Wuppertal Neues Magazin: Studenten schreiben schwermütig

Wuppertal · "Wenn der Deutsche Literatur macht, kommt meist ein schwermütiger Ton hinein", sagt der Germanist Stefan Neumann. Daran haben sich auch die Studierenden gehalten, die gerade mit dem 51-jährigen Literaturdidaktiker die erste Ausgabe von "Neolith" herausgegeben haben, ein Magazin für neue Literatur an der Bergischen Universität. "Fallhöhen" ist sie betitelt, Einsamkeit und Liebesweh sind große Themen auf den 100 Seiten. Axel Baum arbeitet sich an Fußballerfrisuren der 70er Jahre ab: "Befällt mich die Frisur wie eine schreckliche Krankheit?". Jan-Eric Friedrich trägt die bissige Legende vom fröhlich naiven Schwein bei, das in jeder grausamen Situation nur Positives erkennen kann. Mittendrin ist Marc Müllers freundliche Kindergeschichte um Max und seinen Hütehai mit den passenden Illustrationen platziert, ansonsten geht es um Depression und schweren Suff, liebloses Eltern-Allerlei und ein Bruderdrama.

In Neumanns Germanistik-Seminar über kreatives Schreiben in der Schule hat vor drei Jahren alles angefangen. Wohl gab es schon 2012 ein Vorläufer-Magazin namens "Leonid", doch wenn die Mitwirkenden das Studium beendet haben, schläft solch ein Projekt eben leicht ein. Mit frischen Elan ist die aktuelle Neuner-Truppe am Werk, die sich nach dem Seminar selbst literarisch ausprobieren wollte. Erst lasen sich die Studierenden die Ergebnisse nur gegenseitig vor, dann wollten manche auch eine kritische Analyse. "Das konnte aber nicht jeder vertragen, einige Leute sind deshalb abgesprungen", so Neumann.

Der Name "Neolith" erinnert zum einen an den verblichenen Vorgänger "Leonid" und spielt zum anderen auf die Jungsteinzeit (Neolithikum) um 5000 v. Chr. an: "Damals sind die Menschen sesshaft geworden - eine Voraussetzung fürs Lesen und Schreiben."

Das Magazin ist im Schnitt gut lesbar. Die vierköpfige Redaktion hat sich geschickt mit Texten etablierter Wuppertaler Autoren verstärkt: Gedichte von Marina Jenkner, Wolf Christian von Wedel Parlow und Matthias Rürup. Falk Andreas Funke berichtet aus der Werkstatt zwischen Himmel und Hölle. Hank Zerbolesch lässt an Charles Bukowski denken. Bei Martin Hagemeyer bekommt die Realität eine surreale Dimension. Der erste Band ist für drei Euro erhältlich im Buchhandel, am Uni-Kiosk und auf: www.neoltih-magazin.de

(RP)
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