenseitig.

Vor wenigen Wochen waren Hundebesitzer in Monheim alarmiert, zuletzt machten Köder in Langenfeld Schlagzeilen. Alle Bitten um Hinweise und ausgesetzte Belohnungen brachten nichts. "Eine Riesensauerei", nennt es Polizeisprecher Frank Sobotta, und fügt an: "Noch nie ist jemand gefasst worden, der mit diesen Ködern in Zusammenhang zu bringen wäre." Das bestätigt auch Thomas Mielke, Leiter des Hildener Tierheims, der nicht nur Gefahr für Hunde sieht: "Auch Katzen und andere streunende Tiere können die Köder ja fressen." Er geht davon aus, "dass es sich immer um ein und dieselben Personen handelt, die das tun". Die Orte, an denen die Köder ausliegen, sind immer die selben. Kleingärten zwischen Hilden und Benrath, Jaberg und Kesselsweier, Rheinufer und beliebte "Gassigeh-Routen" in Langenfeld, Ratingen, Mettmann.

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass ein Unbekannter in Erkrath-Hochdahl versucht hat, Tiere auf diese Art und Weise zu verletzen. Seit etwa vier Jahren finden Susanne Liebig und andere Hundebesitzer regelmäßig verstecke Köder. Der Täter geht dabei immer gleich vor: Speckstreifen mit langen, dünnen Nägeln gespickt. Auch die Orte, an denen das Fleisch ausgelegt wird, variieren nur leicht. "Ich vermute, dass der Täter sich gut auskennt, denn die Köder liegen immer an beliebten Spazierwegen", sagt Liebig.

Wie schwer solche Köder die Hunde verletzen können, hat Susanne liebig selbst erfahren. "Vor vier Jahren hat Ludwig acht Fleischköder gefressen. Die Nägel waren überall — in der Lunge, im Kehlkopf und im Hals. Die Not-Operation hat er nur ganz knapp überlebt", berichtet sie. Damals hätten die Köder nur etwa 100 Meter von der jetzigen Fundstelle entfernt gelegen. "Ich hatte furchtbare Angst, dass wieder einer meiner Hunde was von dem Fleisch gefressen hat, aber dieses Mal habe ich es früh genug bemerkt", sagt sie.

Seit dem Vorfall mit Hund Ludwig und dem neuesten Köderfund geht Susanne Liebig immer mit ungutem Gefühl spazieren. "Ich habe mir jetzt sogar angewöhnt, abends, wenn es dunkel ist, mit dem Auto ein Stück weiter wegzufahren. Die Gefahr, dass ich Köder zu spät sehe, im Dunkeln ist mir einfach zu groß."

Die Polizei hat auch diese zuletzt gefundenen Köder inzwischen vernichtet, wie Frank Sobotta bestätigt. Den Tierhasser, der sie produziert hat, würde selbst im Falle einer Verhaftung keine schwere Strafe erwarten. Solange keinem Tier etwas passiert, fällt das Auslegen unter "Versuch einer Sachbeschädigung", sonst ist es im strafrechtlichen Sinn Sachbeschädigung. Thomas Mielke vom Tierschutzverein: "Unsere Gesetze sind in diesem Punkt einfach nicht mehr zeitgemäß."

(RP)
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