Wassenberg SPD: Diskussion im Rat wieder beleben

Wassenberg · Frank Gansweidt ist neuer Fraktionschef der SPD im Wassenberger Rat. Im RP-Gespräch berichtet er über die Schwerpunkte der Sozialdemokraten in der neuen Wahlperiode. Ein Entwicklungskonzept für die Gesamtstadt fehle.

 Frank Gansweidt ist der neue Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Wassenberger Stadtrat.

Frank Gansweidt ist der neue Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Wassenberger Stadtrat.

Foto: UWE HELDENS

Die SPD-Fraktion im Wassenberger Rat vollzog mit der jüngsten Wahl - die mit drei zusätzlichen (jetzt elf) SPD-Sitzen und vier Direktmandaten relativ erfreulich für sie ausging - zugleich einen Generationswechsel. Für den steht auch der neue Fraktionsvorsitzende Frank Gansweidt, der mit seinen 45 Jahren allerdings kein Neuling mehr im Stadrat ist - im Gegensatz zu sieben Kollegen in der SPD-Fraktion, die sich zurzeit einarbeiten, wie Gansweidt jetzt im Redaktionsgespräch berichtete. Als "bereichernd anstrengend" bezeichnet er mit einem Schmunzeln die Arbeit im neu formierten Team. "Man muss viel erklären", sagt er, "aber das zwingt einen selbst auch dazu, seine Position zu hinterfragen und zu begründen, was ja nicht schlecht ist."

Worin sieht die SPD ihre Arbeitsschwerpunkte in der aktuellen Ratsperiode? Nun, am Thema Innenstadtverödung kommt wohl kein Wassenberger Kommunalpolitiker derzeit vorbei. Das weiß auch Gansweidt. Dabei wolle die SPD den Blick von den punktuellen Ideen gegen leere Ladenlokale hin zu einem ganzheitlichen Entwicklungskonzept für die Stadt lenken, das auch die Ortsteile einbezieht. "Ortsteile wie Ophoven haben auch ihre Probleme, weil es dort keine Läden mehr gibt", sagt Gansweidt.

Dabei plädiert er auch für den Blick auf die Sozialstrukturen von Ortsbereichen. Das vom Kreis angestoßene Konzept der Quartierbildung hält er für sinnvoll. Neben den Geschäften muss es auch um funktionierendes Zusammenleben und gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt im Wohnviertel gehen, meint Gansweidt. "Wir brauchen da eine langfristige Vision."

In Sachen Leerstände in der Wassenberger Innenstadt plädiert er für neue Denkansätze, etwa den Versuch, ganz gezielt fünf, sechs Ladenlokale gemeinsam zu vermarkten, damit Wechselwirkungen stattfinden können. "Wir müssen wegkommen von Einzelmaßnahmen", sagt er und findet das, was Bad Münstereifel gegen den Auszug der Geschäfte getan hat, zumindest als Denkansatz interessant. Dort wurde ein Investor engagiert, der in Art eines Outletzentrums Geschäftsraum vermarktet hat. "Auch wenn das nicht exakt so zu übernehmen ist, die Richtung stimmt", sagt Gansweidt. Insgesamt sei die Stadt hier viel zu spät aktiv geworden.

Was am Effelder Waldsee bislang geschaffen wurde, findet Gansweidt gut. Gleichwohl setze die SPD weiter auf eine wohlwollend kritische Begleitung des Projekts und die Aufrechterhaltung des Runden Tisches mit Investoren und Anwohnern. In der Jugendarbeit wünscht sich die SPD mehr Augenmerk auf unorganisierte Jugendliche, die sich an einschlägigen Treffpunkten verabreden, statt im Jugendzentrum. Einen Streetworker hält die SPD (wie die Grünen) für sinnvoll. Da Vandalismus und Hundekot weiter Themen sind, glaubt Gansweidt, dass eine Ausweitung des Außendienstes der Stadt sinnvoll wäre.

Eine sachliche Zusammenarbeit im Rat und auch die Sondierungen in interfraktioneller Runde möchte Gansweidt (weiter) unterstützen. Die Diskussion im Rat aber müsse belebt werden. "Aufgrund der absoluten CDU-Mehrheit in der letzten Ratsperiode sind wir als SPD zu wenig wahrgenommen worden", räumt er ein. Das soll sich nun ändern. "Wir wollen Themen nicht zerreden", sagt der Diplom-Kaufmann. Und: "Ich bin immer für pragmatische Lösungen zu haben." Aber in Hinterzimmern ausgeklügelte Beschlüsse, wie in der letzten Wahlperiode hin und wieder der Fall, dürfe es nicht mehr geben.

(RP)
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